Präzedenzfall

Eltern verklagen TikTok nach Tod ihrer Töchter

Nach dem Tod zweier Teenager gehen sieben Familien gegen TikTok vor. Das Netzwerk schütze Minderjährige nicht vor depressiv-machenden Inhalten.

20 Minuten
Eltern verklagen TikTok nach Tod ihrer Töchter
Auch die Eltern von Charlize (15) warnen vor dem Algorithmus: Bei TikTok gebe es nicht nur harmlose Schmink-Tutorials.
zvg

Das ist passiert: Die Schadenersatzklage ist für Europa ein Präzedenzfall. Sieben Familien aus Frankreich legen sich mit der Social-Media-Plattform TikTok an.

Der Vorwurf: Der Algorithmus des chinesischen Unternehmens setze Minderjährige Videos aus, die Suizide und Essstörungen förderten. Die Familien machen die Social-Media-Plattform unter anderem für den Tod von Marie und Charlize verantwortlich. Marie nahm sich 2021 in Cassis das Leben, Charlize 2023 in Nizza.

Das sagen die Eltern: Eine der betroffenen Mütter berichtet in einem Interview mit dem spanischen Radiosender RNE, dass sich ihre Tochter stark verändert habe, nachdem sie im Alter von zwölf Jahren ein Handy bekommen habe.

Magersucht nach Suizidversuch

"Sie war bis dahin ein glückliches Mädchen mit vielen Freunden, sie tanzte und machte Musik", sagt die Mutter. Doch im selben Jahr habe sie angefangen, sich selbst zu verletzen. Nach einem Suizidversuch habe ihre Tochter eine schwere Magersucht entwickelt. Ihre Tochter habe ein Jahr lang im Spital verbracht. "Sie erzählte mir viele Geschichten über Menschen mit psychischen Problemen. Sie war fasziniert von diesen Menschen, die depressiv waren oder Essstörungen hatten."

Suizidgedanken? Hol Dir Hilfe, es gibt sie.

In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Du unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leidest, dann kontaktiere bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 – täglich 0-24 Uhr!

Algorithmus im Visier: Ein Licht sei ihr erst aufgegangen, als sie von einer Klage gegen TikTok in den USA erfahren habe, berichtet die Mutter weiter. "Meine Tochter hat mir dann gestanden, dass sie süchtig nach Videos über psychische Probleme sei. Wenn sie traurig war und auf TikTok nach solchen Dingen suchte, überschwemmte sie die App mit Videos über Selbstverstümmelung, Suizidgedanken und Essstörungen."

Jérémy, der Vater von Charlize, sagte kürzlich zu "franceinfo", er habe mit TikTok Tanzvideos oder Schmink-Tutorials verbunden, aber niemals mit Anleitungen zu selbstverletzendem Verhalten.

"Keine Kenntnis von der Lage"

Das sagt TikTok: In einer Medienmitteilung teilte das chinesische Unternehmen mit, es habe noch keine Kenntnis von der Klage. TikTok nehme die Verantwortung, insbesondere die jüngsten User zu schützen, sehr ernst. Mehr als 6.000 Experten kümmerten sich in Europa um den Schutz der Nutzer und ihrer Daten. Damit tue man weit mehr als andere Plattformen.

Die Anwälte der Opfer überzeugt das nicht. Sie wollen beweisen, dass TikTok bei der Moderation der Inhalte versagt habe.

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    Sabine Hertel

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    Auf den Punkt gebracht

    • TikTok sieht sich in Frankreich mit einer Schadenersatzklage konfrontiert
    • Sieben Familien werfen dem chinesischen Unternehmen vor, Minderjährige zu wenig zu schützen
    • Sie machen TikTok mitverantwortlich, für den Suizid von Charlize und Marie (beide 15)
    • Der Algorithmus überschwemme psychisch angeschlagene Teenager mit Videos über Selbstverstümmelung, Suizidgedanken und Essstörungen
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