Wien
Festival "Calle Libre" macht Nordwestbahnhof bunt
Das Kunstfestival "Calle Libre" steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Umweltschutzes – Live Painting von "Müll-Skulpturen" inklusive.
Seit 2014 geht es jedes Jahr den Wiener Hauswänden an den Kragen. Aus einfachen, alten und teils mitgenommenen Fassaden entstehen bei "Calle Libre" riesige, bunte Kunstwerke. Das Festival für urbane Kunst, das von der Stadt Wien sowie den ÖBB unterstützt wird, geht nun in die neunte Runde. Die Themen 2022: Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimawandel.
Bunte Ideen auf Wiener Frachtbahnhof
Erstmals findet das Festival nicht an verschiedenen Orten in Wien statt. Vielmehr dient das Gelände des Nordwestbahnhofs eine Woche lang als Zentrum der Kunst. Bislang als Fracht- und Güterbahnhof genutzt soll hier bis 2024 ein neuer Stadtteil entstehen. Das Stadtentwicklungsprojekt bietet nun die Kulisse für Street Art.
Von 1. bis 7. August soll das Gebiet in Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen Künstlern in bunten Farben erstrahlen. An einer 400 Meter langen Lagerhalle bringen sie ihre eigenen Interpretationen des Themas "Regeneration" mittels "Live Paintings" zum Ausdruck. Diese laden zum Betrachten, Verweilen und Nachdenken ein und werden anschließend bis Baubeginn auf dem Areal als eine Art Outdoor-Kunstgalerie öffentlich zugänglich sein.
Künstler im Einsatz für Umweltschutz
Das Thema des Festivals ist nicht zufällig gewählt. Mit "Regeneration" will der Veranstalter Themen in die öffentliche Diskussion bringen, die durch die Pandemie in den Hintergrund geraten sind: Umweltschutz, ökologische Nachhaltigkeit und Klimawandel. Die Recycling-Initiative "Jede Dose zählt" soll Besucher animieren, das Event im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes zu sehen und aus leeren Dosen selbst ein Kunstwerk zu schaffen.
Neben den künstlerischen Wandbemalungen entsteht in diesem Jahr auch eine ganz besondere Installation: Der portugiesische Street Artist Bordalo II. kreiert eine überdimensionale 3D-Wandskulptur aus Müll, die an der Stirnseite der Lagerhalle angebracht wird. Weiters bietet das "Calle Libre" neben geführten Street Art Touren und Workshops auch einen eigenen Skulpturengarten, ein Musikprogramm mit heimischen DJ-Kollektiven sowie mehrere Foodtrucks und Bars.
Mehr als nur "Schmiererei"
Vielerorts war Kunst im öffentlichen Raum als "Schmiererei" verpönt, erzählt "Calle Libre"-Gründer Jakob Kattner. Das habe sich mittlerweile geändert. "Mit dem Festival wollen wir die Frage aufwerfen, wie Kunst sowohl die Zerbrechlichkeit als auch die Schönheit der Natur, unserer Gemeinschaften und der Menschen, die diese Gemeinschaften mitgestalten, hervorheben kann. Insbesondere Street Art schafft es, Denkprozesse anzustoßen, kritisch zu hinterfragen und Missstände aufzuzeigen. Wir sind schon gespannt, wie das Publikum auf die Kunstwerke reagieren wird."