Ukraine

Expertin sagt – jetzt wird Putin komplett eskalieren

Die Ukraine fordert dringend Kampfpanzer gegen die russischen Truppen, der Westen kann sich darauf aber nicht einigen. Fatal, wie eine Expertin sagt.

Rene Findenig
Velina Tchakarowa (AIES) in der ORF-"ZIB2" zu den Waffenlieferungen an die Ukraine.
Velina Tchakarowa (AIES) in der ORF-"ZIB2" zu den Waffenlieferungen an die Ukraine.
Screenshot ORF

Dass sich der Westen so schwer mit Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine tue, liege vor allem daran, dass der Westen noch immer daran glaube, dass die Optionen im Ukraine-Krieg "zwischen Krieg und Frieden liegen" würden, so Velina Tchakarova, Direktorin des Austria Instituts für Europa- und Sicherheitspolitik, am späten Freitagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf. In Wahrheit lägen die Optionen für die Ukraine aber zwischen "Krieg und einer kompletten Unterwerfung" und für Russland zwischen "einem kurzen und einem langen Krieg". 

Kampfpanzer seien zwar kein "Gamechanger" für die Ukraine, so die Expertin, sie seien aber sehr wohl eine Basis für weitere ukrainische und erfolgreiche Gegenstöße. Und: Es drohe die neue Eskalation, auf die sich die Ukraine mit den Panzern vorbereiten könne. Ängste des Westens vor einer Kriegseskalation habe es immer gegeben, so Tchakarova, sie hätten sich aber bisher in dieser Form nicht bewahrheitet. Russland bereite sich nämlich sowieso auf diese Eskalation vor, denn Wladimir Putin brauche Erfolge.

"Russland ist davon überzeugt, dass so ein Sieg erzwungen werden kann"

Die Eskalation werde nicht von Waffenlieferungen Panzer kommen, "sondern von Russland", so die Expertin. Russland beziehungsweise Putin glaube nach wie vor an den Sieg "und ist davon überzeugt, dass so ein Sieg erzwungen werden kann", hieß es. Deswegen werde Russland "in den nächsten Monaten die Initiative ergreifen", vor allem im Donbas, so die Expertin. Es werde weiter Bomben und Raketen nicht nur auf kritische Infrastruktur, sondern auch auf die Zivilbevölkerung regnen. Die Frage sei, ob der Westen der Ukraine einen Sieg zu ihren Bedingungen ermöglichen wolle oder nicht.

"Russland wird auch nach der Annektierung dieser Gebiete nicht aufhören"

Laute die Antwort ja, brauche es dazu auch offensive Waffensysteme wie Kampfpanzer, so Tchakarova: "Momentan gibt es keine endgültige Antwort auf diese Frage." Auch die Zivilbevölkerung in ganz Europa wolle nicht wahrnehmen, dass sie sich in einem Krieg befindet und nicht nur die Ukraine, mahnte die Expertin. Russland spiele nun auf Zeit und würde von einem Waffenstillstand derzeit profitieren. Wichtig für die Ukraine sei, jetzt Gegenoffensiven durchzuführen, so die Expertin. Und wie kann der Krieg enden? Darauf hatte auch die Expertin keine Antwort zu bieten.

"Wir haben es mit einem Ermattungskrieg zu tun, der das ganze Jahr noch dauern wird", hieß es. Und es gebe Hinweise darauf, dass Russland sich auf diesen langen Ermattungskrieg vorbereite, etwa mit einer zweiten Teilmobilisierungswelle. "Russland wird auch nach der Annektierung dieser Gebiete nicht aufhören", so Tchakarova zu den Gebietsgewinnen der Russen im Osten der Ukraine. Nach einer kurzen Pause werde der Krieg weitertoben, "bis zur kompletten Unterwerfung der Ukraine", so die Expertin. Man müsse sich jetzt auf eine zwei bis drei Monate lange Eskalationsphase vorbereiten.

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    Waleri Gerassimow ist der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Damit folgt er nach nur drei Monaten auf <a data-li-document-ref="100279119" href="https://www.heute.at/g/-100279119">Sergei Surowikin</a>.
    Waleri Gerassimow ist der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Damit folgt er nach nur drei Monaten auf Sergei Surowikin.
    via REUTERS