Politik
Droht Handy-Aus an Österreichs Schulen?
England will Handys aus den Schulen verbannen. In Österreich ist ein Verbot noch Sache der jeweiligen Schule. Kommt jetzt ein generelles Verbot?
Ablenkungen im Unterricht, Mobbing, Gewalt: Damit soll in Englands Schulen künftig Schluss sein. Geplant ist ein Handy-Verbot während der Unterrichtszeit. Aber was hält die heimische Politik von diesem Plan? "Heute" fragte nach.
"Schulautonomie wichtiges Anliegen"
Das Bildungsministerium verweist auf die aktuell gültige Regelung: "Ein etwaiger Handyverbot wird an Österreichs Schulen in der Hausordnung der jeweiligen Bildungseinrichtung geregelt. Die rechtliche Regelung ist bewusst so gewählt." Damit könnten die Schulgemeinschaften selber vor Ort mögliche Regelungen diskutieren und entscheiden, was passiert. "Das ist mir auch im Sinne der Schulautonomie ein wichtiges Anliegen", betont Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).
Auch seine Partei unterstützt diese Linie. Derartige Entscheidungen sollten autonom von den Schulen vor Ort getroffen werden. "Sie bedürfen keiner gesetzlichen Regelung für das ganze Land."
Regeln unter Einbeziehung von Schülern, Lehrern, Eltern
Zumindest in dieser Frage ist man sich innerhalb der Koalition einig. "Wir halten ein generelles gesetzliches Verbot für nicht sinnvoll. Es braucht selbstverständlich Regeln für den Umgang mit Handys in der Schule, die werden jedoch – je nach Situation beziehungsweise Alter der Kinder – unterschiedlich sein. Dafür Regeln aufzustellen, ist eine Aufgabe, die auf Schul- beziehungsweise Klassenebene gut aufgehoben ist", sagt die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann. Idealerweise geschehe das unter Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie der Eltern.
Auch SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler spricht sich in dieser Frage für die Beibehaltung der Schulautonomie aus: "Das ist ein Zugang, der sinnvoll ist und an dem nicht gerüttelt werden sollte. Vonseiten der Bildungsdirektion gibt es für Schulen bereits jetzt Empfehlungen, an denen sie sich orientieren können." Prinzipiell stehe die SPÖ für einen "vernünftigen und zeitgemäßen Umgang" mit Handys an Schulen. "Das heißt, Einsatz dort, wo es Sinn macht und Einschränkungen da, wo es nötig ist – bestenfalls immer im Dialog mit den Schülerinnen und Schülern. Denn die Regeln sollen ja auch für sie Sinn ergeben."
FPÖ gegen Verbot, für "Handyparkplätze"
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl sieht sehr viele andere "Baustellen" im Bildungsbereich, etwa den Lehrermangel, fehlende Sprachkenntnisse oder massive Mängel der Schüler in den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. "Das Handyproblem an den Schulen zählt jetzt nicht dazu." Auch er ist für die autonome Lösung des Themas am jeweiligen Standort. In diesem Zusammenhang schlägt er etwa die Einrichtung von "Handyparkplätzen" in den Klassenzimmern vor.
Und auch die Neos halten ein Verbot für "nicht sinnvoll". Warum? "Weil es realitätsfremd und in der Praxis nicht durchsetzbar ist." Ein viel besserer Weg als ein Verbot wäre für die Pinken, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern klare und praktikable Regeln zu erarbeiten, die dann eine hohe Akzeptanz hätten. "Das funktioniert bereits an vielen Schulen gut."
Gewerkschaft will "klare Regeln" und Sanktionsmöglichkeiten
Selbst die Lehrergewerkschaft ist gegen ein generelles Handy-Verbot. Stattdessen brauche es mehr rechtliche Möglichkeiten für Fälle, in denen Schüler Vereinbarungen zum Handygebrauch ignorieren. "Ich bin sehr dafür, dass man hier klare Regeln aufstellt", sagt Paul Kimberger, der oberste Lehrervertreter in der Gewerkschaft. Aus seiner Sicht das Problem: Sanktionen bei Missachtung der Regeln seien derzeit nur "sehr schwer" umsetzbar. Sein Wunsch: durch den Gesetzgeber vorgesehene Konsequenzen bei Verstößen wie etwa die Abnahme des Handys und dessen Verwahrung an einem sicheren Ort.