Niederösterreich

EVN-Kundewartet4 Stunden: "Nägelgemacht, abernull Info"

Viele Kunden können ein Lied davon singen: "Ihr Anliegen ist uns wichtig, wir sind für Sie da" – doch nach 4 Stunden war kein EVN-Mitarbeiter da.

Service Center der EVN in Sankt Pölten - bitte warten
Service Center der EVN in Sankt Pölten - bitte warten
Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

Wer dieser Tage eine Auskunft zu seinem Stromtarif, Wechsel, Rabatt bei der EVN braucht, benötigt viel Zeit, Geduld und starke Nerven. Mehrere Kunden berichten von immens langen Wartezeiten beim Servicecenter der EVN – und auch anderer Energieanbieter –  und keiner Bedienung bzw. Auskunft.

"Zahlen und Maul halten"

Kundin Sabine F. schilderte etwa von über 100 Minuten in der EVN-Warteschleife: "Zahlen und Maul halten – so wird mit zahlenden Kunden verfahren", so Sabine F.

"Heute" bekam einige Mails wütender, verzagter oder teils desillusionierter Kunden, die mit den zwei Briefen der EVN überfordert waren, astronomisch hohe Vorschreibungen und Nachzahlungen bekamen oder einfach telefonisch niemanden erreicht hatten.

Am Dienstag dann die Nagelprobe, ein Redakteur, selbst Kunde, ohne wirklich dringendes Anliegen griff zum Smartphone und wählte die Servicenummer der EVN. Um 14 Uhr wählten wir also die Nummer 0800/800100. Das Handy legten wir mal gleich auf Lautsprecher ab, um nebenbei produktiv sein zu können. Nach gut einer Stunde fielen wir aus den Leitungen, versuchten es, um 15.15 Uhr nach Dienstschluss, nochmals, um nach weiteren 90 Minuten und einer kompletten Mani- wie Pediküre aus Langeweile erneut rauszufliegen.

Aufgabe nach 3 Stunden und 41 Minuten

Um 16.30 Uhr, nach 2,5 Stunden, riefen wir im Kundenbüro in St. Pölten (02742/31379) an, gaben schließlich nach weiteren 71 Minuten, um 17.41 Uhr, auf und wandten uns per ausführlicher Mail an die EVN. Einmal, beim letzten Anruf, wurden wir auch auf EVN.at verwiesen.

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    Infoschreiben über Anpassung der EVN
    Infoschreiben über Anpassung der EVN
    privat

    Im persönlichen Kundenportal der EVN wurde auf Servicearbeiten am Abend hingewiesen – viele Dinge wie Zählerstand, Bonuspunkte und Basisdaten funktionierten einwandfrei und waren klar verständlich. Doch beim Tarifwechsel kamen die ersten Unklarheiten.

    Kundenportal gut, aber nicht ausgereift

    Die Anpassung der Teilbeträge ist die nächste Hürde: Nicht so einfach möglich, obwohl wir den kWh-Verbrauch von der letzten Ablesung bis heute wissen – nämlich beim Strom recht genau (Anm.: aufgrund einer Nachfrage bei der EVN mit 31. Juli und Hochrechnung bis 6.9.) und auch beim Gas halbwegs genau (Anm.: Aktueller Zählerstand 6.9. minus Zählerstand von letzter Ablesung mal 10,7).

    Um 21 Uhr versuchen wir es nochmals bei der Hotline, um auf Nummer sicher zu gehen: Selbe Musik, selbe Leier, aber immerhin: "Sie erreichen uns außerhalb der Öffnungszeiten (Mo-Do. bis 19 Uhr und Fr. bis 14 Uhr)".

    Wütende Kunden in Center

    Doch auch der Gang direkt in die Zentrale oder zum Servicecenter ist oft nicht von Erfolg gekrönt. Ohne Termin kann man aufgrund des Andranges fast nicht mehr bedient werden – Kunden belagerten Ende August sogar das Büro in St. Pölten oder drohten in Melk, mit dem Bagger wieder zu kommen.

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      Der Strompreis schoss in die Höhe.
      Der Strompreis schoss in die Höhe.
      Johanna Schlosser / picturedesk.com

      Freilich: Ein redliches und ernstliches Bemühen kann man der EVN nicht absprechen – es gibt sogar eine eigene Info-Tour – mehr dazu hier, Kunden wurden aktiv angeschrieben – mehr dazu hier.

      Top-Behandlung einen Tag später

      Am Mittwoch ging es schließlich Schlag auf Schlag: Eine freundliche, kompetente Mitarbeiterin der EVN rief von sich aus (Handynummer wurde in Mail am Dienstagabend hinterlegt, Anm.) am Mittwochvormittag an und kümmerte sich bereitwillig um jede Frage und jedes Anliegen. Nur bei der Simulation bezüglich Gasverbrauches und voraussichtlicher Endabrechnung samt Nachzahlung bzw. Guthaben streikte das Programm der EVN. In Summe konnten jedoch in rund 15 Minuten sonst alle offenen Fragen geklärt werden.

      Nächster Hoffnungsschimmer: Die Strompreisbremse der Bundesregierung – mehr dazu hier.