Barrierefreie Straßenbahnen
Wiener ärgern sich über "Stolperfallen" in Flexity Bahn
Viel Geld und viel Input von Behindertenverbänden für Barrierefreiheit flossen in das Bim-Innenraum-Design. Einige Wiener finden: Das war umsonst.
Gestolpert ist Anna H. schon mehrfach in den neuen Flexity Straßenbahnen der Wiener Linien. Dabei war doch gerade die Barrierefreiheit oberstes Ziel beim Design des Innenraums der insgesamt 119 Garnituren, die bis 2025 durch Wien fahren sollen. Bis dahin werden sukzessive die Hochflur-Straßenbahnen durch die Flexity-Züge ersetzt. Das Besondere an der Flexity-Straßenbahn: Mit 215 Millimetern hat sie die weltweit niedrigste Einstiegshöhe bei Straßenbahnen. Die Details zum Fahrzeuginneren wurden laut Wiener Linien in enger Kooperation mit Behindertenverbänden erarbeitet.
Das bestätigt Andrea Zefferer, Sprecherin der Wiener Linien, am Dienstag auf Anfrage von "Heute": "Bei der Entwicklung des Flexity Wien wurde ein besonderer Fokus auf Barrierefreiheit gelegt. Das moderne Fahrzeug bietet sehr viel Platz und damit auch Komfort für Fahrgäste. In jeder Bim gibt es zwei Rollstuhlplätze – und damit um einen mehr als bisher – sowie bis zu acht Kinderwagenplätze. In der Entwicklung haben die Wiener Linien eng mit Behindertenverbänden zusammengearbeitet."
"Der unebene Boden im Flexity ist ein Nachteil"
Alles andere als barrierefrei findet "Heute"-Leserin Anna H. die neuen Flexity-Bahnen: "Die Konstruktion des Innenraums des Flexity, insbesondere der unebene Boden, ist für gehbehinderte Fahrgäste ein tatsächlicher Nachteil. Hier hätte man mehr Sorgfalt erwarten dürfen, an vielen Stellen ist der Boden zu uneben um zu stehen oder auszusteigen", ärgert sich Anna im Gespräch mit "Heute".
562 Millionen für barrierefreie Straßenbahnen – und dann beschweren sich Kunden
Genau 34 Meter lang und 2,4 Meter breit ist das neue Straßenbahn-Modell "Flexity". Diese Bim bietet Platz für 211 Fahrgäste. Die Wiener Linien investieren insgesamt rund 562 Millionen Euro in die Anschaffung der neuen Garnituren. In den Ausgaben enthalten ist auch ein Wartungsvertrag über 24 Jahre. Doch die Investition sei verfehlt, findet die Leserin. Denn das Wichtigste fehle noch.
Mehrere Passagiere klagen über "Stolperfalle"
Anna H. fordert von den Wiener Linien, die unebenen Stellen farbig zu markieren. "Ich selbst bin schon einige Male über diese Unebenheiten gestolpert." Mehrfach habe sie schon Kontakt zu den Wiener Linien aufgenommen. Dort sei ihr mitgeteilt worden, dass schon mehrere Personen deswegen angerufen hätten. Eine perfekte Lösung für jeden Fahrgast-Anspruch lässt sich aber nicht realisieren.
Dazu verweisen die Wiener Linien auf die Alternative der bisherigen Bodengestaltung – denn auch die wäre mit Nachteilen verbunden. "Die Gestaltung des Bodens bei Straßenbahnen wird von einigen Faktoren beeinflusst. Durch die niedrige Einstiegshöhe und die entsprechende Positionierung der Fahrwerke wurde der Boden beim Flexity leicht abgeschrägt ausgeführt und damit aber die Barrierefreiheit gesichert. Die Alternative dazu wäre eine Stufe, was eine zusätzliche Barriere darstellen würde. Bei vielen anderen Fahrzeugen in anderen Städten wurde der Boden mit Stufen ausgeführt", so Andrea Zefferer zu "Heute".
Die "Flexity" in Zahlen
Anzahl Fahrzeuge: Mind. 119 Stück (Option bis zu 156 Stück)
Auftragsvolumen: 562 Millionen Euro inkl. Wartungsvertrag für 24 Jahre
Länge/Breite: 34 Meter / 2,4 Meter
Kapazität: 211 Fahrgäste
Einstigeshöhe: 215 Milimeter
Rollstuhlplätze: 2 Stück
Kinderwagenplätze: 8 Stück