Ukraine
Es geht los! Putin startet brutale Großoffensive
Wochenlang wurde vor einer neuen russischen Großoffensive auf die Ukraine gewarnt. Nun lässt Wladimir Putin seine Kampfmaschinen auf das Land los.
Die russischen Streitkräfte haben in der Ukraine wieder die Initiative ergriffen und ihre nächste Grossoffensive gestartet. Im Gebiet Luhansk greifen konventionelle russische Truppen die ukrainischen Verteidigungslinien an, wie ISW unter Berufung auf russische Quellen berichtet. Insbesondere entlang der Grenze zwischen Charkiw und dem Gebiet Luhansk machen die russischen Truppen geringfügige Vorstöße. Die ukrainischen Verteidigungslinien konnten nennenswerte Erfolge der russischen Truppen bisher allerdings verhindern.
Auf russischer Seite stehen bedeutende Teile von mindestens drei großen russischen Divisionen im Einsatz. Teile der 144. und 3. motorisierten Schützendivision und ein Regiment der 90. Panzerdivision führen in Unterstützung durch die 76. Luftlandedivision offensive Operationen gegen die ukrainische Verteidigung durch, wie ISW berichtet. Die russische Offensive scheint aber noch nicht ihr volles Tempo erreicht zu haben. So sind derzeit noch keine Elemente der 2. motorisierten Schützendivision im Einsatz, obwohl diese Division im Januar nach einem Einsatz in Weißrussland in die Region Luhansk verlegt wurde.
Massive Raketenangriffe auf gesamte Ukraine
Das russische Militär hat erneut massive Drohnen- und Raketenangriffe gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine durchgeführt. "Die Okkupanten haben Schläge gegen die kritische Infrastruktur geführt. Zehn Einschläge wurden registriert", schrieb der Militärgouverneur von Charkiw, Oleh Synehubow, am Freitag auf seinem Telegram-Kanal. Es gebe Stromausfälle, teilte er mit. Auch aus anderen Regionen wurden in der Nacht Einschläge vermeldet. In der ebenfalls umkämpften Region Saporischschja sollen offiziellen Angaben nach innerhalb einer Stunde 17 Geschosse eingeschlagen sein. "Das ist die größte Anzahl seit Beginn der Invasion", teilte Militärgouverneur Anatolij Kurtjew auf seinem Telegram-Kanal mit.
Medienberichten zufolge waren in der Nacht auch Explosionen in der Millionenstadt Dnipro und im Gebiet Winnyzja zu hören. Laut dem Leiter der Gebietsverwaltung von Dnipropetrowsk, Serhyj Lysak, stammten die Explosionen von der ukrainischen Flugabwehr. Diese habe alle einfliegenden Drohnen abgefangen. In der Industriestadt Krywyj Rih sei jedoch eine Rakete in ein Objekt der Energieversorgung eingeschlagen. "Dort gibt es ernsthafte Schäden", zudem sei ein 46-jähriger Mann verletzt worden, so Lysak.
Am Freitagmorgen gab es erneut landesweit Luftalarm. Gegen 8.30 Uhr Ortszeit (7.30 Uhr MEZ) heulten auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wieder die Alarmsirenen, um vor einem weiteren russischen Raketenangriff zu warnen. Seit dem Herbst hat Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem systematischen Beschuss von Anlagen der zivilen Energie-Infrastruktur begonnen.
Selenski schwört Europa auf Kampf ein
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat indes die Bürgerinnen und Bürger der EU in einer emotionalen Rede im Europaparlament auf den gemeinsamen Kampf gegen Russland eingeschworen. "Nur unser unweigerlicher Sieg wird die gemeinsamen europäischen Werte wahren", sagte der 45-jährige Staatschef am Donnerstag im Plenum des Brüsseler Parlaments. Zugleich bedankte er sich in seiner rund 15-minütigen Ansprache für die Hilfe im Krieg gegen Russland.
In seiner Rede im Parlament hob Selenski vor allem den Unterschied zwischen der "europäisch-ukrainischen" und der russischen Lebensweise hervor. "Es wird versucht, den europäischen 'Way of life' mit einem totalen Krieg zu zerstören. (...) Wir lassen das nicht zu."
EU sagt Ukraine "unermüdliche" Hilfe zu
Die Europäische Union hat sich zu einer anhaltenden Unterstützung für die Ukraine bekannt. Die EU werde alles tun, um dem Land so lange wie nötig "unermüdlich" beizustehen, hieß es in einer am Freitagmorgen verbreiteten Erklärung zum Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU nach einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenski in Brüssel. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ergänzte, er und seine Kollegen seien sich einig geworden, die Ukraine "unermüdlich langfristig" zu unterstützen, (...) "um den Krieg zu gewinnen".
Wie bei seinen vorangegangenen Besuchen in London und Paris bat Selenski am Donnerstag auch in Brüssel um mehr Waffenhilfe für den Abwehrkampf gegen die russischen Angriffstruppen. Zudem warb er eindringlich für den Beginn von EU-Beitrittsgesprächen für die Ukraine noch in diesem Jahr. "Eine Ukraine, die gewinnt, wird EU-Mitglied", erklärte er. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte hingegen, dass es für die von Kiew gewünschten EU-Beitrittsgespräche "keinen rigiden Zeitplan" gebe. In der Regel kann das Beitrittsprozedere Jahrzehnte dauern.