Gesundheit

Experten warnen – immer mehr haben diese Krankheit 

Seit fast schon zwei Jahren wird Österreich vom Coronavirus beherrscht. Doch die Pandemie ist auch Treiber für eine andere Volkskrankheit. 

Michael Rauhofer-Redl
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Immer mehr Menschen greifen aufgrund der psychischen Belastung zur Flasche. (Symbolbild)
Immer mehr Menschen greifen aufgrund der psychischen Belastung zur Flasche. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Die Coronavirus-Pandemie verlangt vielen von uns alles ab. Experten beobachten zurzeit allerdings, dass immer mehr Menschen pandemiebedingt zum Alkohol greifen. Schon vor 2020 konsumierte man in Österreich mehr Alkohol als im OECD-Schnitt. Martin Busch, Abteilungsleiter im Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH, erklärt dabei sogar, dass 2020, also zu Beginn der Pandemie, der größte Teil der heimischen Bevölkerung sogar weniger Alkohol konsumiert habe als vor der Krise. 

Das erklären sich Beobachter zum einen durch die geschlossene Gastronomie. Zum anderen liegt das an der menschlichen Psyche. Suchtexperte Michael Musalek erklärte am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal, dass wir Menschen Akutbelastungen "sehr gut kompensieren" können. Halten diese aber an und gehen in eine Dauerbelastung über, sieht es sehr schlecht aus. Viele Menschen würden dann zum Alkohol greifen. Dieser sei leicht zu bekommen. 

Alkohol wird zum Teufelskreis

Experten, wie etwa auch Ewald Lochner von der Wiener Suchtkoordination, sehen eine Zunahme vor allem bei Frauen, bei Menschen unter 35 Jahren und bei Personen mit einem schwachen sozioökonomischen Status, also Menschen, die vergleichsweise wenig Geld zur Verfügung haben. 

Das Problem mit dem Alkohol ist laut Musalek aber folgendes: Zwar hätte Alkohol eine entspannende Wirkung. Diese sei aber nicht von langer Dauer. In höherer Dosis führt er zu depressiven Zuständen, wodurch die Psyche einer weiteren Belastung ausgesetzt ist. Aus der Hilfe aus der Krise wird ein Treiber derselben – Betroffene landen im schlimmsten Fall in einem Teufelskreis.

Michael Musalek, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie
Michael Musalek, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Diese Frage muss sich jeder stellen

Als Auswirkung der Pandemie beobachtet Musalek eine weit verbreitete Gereiztheit. Diese sei eine direkte Folge aus der erhöhten psychischen Belastung. Der Psychiater zieht einen Vergleich mit Übergewicht. Viele Menschen, die übergewichtig sind, haben zu viel gegessen. Auch wenn es ebenso andere Faktoren gibt, ist das Essen das Hauptproblem. Auch bei einer erhöhten Gereiztheit gehe das sehr oft, wenn auch nicht ausschließlich, auf eine erhöhte psychische Belastung zurück. 

Was kann man tun, um die Belastung zu lindern? Musalek appelliert "an das Schöne". Man solle sich Freizeit gönnen und am besten sei eine schöne Beziehung. Dies ginge auch in Zeiten, in denen man körperlich Abstand halten muss. Es gehe nicht um körperliche, sondern soziale Nähe. Und wann sei der Punkt, an dem Menschen ein Alkoholproblem haben? Das sei nicht an der konsumierten Menge alleine festzumachen. Aber jeder solle sich fragen: "Kann ich einen oder mehrere alkoholfreie Tage einlegen?". Lautet die Antwort "Nein", so sei es Zeit, sich Hilfe zu suchen. 

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