Lebensmittel im Müll

Schulessen aufgehoben: "Behörde droht mit Entlassung"

Übrig gebliebenes Schulessen darf nicht verteilt werden. Und bio bedeutet nicht, dass es den Kindern schmeckt – berichten Leser unserem Kolumnisten.

Niki Glattauer
Schulessen aufgehoben: "Behörde droht mit Entlassung"
Übrig gebliebenes Essen an Schulen darf nicht verteilt werden.
iStock (Symbolbild)

Nach langer Zeit heute Leser-Mails. Und jetzt verrate ich Ihnen, zu welchem Thema ich seit Wochen die meisten bekomme. Nein, nicht zu Migration und überfüllten Schulen, sondern zu den überfüllten Mistkübeln – voll mit Schulessen, das im Müll landet – landen muss! – weil es die Regeln (vor allem in Wien) so vorschreiben.

Essen verteilen verboten

"Ich bin Lehrerin in einer GTVS (Ganztags-Volksschule, Anm.) und leite das Schülerparlament. Bezüglich des weggeworfenen Essens haben die Kinder des Schülerparlaments einen Brief an den zuständigen Magistrat geschickt. Eine Antwort kam nie zurück. Unseren Küchendamen wird sogar angedroht, es wäre ein Entlassungsgrund, wenn sie übrig gebliebenes Essen verteilen würden." (Karin Reinelt)

Leider zu viel bio

"In unserem Kindergarten werden die Speisen von der Firma so ausgewählt und zubereitet, dass die Kinder keinen Gefallen daran finden. Somit würde es auch nichts bringen, ihnen die Reste mitzugeben. Seit September sind die Speisen bio, was ja an sich kein schlechtes Vorhaben ist. Allerdings bedeutet das, dass es nun ein Mal pro Woche Süßkartoffeln, trockene Erbsen mit Mais zu trockenem Reis oder einen Kichererbseneintopf gibt." (Gerhard Geiger, Elementarpädagoge)

Auf der Bremse

"In der Schulverpflegung werden Unmengen an gutem Essen weggeworfen – aus "Hygiene- und Haftungsgründen". Wir treten schon lange dafür ein, dass noch genusstaugliche Lebensmittel und fertige Speisen an 'Tafeln' weitergegeben werden können. Wer uns immer wieder unterstützt hat, ist die MA 22 Stadt Wien, Umweltschutz. Andere Player (auch aus dem Bildungsbereich) stehen leider auf der Bremse, besonders seit Umsetzung der Gratis-Essen an Ganztagsschulen. Davor konnten Eltern entscheiden, ob ihr Essen gespendet wird, wenn es die Kinder nicht essen bzw. nicht in der Schule sind." (Verena Scheidl, Tafel Österreich)

<em>"Heute"</em>-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

Essen schmeckt nie

"Meiner Enkeltochter, Schülerin in der 3. VS-Klasse, schmeckt das Gratisschulessen eigentlich nie. Pizza schmeckt allen, die gibt es aber nur gefühlte zweimal im Jahr. Manchmal ist NICHTS mehr da außer belegtes Brot. Wir verständigten uns darauf, dass sie das Brot kosten und, wenn es ihr nicht mundet, eben angebissen mit nachhause nehmen soll. Sie meinte aber, dies dürfe sie gar nicht." (Hermine Leopold)

Macht mich fassungslos

"Ihr Kommentar 'Schulessen landet tonnenweise im Müll' macht mich fassungslos. Es ist vollkommen unverständlich, dass so etwas möglich ist. Wer könnte die Magistratsabteilung zu einem Umdenken bewegen?" (Christine Krawarik)

Ich muss gleich speiben

"Gleichzeitig gibt es in der angeblich 'lebenswertesten Stadt der Welt' Kinderarmut und hungernde Kinder, siehe Armutskonferenz. Ich muss gleich speiben." (Rolf Magenschab)

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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    REUTERS/Suzanne Plunkett; Darren Staples/Pool

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel berichtet über die Problematik des weggeworfenen Schulessens in Wien, das aufgrund von strengen Regeln nicht an Bedürftige verteilt werden darf
    • Sowohl Lehrer, Eltern als auch Kinder beklagen die Verschwendung von Essen und fordern eine Änderung der Vorschriften
    NG
    Akt.