Ukraine

"Er hat den Bogen überspannt!" Experte lässt aufhorchen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bittet seit Monaten um Kampfjets im Krieg um sein Land. Nun rücken seine Forderungen in greifbare Nähe.

Rene Findenig
Der Politikwissenschafter Gerhard Mangott zum Ukraine-Krieg in der ORF-"ZIB2".
Der Politikwissenschafter Gerhard Mangott zum Ukraine-Krieg in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird an diesem Wochenende am Gipfeltreffen der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G-7) in Hiroshima teilnehmen. Kurz zuvor scheint auch das Bitten nach Kampfjets, um die Ukraine gegen die russischen Invasoren zu verteidigen, wahr zu werden. Nach langem Zögern scheint sich in den USA etwas zu tun. Selenski will sich in Hiroshima unter anderem mit US-Präsident Joe Biden treffen, um über eine "Kampfjet-Koalition" zu sprechen. Biden hatte bekannt gegeben, dass die USA etwas einlenken werde.

Die Vereinigten Staaten wollen die Ausbildung ukrainischer Piloten an F16-Kampfflugzeugen und anderen Jets der vierten Generation unterstützen. Zunächst sollten Piloten ausgebildet werden, dann wolle man darüber entscheiden, wann und wie viele Jets man liefere. Russland hat damit gerechnet, so der Politikwissenschafter Gerhard Mangott am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. Russland wisse aber auch, dass diese Waffen erst in vier bis sechs Monaten bereitstehen würden, denn solange dauere die Ausbildung der Piloten.

"Ablebensrisiko deutlich erhöht"

Für die momentanen Kampfhandlungen kämen die Jets deshalb nicht rechtzeitig an. Nicht ausgeschlossen sei aber, dass Russland weiter unter Druck gerate. Durch Jets steige die Chance, dass auch Regionen auf russischem Territorium angegriffen werden könne. Klar sei auch: Für einen vollen Sieg brauche die Ukraine diese Kampfjets. Indes würden neue Sanktionen gegen Russland deutliche wirtschaftliche Wirkungen zeigen. Das zwinge Russland nicht unbedingt an den Verhandlungstisch, schwäche aber die russische Wirtschaft deutlich, so der Experte.

Und welche Rolle spielt der prorussische Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der immer wieder den Kreml kritisiert? Er versuche, in der russischen Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass seine Kämpfer tatsächlich in der Lage wären, Gebiete zu erobern, wenn da nicht der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu bei Waffenlieferungen und Unterstützungen versagen würde, so Mangott. "Er möchte sicherlich Verteidigungsminister werden, er möchte in die erste Reihe der Machtelite aufsteigen", so Mangott über Prigoschin. Wirke das bei Kriegsherr Wladimir Putin? "Ich glaube, dass Prigoschin den Bogen schon überspannt hat", so Manngott. Durch Beschimpfungen Putins habe er vielmehr sein "Ablebensrisiko deutlich erhöht".

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    Getreidefarmer Oleksandr Klepach vor seinem von einem Schützengraben völlig zerfurchten Feld in Snihuriwka, Oblast Mykolajiw, im Februar 2023.
    Getreidefarmer Oleksandr Klepach vor seinem von einem Schützengraben völlig zerfurchten Feld in Snihuriwka, Oblast Mykolajiw, im Februar 2023.
    REUTERS/Lisi Niesner