Unheilbar krank
Ex-Sanitäter leidet unter schmerzhaften Wunden
Katastrophen-Helfer Norbert B. litt an posttraumatischen Stress, schlitterte in ein Burnout. Zudem erschwert ihm eine seltene Krankheit das Leben.
Als ehrenamtlicher Katastrophen-Helfer hat Notfallsanitäter Norbert B. schon viel gesehen. Der 51-Jährige war in Rumänien, im Iran und in Nepal im Einsatz. Doch vor allem die Erinnerungen an seine Tätigkeit nach dem Erdbeben 2010 in Haiti verfolgen den Wiener.
Einsatz nach Erdbeben in Haiti
"Ich war dort stellvertretender Teamleiter in einem Camp, habe 18 Stunden am Tag gearbeitet. Die Infrastruktur war komplett zerstört. Rundherum gab es so viel Leid und Tote, überall lagen abgetrennte Gliedmaßen. Aber ich musste einen klaren Kopf bewahren, denn die Organisation musste funktionieren", erinnert sich Norbert B. im Gespräch mit "Heute".
„Ich hab' den Boden unter den Füßen verloren. Noch heute träume ich von den Toten in Haiti“
Als der Wiener in seine Heimat wieder zurückkehrte, schlitterte der dreifache Vater in ein massives Burnout: "Es hatte sich schon zwei, drei Jahre vorher angekündigt. Die Arbeitsbelastung war einfach zu hoch. Die Luft war draußen, ich konnte nicht mehr. Also habe ich 2009 meinen damaligen Job gekündigt. Und nach Haiti ging es mir noch schlechter", erzählt der 51-Jährige.
Etwa zwei Jahre nach seiner Rückkehr entwickelte Norbert B. eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), begann eine Psychotherapie: "Ich hab' den Boden unter den Füßen verloren. Noch heute träume ich von den Toten in Haiti", so der Wiener, der seine Karriere im Rettungswesen mit 18 Jahren als ehrenamtlicher Krankentransport-Fahrer begonnen hatte.
Wunden am ganzen Körper verursachen Schmerzen
Vor acht Jahren folgte dann der nächste Rückschlag – bei Norbert B. wurde die äußerst seltene Autoimmunerkrankung Prurigo nodularis chronica diagnostiziert: "Ich habe eine Sub-Form, von der nur einer unter einer Million betroffen ist – mit schmerzenden, stark juckenden Knoten am ganzen Körper. Ich hatte einmal eine Wunde an der Hand, da bin ich halb wahnsinnig geworden", berichtet der Wiener.
Die unheilbare Krankheit tritt schubweise auf: "Früher hatte ich zwei bis drei Schübe pro Jahr, jetzt alle zwei Monate. Regen ist zum Beispiel ein Faktor, der es schlimmer macht. Oft dauert es auch, bis die Wunden wieder heilen. Ich hatte eine am Hals, die ein Jahr lang immer auf- und zugegangen ist", so Norbert B.
„Ich habe verschiedenste Jobs angenommen und Ausbildungen beim AMS absolviert. Ich bin arbeitswillig, aber ich habe keinen Anschluss mehr an die Arbeitswelt gefunden“
Der Wiener nahm sogar an einer medizinischen Studie teil, musste jedoch nach sechs Monaten abbrechen: "Im Prinzip kann ich nur Wundversorgung machen. Cortison hilft nur kurzfristig, der Körper gewöhnt sich zu schnell daran. Gegen die Schmerzen helfen Opiate, aber die nehme ich nicht gerne, weil sie so stark sind", erklärt der 51-Jährige, der auch im Sommer meist mit langen Hosen und langen Ärmeln unterwegs ist, damit niemand seine zahlreichen Wunden sieht.
Trotz seines Zustandes versuchte Norbert B., weiter zu arbeiten, musste sich aber schließlich arbeitslos melden: "Die Arbeit als Rettungssanitäter war natürlich nicht mehr möglich. Ich habe verschiedenste Jobs angenommen und Ausbildungen beim AMS absolviert. Ich bin arbeitswillig, aber ich habe keinen Anschluss mehr an die Arbeitswelt gefunden. Durch die Krankheitsschübe bin ich zudem oft ausgefallen und galt als 'unzuverlässiger' Arbeitnehmer."
Für AMS nicht vermittelbar, für PVA arbeitsfähig
Für das AMS gilt der Wiener als nicht vermittelbar, für die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) "ist er bis zu 25 Stunden pro Woche arbeitsfähig": "Laut Gutachten soll ich aber aufgrund meiner Krankheit keinen Kontakt zu Menschen, Tieren und Putzmitteln haben – wie soll das funktionieren?", fragt sich Norbert B.
Aufgrund seines nicht besser werdenden Zustandes, geriet der Wiener in eine finanzielle Notlage. Auf "gofundme" hat der 51-Jährige daher eine Spendenkampagne gestartet: "Die gesammelten Gelder werden für medizinische Hilfsmittel wie Verbände, Pflaster und Spezial-Lotions sowie Behandlungen und Reha-Aufenthalte verwendet. Jeder Beitrag gibt mir Hoffnung auf ein besseres Leben", ist der Wiener dankbar.