Ukraine

Ex-Leibwächter von Wladimir Putin packt jetzt aus

Vitaly Brizhaty arbeitete als Wachmann für den Kreml. Nun berichtet er von einer extremen Paranoia, unter der der russische Präsident leide.

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    Vitaly Brizhaty wollte beim Sicherheitsdienst des Kremls kündigen, wurde aber mit einem Fronteinsatz in der Ukraine bedroht. Jetzt ist er nach Ecuador geflohen.
    Vitaly Brizhaty wollte beim Sicherheitsdienst des Kremls kündigen, wurde aber mit einem Fronteinsatz in der Ukraine bedroht. Jetzt ist er nach Ecuador geflohen.
    Youtube/Телеканал Дождь

    Bis vor kurzem bewachte Vitaly Brizhaty eine der luxuriösen Residenzen des russischen Präsidenten Wladimir Putin – jetzt ist ihm die Flucht nach Ecuador gelungen. In einem Fernsehinterview erzählt der Wachmann nun, was er vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine hält und wie sehr Putin um sein Leben fürchtet.

    Für Brizhatys Flucht gab es mehrere Gründe, die alle auf den Kreml zurückzuführen sind. Dessen Chef Wladimir Putin leide zunehmend an einer extremen Paranoia, verrät der Wachmann gegenüber dem Sender Dohzd TV. Brizhaty arbeitete auf der Krim als Wachmann bei einer von Putins opulenten Residenzen in Olyva. Der Kreml-Chef hat auf der Halbinsel gleich mehrere üppige Anwesen.

    Keiner darf wissen, wie und wann Putin reist

    So vertraue der russische Staatschef beispielsweise seinen eigenen Wachleuten nicht mehr. "Der Kreml kündigt Putins Ankunft jeweils an zwei verschiedenen Flughäfen an – schlussendlich ist er dann aber auch schon auf dem Seeweg auf die Halbinsel gereist", so Brizhaty. "So sehr fürchtet dieser Mann um sein Leben."

    Putins ehemaliger Vertrauter und späterer Widersacher Jewgeni Prigoschin würde vielleicht heute noch leben, wenn er ähnliche Massnahmen ergriffen hätte – der Wagner-Chef kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, hinter dem viele Experten den Kreml vermuten.

    Die Leibwächter hätten zudem nie verlässliche Informationen erhalten, ob sich Putin tatsächlich in der Residenz aufhalte – zu groß sei die Angst vor Sabotage. "Putin vertraut nur den Leuten, die ihm sehr nahestehen", so Brizhaty. Damit seien nebst persönlichen Vertrauten die Agenten des präsidialen Sicherheitsdienstes gemeint, wie das russische Secret-Service-Pendant heißt.

    Den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt der Ex-Leibwächter, dessen Vater aus der Ukraine kommt, derweil und betrachtet die Krim als von Russland besetztes ukrainisches Territorium.

    Bei Kontakt mit Leuten aus dem Westen droht Strafverfolgung

    Laut dem geflohenen Wachmann war es Angestellten der Leibgarde des Kremls verboten, mit ukrainischen Verwandten, US-Bürgern und Einwohnern von EU-Ländern sowie allen anderen Personen, die der russischen Invasion kritisch gegenüberstehen, zu kommunizieren – ansonsten droht Strafverfolgung.

    Auch Brizhaty fürchtete, dass ihm diese Maßnahme blühen könnte – denn der Kreml-Angestellte hatte regelmäßigen Kontakt mit einem alten Klassenkollegen, der mittlerweile in den Vereinigten Staaten wohnt und den russischen Angriff verurteilt. Laut dem geflohenen Russen hätte er bereits ins Visier der Behörden geraten können, wenn sein Schulkollege einen pro-ukrainischen Post auf Instagram gelikt hätte. "Es ist einfach Wahnsinn", so Brizhaty.

    Einige Monate nach Beginn der Invasion im Februar 2022 habe er versucht, seine Stelle beim Federalnaja Sluschba Ochrany, wie die Leibwächterbehörde des Kremls heißt, zu kündigen – ihm wurde aber angedroht, dass er dann in die Ukraine an die Front geschickt würde. Mit einem geschickten Schachzug konnte Brizhaty den Fängen des Kremls aber trotzdem entkommen.

    Wachmann konnte dank Visa der Frau fliehen

    Denn seine Frau, die auf der Krim-Halbinsel aufgewachsen ist, hat als qualifizierte Arbeitskraft in Ecuador eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt, die gutgeheißen wurde. Das Visum gilt auch für ihren Ehemann. Da es allen Angestellten der Federalnaja Sluschba Ochrany verboten ist, eine ausländische Aufenthaltsgenehmigung zu besitzen, wurde Brizhaty entlassen und setzte sich unverzüglich nach Ecuador ab.

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