Politik
Faymann: "Ein erster Schritt auf hartem Weg"
"Heute" sprach mit Bundeskanzler Faymann über die dramatischen Stunden in Brüssel.
"Heute" sprach mit Bundeskanzler über die dramatischen Stunden in Brüssel.
"Heute": Wie knapp ist die EU an einem Scheitern vorbeigeschrammt?
Werner Faymann: "Streckenweise habe ich geglaubt, dass das Trennende stärker ist. Aber die Einigung zeigt, dass Europa die Kraft zur Solidarität hat. Es ist oft hart, es dauert oft lang, aber zu guter Letzt wird ein Ergebnis erzielt."
"Heute": Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Faymann: "Ich bin froh, dass es gut ausgegangen ist. Es ist ein erster Schritt auf einem harten, steinigen Weg."
"Heute": Was waren die größten Knackpunkte?
Faymann: "Schäubles Vorschlag von einem vorübergehenden Ausschluss Griechenlands aus dem Euro. Davon hat niemand etwas gehalten. Das hat eine Lösung fast verunmöglicht. Und der Wunsch, durch sofortige Privatisierung 50 Milliarden Euro zu erlösen."
"Heute": Wie kam es dann doch noch zur Einigung?
Faymann: "Als die provokanten Vorschläge in den Hintergrund getreten sind und die Vernunft siegte."
"Heute": Wie lange hält die Griechen-Lösung?
Faymann: "Das Paket gilt drei Jahre. Man müsste Hellseher sein, wenn man wissen will, ob es Bestand hat. Bei einem Scheitern hätten die Verhandlungen über das Paket aber nicht einmal begonnen."
"Heute": Haben Sie Grund zum Feiern?
Faymann: "Nein, es gibt keinen Grund zum Feiern. Es wird hart für die griechische Bevölkerung, aber ein Grexit mit Zusammenbruch des Gesundheitswesens und der Banken wäre noch viel härter gewesen."
"Heute": Schon jemals so harte Verhandlungen geführt?
Faymann: "Ja, 2008 war es noch härter. Damals ist es um das weltweite Banken- und Wirtschaftssystem gegangen, diesmal stand die Glaubwürdigkeit der Eurozone auf der Kippe."