Politik

Experte zu Corona-Maßnahmen: "Reicht auf Dauer nicht"

Simulationsforscher Niki Popper spricht sich im Angesicht des Corona-Gipfels für gemeinsame Zielvorgaben aus. Ein "Durchwurschtln" wäre nun falsch.

Rene Findenig
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Simulationsexperte Niki Popper warnt vor einem "Durchwurschtln" durch die Corona-Maßnahmen.
Simulationsexperte Niki Popper warnt vor einem "Durchwurschtln" durch die Corona-Maßnahmen.
picturedesk.com/APA/Georg Hochmuth

"Man kann ja den Besprechungen heute auch nicht vorgreifen. Man kann grundsätzlich zwei Aspekte hervorheben. Der eine Aspekt ist, und da sind die Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner gefragt, das ist momentan die zentrale Frage, wie sieht's dort aus, wie es dort weitergeht. Dort sind die Zahlen so hoch wie noch nie. Wir lagen da in unserer Prognose, zum Glück waren wir da hoch, aber dennoch, es ist sozusagen der bisherige Höchstwert. Und das ist sicherlich ein Thema, das man diskutieren muss", so Simulationsforscher Niki Popper im Ö1-"Morgenjournal".

Offen müsse man auch sagen, dass die Bundesländer bereits Spitalsressourcen aufteilen müssten, so der Experte. Der zweite Punkt, "und der ist aus der Modellierungssicht ein wichtiger: Wir bleiben bisher konstant. Jetzt sind die Zahlen grundsätzlich zu Ostern schwierig einzuordnen wegen der Teständerungen, weil die Schulen zu sind. Aber konstant reicht halt auf Dauer nicht, weil die Frage ist natürlich, wo wollen wir hin, damit wir dann überhaupt Maßnahmenlockerungen machen wollen".

"Mit relativ hohen Werten ist natürlich die Gefahr sehr groß, dass man möglichst wenig aufsperrt, aber relativ viel schwer kranke Menschen hat"

Das Ziel müsse sein, "nicht wie lange bleiben Maßnahmen, sondern wie schnell können wir Maßnahmen eigentlich aufheben", so Popper. Deswegen sei ein "Durchwurschtln", bis der Lockdown aufgehoben werden kann und genug Menschen geimpft sind, der falsche Weg? "Mit relativ hohen Werten ist natürlich die Gefahr sehr groß, dass man möglichst wenig aufsperrt, aber relativ viel schwer kranke Menschen hat", so Popper.

Die Politik müsse zwei Dinge klären: Ein gemeinsames Ziel, wo man bei Inzidenzen und Intensivstationen hinkommen wolle. Und ein regionales Agieren auf derselben Maßnahmenbasis. Je klarer Informationen und Maßnahmen seien, umso besser könnten Menschen damit umgehen und umso mehr würden sie mitmachen.

"Man muss aber sagen, wir impfen derzeit vor allem eben aus dem Grund, dass Menschen nicht schwer krank werden"

Dass es jetzt, wo es wärmer werde und die Impfungen voranschreiten, auch mit den Zahlen besser werde, "das können wir derzeit bei den Zahlen noch nicht sehen". Man müsse "zumindest diese Woche abwarten", so Popper. Die Impfungen bewertet Popper so: Mögliche Fehler bei den Beschaffungen und der Koordination beschäftige die Wissenschaft weniger, "uns beschäftigt, wie geht's jetzt voran". In den Bundesländern hätten zwischen 11 und 15 Prozent der Menschen eine Erstdosis erhalten, 35 bis 50 Prozent davon eine Zweitdosis. Über-80-Jährige seien zu über 75 Prozent bereits geimpft worden, so der Experte.

"Und es geht voran. Ich verstehe jeden Menschen, der sagt, es geht zu langsam voran. Speziell wenn es individuelle Schicksale betrifft. Aber es wird im April hier einiges weitergehen. Man muss aber sagen, wir impfen derzeit vor allem eben aus dem Grund, dass Menschen nicht schwer krank werden", so Popper. Die Ausbreitungsreduktion, dass die Epidemie eingedämmt werde, das sei ein Ziel, das man erst später erreichen werde. "Das heißt, es geht jetzt wirklich darum, ein Ziel zu haben, wie wir in den nächsten Wochen vorgehen können. Und darauf muss man sich politisch einigen", so Popper.

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