Kampf um Obstbäume

"Eine Nacht kostet 5.000 €" – Frost bedroht Marillen

Zwei Brüder aus Niederösterreich haben mit hunderten brennenden Eimern ihre Marillen vor dem Frost gerettet. Nun bangen sie vor der nächsten Kälte.
Niederösterreich Heute
14.04.2025, 05:15

"Ein Unwetter hat leider schon zwei Hektar zerstört", sagt der 29-jährige Christoph Simon, der zusammen mit seinem Bruder Michael den Bio-Obsthof "Most Michl" betreibt. Die beiden Junglandwirte haben die Landwirtschaft im südlichen Niederösterreich 2020 in dritter Generation übernommen und kämpfen derzeit um ihre Marillenbäume.

Teure Rettung

"Etwa 5.000 Euro kostet so eine Nacht", rechnet Simon vor. Letzten Montag auf Dienstagmorgen hat er sich mit seinem Bruder bereitgehalten. Dann kam der Frost. Um drei Uhr nachts hatte es null Grad und die Brüder mussten schnell handeln.

Eiligst zündeten sie rund 200 sogenannte Frostkerzen an. Dabei handelt es sich um Kübel mit einem Brennstoff, der ähnlich wie eine Kerze langsam abbrennt. Obstbauern benutzen sie als letztes Mittel, wenn Minusgrade drohen, die gesamte Ernte zu vernichten. Dabei kostet jeder dieser Kübel etwa 10 Euro. Bares Geld, das in einer Nacht abbrennt, lange bevor irgendeine Ernte eingefahren werden kann.

Sturm zerstörte bereits zwei Drittel

"Zwei Drittel unserer Marillen sind leider vom Sturm letztes Jahr so stark beschädigt worden, dass wir dort gar keine Frostkerzen angezündet haben", sagt Simon. Er hofft, dass sich einige dieser Bäume, die gerade ihr drittes Jahr erleben, noch erholen werden.

Im südlichen Niederösterreich, im Bezirk Neunkirchen, wo sich der elterliche Hof und auch die Bäume befinden, war es eigentlich überdurchschnittlich warm: "Wir sind dieses Jahr sogar weiter als die Wachau." Doch genau das ist jetzt ein Problem.

"Die kleinen Früchte auf den Bäumen sind noch sensibler als die Blüten. Ein unerwarteter Frost und die gesamte Ernte ist dahin", sagt Simon, der mit seinem Bruder in solchen Nächten kein Auge zubekommt.

"Wir beobachten dann die ganze Nacht, was passiert. Am Dienstag gegen sechs Uhr sank die Temperatur dann auf Minus 2,5 Grad. Wir mussten schnell weitere 200 Kerzen anzünden." Insgesamt 400 Frostkerzen brannten bis zum Tagesanbruch ab und retteten die Bäume über die eine Nacht.

Obstbau in dritter Generation

Vor über 50 Jahren legte der Großvater der beiden Brüder den Grundstein und pflanzte erste Streuobstwiesen an. Zusammen mit ihrem Vater errichteten Christoph und Michael Simon 2013 die erste Bio-Plantage des Betriebs.

Auf über 50.000 m² baut der Betrieb regionale Bio-Marillen, -Äpfel und -Zwetschken an. Alleine die neue Obstanlage binde jährlich 80.000 kg CO₂ und erzeuge 50.000 kg Sauerstoff, sagt Simon: "Unsere Vision ist eine nachhaltigere und lebenswertere Zukunft", sagt Christoph Simon.

Alles oder nichts

"Dieses Mal haben wir die kleinen Bio-Marillen retten können. Für uns - und für alle, die eine Baumpatenschaft übernommen haben", freut sich Christoph Simon.

Dafür, zahle es sich aus, zu kämpfen, sagt der 29-Jährige. Doch womöglich ist es nicht das letzte Mal in diesem Jahr, dass die beiden Brüder wegen ihrer Bäume nicht schlafen können. Wenn wieder ein Frost kommen sollte, geht es wieder um "alles oder nichts".

{title && {title} } red, {title && {title} } 14.04.2025, 05:15
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite