Coronavirus

Experte sieht "neue Phase" in der Pandemie

Komplexitätsforscher Peter Klimek erklärte am Mittwochabend in der ZIB2, wo sich Österreich momentan in der Corona-Pandemie befindet.

Michael Rauhofer-Redl
Komplexitätsforscher Peter Klimek am 10. August 2022 in der ORF-"ZIB2".
Komplexitätsforscher Peter Klimek am 10. August 2022 in der ORF-"ZIB2".
ORF

Die CoV-Sommerwelle fällt niedriger aus als prognostiziert, obwohl die Abwasserdaten eine andere Sprache sprechen. Denn Prognosen würden immer schwieriger, erklärt Komplexitätsforscher Peter Klimek. "Da die Zahl der Testungen in der Bevölkerung drastisch abgenommen hat, repräsentiert die täglich veröffentlichte Infektionszahl lediglich die gemeldeten Fälle. Wie viele aber tatsächlich infiziert sind, es aber nicht wissen, weil nicht oder nicht offiziell getestet wird, werden in dieser Zahl logischerweise nicht erfasst. Auch wer zu Hause mit den "Wohnzimmertests"  selbst den Abstrich macht, wird nicht gemeldet", erklärte Klimek zuletzt im "Heute"-Gespräch.

Der Experte war am Mittwochabend auch im "ZIB2"-Studio bei Armin Wolf zu Gast. Auch hier erklärte Klimek, dass sich die aktuelle Dunkelziffer nicht genau bewerten ließe. Betrachtet man nicht nur die eingemeldeten Infektionszahlen, sondern etwa auch die Lage in den Spitälern, so liege man bei rund 30.000 Neuinfektionen. Jedenfalls, so schätzt der Experte, sei die Zahl der tatsächlich infizierte Personen in Österreich um den Faktor zwei oder drei höher, als die offiziellen Zahlen dies ausweisen würden.

"Tappen im Dunkeln"

Warum es keine Test-Stichproben gebe, "Das fragen wir uns auch", spricht Klimek für die Gilde der Forschenden. Man müsse sagen, dass "wir das Signal verloren" hätten, so Klimek, der Moderator Wolf beipflichtete, als dieser erklärte, dass die Experten bei der Zahl der tatsächlich Infizierten im Dunkeln tappen würden. Der Experte geht zudem davon aus, dass das Ende der Sommerferien zu tatsächlich steigenden Zahlen führen werde.

Die gute Nachricht dabei: Eine Überlastung, etwa der Intensivstationen, sei "unwahrscheinlich". Allerdings sei eine generelle Belastungs-Situation im Gesundheits- und Pflegewesen nicht auszuschließen. Insgesamt befinde man sich "in einer neuen Phase der Pandemie". Die Immunisierung in der Bevölkerung sei so hoch, dass man immer weniger Todesfälle und schwere Verläufe beobachte. Beim individuellen Risiko sei man etwa dort angelangt, wo man sich auch bei der Grippe befinde. Der Unterschied sei, dass die Wellen bei Corona häufiger und unregelmäßiger auf uns zukämen.

Ob es im Herbst wieder allgemeine Schutzmaßnahmen braucht? Klimek verglich die Situation mit einem Regenschirm. Wenn es draußen regne, sei es vernünftig auf einen Regenschirm zu setzen. Dass dies nicht verpflichtend vorgeschrieben sei, will er als Plädoyer für den Gebrauch von Eigenverantwortung betrachten. "Auch wenn ich mich lächerlich damit mache", dieses Wort in den Mund zu nehmen. Insgesamt sei zu überlegen, wie man mit der Situation umgehen solle, denn einen weiteren Lockdown werde es wohl nicht geben.

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