Gesundheit
Experte erklärt, wie es zu den Party-Exzessen kommt
Das lange Juniwochenende war geprägt von Partys, Polizeieinsätzen und Platzverboten. Österreichs Jugend lässt sich vom Feiern nicht mehr abhalten.
Räumung am Donaukanal, Platzverbot am Wiener Karlsplatz, laufende Polizeieinsätze in der Klagenfurter Herrengasse und Müllberge im Grazer Stadtpark, trotz Sperrstunde lässt sich Österreichs Jugend nicht mehr vom Feiern abhalten. Schließlich verbrachte sie 15 Monate lang aus Rücksicht auf die ältere Generation in den eigenen vier Wänden. Nun ist ein Großteil der Risikogruppen geimpft, viele Bereiche durften wieder aufsperren - allerdings nur bis 22 Uhr.
Vermutlich hatte es genau deshalb das lange Sommerwochenende im Juni in sich. Von "Kriegszuständen" war die Rede, für den Wiener Resselpark wurde sogar ein Platzverbot ausgesprochen. Es könne zu einer "Gefahr für Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen in großem Ausmaß kommen ", hieß es von Seiten der Wiener Landespolizeidirektion.
„"Die Jugendlichen feiern jetzt nicht mehr als je zuvor, es fällt nur verschärft auf."“
Dreht unsere Jugend jetzt komplett durch? "Nein", sagt Paul Plener, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien und Professor an der MedUni Wien. "Die Jugendlichen feiern jetzt nicht mehr als je zuvor, es fällt nur verschärft auf, da sie aufgrund der Sperrstunde und der geschlossenen Gastronomie ins Freie ausweichen."
Jugend holt sich Freiraum zurück
Es sei erwartbar gewesen, dass sich die Jugend mit dem Zurückfahren der Corona-Maßnahmen auch ihren Freiraum zurückholen würde, so der Experte. "Es findet gerade eine Wiedereroberung des öffentlichen Raumes statt." Dies sei nachvollziehbar, ist er mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) einer Meinung. Der Politiker hatte im Vorfeld des langen Wochenendes gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“ eingeräumt, dass er die Jugend verstehe und es ihnen gönne.
Allerdings erklärt Plener auch, dass sich die derzeitige Lage, aufgrund der derzeitigen Einschränkungen ähnlich einem Dampfkochtopf verhalte. "Ist der Raum begrenzt, dass ist die Stufe zu Eskalation schneller erreicht."
Das braucht die Jugend jetzt
Platzverbote und Räumungen machen in seinen Augen deshalb keinen Sinn. Zielführender wäre es Orte ohne Konsumationszwang zu schaffen, an denen sich die Jugend ungestört treffen kann, so der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien.