Biografie von Landeschef da

"Es kostet Kraft": Doskozil in Buch persönlich wie nie

Auf 192 Seiten brachte Hans Peter Doskozil seine politische Biografie zu Papier – von Asyl über Mindestlohn bis hin zu sehr persönlichen Anekdoten.

Clemens Oistric
"Es kostet Kraft": Doskozil in Buch persönlich wie nie
"Mein Leben. Meine Politik" – die Doskozil-Biografie erscheint am Juli.
Denise Auer, ecoWing

"Hausverstand. Mein Leben, meine Politik" – so heißt die Biografie von Burgenland-Chef Hans Peter Doskozil. Geschrieben hat er sie großteils bereits vor zwei Jahren, die Veröffentlichung dann wegen der SPÖ-Vorsitzwahl verschoben und nun auf einen passenden Zeitpunkt gewartet. Hintergrund sei gewesen, sein "neues, erfolgreiches Konzept für sozialdemokratische Politik im Burgenland" zum Gegenstand eines Buches zu machen, so Doskozil. Der Verlag sei an ihn herangetreten.

Dosko-Buch "keine Abrechnung"

Nun kommt das im Winter fertiggestellte Werk (ecoWing, 192 Seiten, 26 Euro) am 11. Juli in den Handel, die Verkaufserlöse spendet der SP-Landeshauptmann. Als Abrechnung mit seiner Partei, der SPÖ, möchte Doskozil das Buch keinesfalls verstanden wissen – es sei eine politische Autobiografie. Will der Landeskaiser zurück auf das bundespolitische Spielfeld? "Ganz sicher nicht", so der 53-Jährige. Er blicke "ohne Wehmut, ohne Ärger" zurück.

⁠Auch die Landespolitik könne ein "fruchtbares Feld sein", stellt er klar und skizziert seine Herangehensweise bei Gesundheit, Pflege, Mindestlohn, Energie und Wohnen. Als Politiker gehe es ihm darum, "reale Lebensumstände für so viele Menschen wie möglich zu verbessern", sagt der Landeschef.

Sein politisches Kernthema arbeitet er ebenfalls auf: Doskozil geht in seinem Buch – ausgehend von seiner Rolle als Landespolizeidirektor bei der Flüchtlingskrise 2015 – der Frage nach, warum sich die Politik so schwertut, nachhaltige Lösungen im Bereich der Asyl- und Migrationsthematik zu finden. Er verortet massive Versäumnisse bei der Integration von Zuwanderern.

Eurofighter, Tojner

Antreiben würde ihn auch der Kampf gegen Korruption und "Filz" in Österreich. Exemplarisch schreibt er über seine Eurofighter-Klage, die den Beschaffungsprozess beleuchtet und den Rechtsstreit des Burgenlandes mit Investor Michael Tojner und dessen Deals mit gemeinnützigen Wohnbauträgern.

"Kurt Kuch fehlt mehr denn je"

In sehr persönlichen Worten gedenkt er auch des 2015 Aufdeckers Kurt Kuch ("News"), der zahlreiche Korruptionsfälle in Österreich aufgedeckt hat. Er war ein enger Freund Doskozils, in der selben Schule zwei Klassen unter ihm. "Er fehlt mehr denn je", schreibt Doskozil. "Wie Kurt Kuch den Machtwechsel innerhalb der ÖVP in der Phase der Machtübernahme durch Sebastian Kurz beurteilen würde, hätte ich gern noch mit ihm gesprochen."

Vielleicht versteht mich der eine oder andere dann besser.
Hans Peter Doskozil
über Quertreiber-Image

Der rote Grande verhehlt auch nicht, dass gewisse Kreise in der SPÖ mit ihm fremdelten. Er wisse, dass er das Image des Quertreibers habe: "Dass wir im Burgenland höchst innovative politische Ansätze verfolgen und tatsächlich etwas verändern und reformieren, geht in der Zugespitztheit politischer Auseinandersetzungen oft verloren", beklagt er und beschreibt nun erstmals seine Sicht der Dinge ausführlich. Seine Hoffnung: "Vielleicht versteht mich der eine oder andere besser, wenn er dieses Buch gelesen hat."

Doskozil: "Es braucht positives Denken"

Berührend: Er schreibt auch sehr Persönliches über seine Kehlkopf-Erkrankung und die immer wieder notwendigen Operationen. Er habe "mit vielen Rückschlägen umgehen müssen – mit persönlichen, aber auch privaten", so der rote Grande. Das alles "kostet Kraft", gesteht er ein, "aber in diesem Land muss ich mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung leben und arbeiten". Wie er damit umgeht? "Man braucht viel positives Denken. Wenn ein Schicksal zu akzeptieren ist, hilft einem auch der Hausverstand nicht mehr weiter."

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    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
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