Wollen Leben selbst gestalten

Erste eigene Wohnung für Eva Maria (32) und Lisa (35)

Die Lisa und Eva Maria wollten schon lange in einer eigenen Wohnung leben. Vor einem Jahr wurde ihr Traum mithilfe der Caritas St. Pölten Realität.

Sarah Marie Piskur
Erste eigene Wohnung für Eva Maria (32) und Lisa (35)
Lisa (35) und Eva Maria (32) bezogen ihre erst eigene Wohnung in St. Leonhard am Forst
Caritas / Franz Gleiß

Was für die meisten Menschen schon früh im Leben, etwa zum Beginn der Studienzeit der Fall ist, ist für Menschen mit Behinderung oft mit Herausforderungen verbunden. Eine eigene Wohnung beziehen zu können, ist ein wichtiger Schritt zu einem selbstständigen Leben. Wenn Wohnungen nicht Barrierefrei sind, oder Unterstützungsmöglichkeiten fehlen, ist es für viele sogar unmöglich alleine zu leben.

Für Lisa (35) und Eva Maria (32) ist der Traum der eigenen vier Wände in St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk) nun in Erfüllung gegangen. Schon länger haben die beiden den Wunsch geäußert, selbstständig wohnen zu wollen. Vor etwa einem Jahr wurde dieser Traum für die jungen Frauen Realität. Die beiden kennen sich von Kindesbeinen an und besuchten gemeinsam die Schule, später zogen sie auch zusammen in das Wohnhaus für Menschen mit Behinderung in St. Leonhard. Mittlerweile leben sie alleine in einer teil-betreuten Wohnung der Caritas St. Pölten.

Bedürfnisse erkennen, Menschen fördern

Laut der Caritas St. Pölten sei wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu verstehen und die Menschen anhand dieser Bedürfnisse bestmöglich zu unterstützen. Das vorrangige Ziel sei es, dass sie sich in ihrem Zuhause, aber auch bei der Arbeit wohlfühlen und ihren Alltag selbstbestimmt meistern können.

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    Lisa und Eva Maria kümmern sich gemeinsam um den Haushalt. Das Highlight in ihrer Küche ist der mintfarbene Retro-Kühlschrank, an dem auch die Wochenpläne befestigt werden.
    Lisa und Eva Maria kümmern sich gemeinsam um den Haushalt. Das Highlight in ihrer Küche ist der mintfarbene Retro-Kühlschrank, an dem auch die Wochenpläne befestigt werden.
    Caritas / Franz Gleiß

    "Sie sollen ihr Leben gestalten, soziale Beziehungen leben, wachsen, sich entwickeln können", so die Caritas St. Pölten. Selbstbestimmtheit ist hier ein wesentlicher Faktor, der nur möglich ist, wenn auch die Gesellschaft und der öffentliche, aber auch private Raum einen inklusiven Rahmen bieten, der allen Menschen zur Verfügung steht.

    Planung und Struktur

    "Täglich kommt eine Betreuerin aus dem Wohnhaus und hilft Lisa und Eva Maria, im Alltag zurechtzukommen", erzählt Wohnhausleiterin Marion Lebhard im Wirkungsbericht der Caritas. Zusammen gehe man einkaufen, mache einen Wochenplan für Kochen und Hausarbeit und bespreche Termine, die anstehen, wie Besuche bei Ärztinnen oder die Reitstunden im nahegelegenen Reithof.

    Endlich selbstständig und für sich sein zu können, das ist wunderschön.
    Lisa (35) und Eva Maria (32)
    Sind vor einem Jahr in ihre erste eigene Wohnung gezogen.

    Lisa und Eva Maria fühlen sich sehr wohl in ihrer ersten eigenen Wohnung. Wenn die beiden Freundinnen unter der Woche zur Arbeit fahren, stehen sie bereits um sechs Uhr auf, erzählt Lisa. Gemeinsam machen sie das Frühstück, machen sich fertig und fahren anschließend mit den Öffis in die Arbeit nach Mank. "Wir sind sehr glücklich, dass wir unsere eigene Wohnung haben und uns hier auch zurückziehen können. Endlich selbstständig und für sich sein zu können, das ist wunderschön", verdeutlichen die beiden jungen Frauen.

    Einzelheiten sind wichtig

    "Um den unterschiedlichen Wohnbedürfnissen von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gerecht zu werden, braucht es unterschiedliche Wohnformen. Wir fragen uns: Wer braucht wie viel an Unterstützung?", so die Caritas St. Pölten.

    Die Selbstbestimmung der Bewohnerinnen zu stärken und Wahlmöglichkeiten zu bieten gehöre dabei zu den wichtigsten Aufgaben in der Betreuung. Es gelte auf die unterschiedlichen Bedürfnisse abgestimmte Betreuungsangebote zu setzten, unterschiedliche Wohnkonzepte zu verwirklichen und dazu die personellen Ressourcen für die Betreuung und Begleitung sicherzustellen.

    Disability Pride Month

    Im Juli wird jedes Jahr der Disability Pride Month gefeiert. Dieser soll auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen aufmerksam machen. Ähnlich wie im Gay Pride Month, wo die Rechte der LGBTQ+ Community aufgezeigt und zelebriert werden, soll im Disability Pride Month auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen aufmerksam gemacht werden.
    Die Konvention wurde von Österreich im Jahr 2008 ratifiziert. Damit hat sich der Staat dazu verpflichtet, eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft für alle Menschen zu schaffen und insbesondere die Rechte von Menschen mit Behinderung gleichberechtigt im umzusetzen.
    Dazu gehören neben dem Recht auf ein Selbstbestimmtes Leben, ein barrierefreier Zugang zu Bildungseinrichtungen, die Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen und einen gerechten Lohn dafür zu erhalten, sowie viele weitere Bereiche. Der österreichische Monitoring-Ausschuss kontrolliert dabei die Arbeiten der Regierung und die Umsetzung der Konvention.

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      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Lisa (35) und Eva Maria (32) haben sich ihren Traum von einer eigenen Wohnung erfüllt, nachdem sie lange in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung gelebt haben
      • Die Caritas Sankt Pölten betont die Bedeutung, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu verstehen und sie bestmöglich zu unterstützen, um ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen
      • Die beiden Frauen fühlen sich in ihrer eigenen Wohnung wohl und schätzen die Möglichkeit, selbstständig zu sein
      • Die Caritas Sankt Pölten betont die Notwendigkeit, unterschiedliche Wohnformen und Betreuungsangebote anzubieten, um die Selbstbestimmung der Bewohner zu stärken
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