Genuss
Dieses Kindergetränk ist "Werbeschmäh des Jahres"
Die Konsumentenschutz-Organisation foodwatch Österreich setzt sich gegen Irreführung der Konsumenten ein und deckt falsche Produktversprechen auf.
Versteckte Preiserhöhungen, Etikettenschwindel und irreführende Werbeversprechen erschweren uns Konsumenten das Einkaufen. Doch sowohl das EU-Lebensmittelrecht als auch das österreichische Lebensmittelrecht besagen: Konsumenten dürfen weder durch Werbung noch durch die Aufmachung von Produkten in die Irre geführt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Supermarkregale voller Lebensmittel, die oft nicht halten, was sie versprechen.
Die Konsumentenschutz-Organisation foodwatch Österreich deckt Missstände rund um die Vermarktung von Lebensmitteln auf, macht aufmerksam, konfrontiert Unternehmen mit den Kritikpunkten und fordert sie auf, die Produkte konsumentenfreundlicher zu gestalten. Seit April 2022 kürt die foodwatch den "Werbeschmäh des Monats". Für den "Werbeschmäh des Jahres" konnten die Konsumenten 14 Tage lang aus fünf Nominierten abstimmen, die beispielgebend für irreführende Marketing-Praktiken sind.
Falsche Versprechen
Jetzt steht der Gewinner fest: Die Kinderlimonade "Dreh und Trink". Der Grund für den Sieg: Der Hersteller wirbt "mit echten Früchten", jedoch sind diese nur Spuren enthalten. Die Sorte Waldbeere weist gerade einmal 0,1 Prozent Brombeersaft aus Konzentrat und 0,1 Prozent Heidelbeersaft aus Konzentrat auf. Der Rest ist Wasser, Zucker, Aromen und Zusatzstoffe.
Das sagt der Hersteller
Auf Nachfrage von ORF Konkret vom 31. Mai 2022 schickt das Unternehmen Klosterquell Hofer folgende Stellungnahme:
"Dreh und Trink wird seit fast 50 Jahren in Österreich, direkt am Fuße des Schneebergs in Niederösterreich, mit Gebirgsquellwasser aus den hauseigenen Quellen, produziert. Als österreichisches Familien- und Traditionsunternehmen hat für uns neben der Regionalität der Rohstoffe auch die Qualität des fertigen Produktes oberste Priorität. Deshalb sind wir darauf bedacht, dass bei unserem Kindergetränk Dreh und Trink nur die hochwertigsten Zutaten zum Einsatz kommen. Mit seinem einzigartigen Geschmack bringt Dreh und Trink seit fast 50 Jahren Kinderaugen zum Strahlen und lässt Erwachsene wieder das Kind in sich entdecken (…).“
Kindgerechtes Marketing
Dabei ist das Produkt marketingtechnisch clever konzipiert: Die bunten Farben, die Comics auf dem Etikett und die passende Größe für Kinderhände erreichen die Aufmerksamkeit der Kinder. "Dieses Zuckerwasser, das kaum Fruchtsaft enthält, wird so massiv an Kinder beworben, dass die kaum widerstehen können. Und Eltern oder Großeltern müssen dann mühsam dagegen halten", sagt Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich. Es wird gefordert: Dreh und Trink muss die Tier-Comics von der Verpackung nehmen. So zuckerhaltige Getränke dürfen nicht an Kinder beworben werden.
Immer mehr Kinder übergewichtig
Immer mehr Kinder in Österreich sind übergewichtig oder adipös. Einer der Gründe: Schon die Kleinsten werden durch Werbung für besonders zuckerreiche Lebensmittel und Getränke geködert. Sie gewöhnen sich an den süßen Geschmack, wollen mehr davon und kämpfen unter anderem als Folge davon schon früh mit massivem Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt seit Jahren vor Kinder-Marketing für ungesunde Lebensmittel und Getränke und empfiehlt dringend eine Werbebeschränkung für zu süße, zu fettreiche oder zu salzhaltige Produkte.