Politik
Essen gehen nur was für Reiche? Politikerin wehrt sich
In vielen Ländern ist die Inflation gering, in Österreich dagegen nicht nur hoch, sondern sie steigt sogar wieder. Mitverantwortlich: der Tourismus.
Die Schnellschätzung zum Verbraucherpreisindex des Statistik Austria am Donnerstag brachte eine Hiobsbotschaft: Während in Österreich die Inflation im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weiterhin sehr hoch ist, stieg sie im August sogar weiter an und beträgt immer noch 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor waren es noch sieben Prozent. Preistreiber waren vor allem Treibstoffe, aber auch der Tourismus. Seitens der Politik wurde in den vergangenen Tagen vorgewarnt: Der August war ein für den Tourismus extrem starker Monat – und durch den hohen Anteil dieser Dienstleistungen im österreichischen Warenkorb fällt nun eben der Rückgang der Teuerung im August aus.
"Der Anstieg geht vor allem darauf zurück, dass die Treibstoffpreise die Inflation weitaus weniger senken als in den Monaten davor. Die besonders hohen Anstiege der Preise im September und Oktober 2022 sprechen allerdings dafür, dass sich in den nächsten Monaten im Jahresvergleich der bisherige Trend zu sinkenden Inflationsraten fortsetzt", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Anderenorts kämpft der Tourismus aber mit hohen Personalkosten, hohen Preisen und einem Mangel am Mitarbeitern. Wie sollen diese vielen Baustellen gelöst werden? Das wurde Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler von ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann am späten Donnerstagabend in der "ZIB2" gefragt.
"Qualität in die Quantität" bringen
Hat etwa Hallstatt in Sachen Massentourismus seine Hausaufgaben nicht gemacht, wie Kraus-Winkler erklärt und was die Hallstätter Politik erbost hatte? Ihr gesamtes Team habe mittlerweile mit dem Hallstätter Bürgermeister Kontakt aufgenommen und es freue sie, dass man "Bewegung in das Thema gebracht" habe. Der Grund: Hallstatt werde sehr oft beim Thema Massentourismus genannt, nun müsse man "Qualität in die Quantität" bringen und Besucherstromkonzepte andenken. Als Beispiele nannte die Tourismus-Staatssekretärin italienische Städte, in denen "aktive und inaktive Zonen" geschaffen wurden und die Besucherströme durch Verkehrsmanagementlösungen gelenkt würden.
Und was laufe schief, dass so viele Lehrlinge die Lehre im Tourismus abbrechen würden und Mitarbeitermangel herrsche? "Wir haben mehr Mitarbeiter als je zuvor", so die Staatssekretärin, die Umstände hätten sich aber etwa durch die Pandemie geändert. Es werde "ein anderer Anspruch" an die Arbeit gelegt, es gehe um planbare Dienstzeiten, Flexibilität, Wertschätzung und Verständnis für den Wunsch nach Teilzeitarbeit. Die gute Nachricht laut Kraus-Winkler: Es habe sich sehr viel geändert, aber entsprechend würden sich auch die Unternehmen enden. Aber: Dass einige in die Tourismus-Lehre "hineinschnuppern" und sich dann dagegen entscheiden würden, das sei wiederum "ein wenig dem Zeitgeist geschuldet".
Habe Österreich da überhaupt eine Chance, die Personalengpässe bis zur nächsten Sommersaison zu beheben? Der Tourismus wachse "in seiner Qualität", so die Staatssekretärin, man werde aber sicher mehr Mitarbeiter benötigen, die aber auch ganz Europa suchen werde. Deswegen werde der Arbeitsmarkt nicht einfach, eine Chance wäre es aber, Möglichkeiten der Kinderbetreuung zu verbessern, um mehr Frauen in den Tourismus zu bekommen. Österreich werde aber auch "nicht umhinkommen", aus Drittstaaten Mitarbeiter anzuwerben. Und bei der Teuerung in Österreich, sei da ein Urlaub oder Essen gehen nur mehr etwas für Wohlhabende? Dagegen wehrte sich Kraus-Winkler, "das stimmt nicht" – Österreich habe ein sehr breites Angebot für alle Menschen, von Bauernhöfen und einfachen Lokalitäten bis Luxusherbergen und Gourmetlokalen.