"Glattauer gibt Noten"

Direktor am Ende: Für Unterricht bleiben nur 20 Minuten

Ein Großteil der Zeit geht für Probleme mit Schülern und Bürokratie drauf, auch beim Schwimmunterricht bleibt von 40 Minuten nicht viel übrig…

Niki Glattauer
Direktor am Ende: Für Unterricht bleiben nur 20 Minuten
Bürokratie, Disziplinierung: Für echten Unterricht bleibt wenig Zeit.
iStockphoto (Symbolbild)

Die "Heute"-Exklusiv-Geschichten der letzten Tage haben es in sich: Da die Elternvertreterin für Pflichtschulen, die sagt, es gebe Klassen, "da muss ein Lehrer einen Satz 10 bis 12 Mal sagen, bis er verstanden wird!" Dort ein Schuldirektor aus OÖ, der bekennt, dass eine Unterrichtsstunde an seiner Schule in der Praxis 20 Minuten dauere, der Rest sei "Bürokratie und Disziplinierung". So ist’s. Leider.

Flucht in die Privatschulen? Zum Glück nein!

Im schulisch rot-pinken Wien behauptete nun der schwarze Personalvertreter: Es sei in der Pflichtschule so arg, dass alle, die könnten, "in die Privatschulen flüchten". Nun, die gute Nachricht: Das stimmt nicht. Nur 5 Prozent der Volksschüler sitzen in Privatschulen, bei den Mittelschulen 6 Prozent – Zahlen, die seit 25 Jahren unverändert sind, zuletzt sogar sanken (Quelle: Statistik Austria). Warum das eine gute Nachricht ist? Weil wir die öffentliche Schule schützen und stützen müssen. Auch vor Horrormeldungen. Die Wahrheit (siehe oben) ist schlimm genug.

Note: Nicht genügend

Vom "dramatischen" Anstieg der Gewalt

Auch der "dramatisch Anstieg der schulischen Gewalt" im letzten Schuljahr schockierte. Aber leider/Gott-sei-dank: stimmt so auch nicht. "Dramatisch" angestiegen sind die Anzeigen nur im Vergleich zu den Corona-Jahren mit ihren Schulschließungen. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 wurden – so die Antwort auf eine Anfrage der FPÖ – 5.912 Straftaten angezeigt. Vergleicht man das mit heute, 2023, beträgt der Anstieg österreichweit nicht einmal 1,3 Prozent. In einigen Bundesländern (Steiermark, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten) kam es gar zu einem Rückgang. Ändert natürlich überhaupt nichts daran, dass jede Anzeige eine zu viel ist, und ich stimme Minister Polaschek zu, wenn er jetzt unter anderem die Senkung der Strafmündigkeit von 14 auf 12 Jahre fordert.

Nur diese Sache mit den Kinderschutzkonzepten, die die Schulen, sprich Lehrerinnen, jetzt ausarbeiten müssen. Warum, Herr Minister, eigentlich die Lehrer? Und nicht Ihre Leut’, die "Schulqualitätsmanager" zum Beispiel?

Note: Unbefriedigend

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

Wenn die Schwimmstunde 30 Min. dauert ...

Meine Texte über das Schul-Schwimm-Desaster (heute.at; newsflix.at) schlagen Wellen. Hier ein Nachschlag: "10 vor 10. Eine Volksschulklasse mit 24 Kindern steht vorm Bad-Eingang. Es gibt ab 10 Uhr ein Zeitfenster von 40 Minuten bis zur nächsten Klasse. In dieser Zeit müssen sich die Schwimmlehrer umziehen, die Neopren-Schwimmanzüge, Bretter, Nudeln, Flossen aus der Kabine zum Sammelplatz der Klasse ans Becken bringen, usw. Die Badeaufsicht auf der einen Seite des Gitters ist fertig zum Aufsperren, wir auf der anderen. Aber alles Flehen ist vergeblich! Wir dürfen keine Minute früher hinein! Erlaubt sind drei Gruppen gleichzeitig, also 75 Kinder. Aber am Wochenende stecken über 1.000 Leute im Bad – einfach lächerlich!" Um welches Bad es geht? Ist mir bekannt, aber tut wenig zur Sache, es ist überall so.

Note: Nicht gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
Alle seine Artikel findest Du HIER >>

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