Ukraine

"Welt muss reagieren" – Selenski warnt vor Atom-Anschla

Wolodimir Selenski wendet sich in einem Tweet an die internationale Staatengemeinschaft. Russland plane einen Anschlag auf das AKW in Saporischschja.

20 Minuten
Wolodimir Selenski während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit afrikanischen Vertretern am 16. Juni.
Wolodimir Selenski während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit afrikanischen Vertretern am 16. Juni.
REUTERS

In der Videobotschaft erklärt der ukrainische Präsident, dass der Geheimdienst Informationen darüber habe, dass Russland einen "Terror-Angriff auf das Atomkraftwerk Saporischschja erwägt". Es handle sich bei dem mutmaßlich geplanten Angriff um einen mit "Strahlungsaustritt". Russland habe bereits alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, so Selenski. 

"Unglücklicherweise muss ich immer wieder daran erinnern, dass Strahlung keine nationalstaatlichen Grenzen kennt – wen sie trifft, wird nur von der Richtung des Windes bestimmt". Selenski gibt weiters an, alle vorhandenen Informationen mit den Partnern der Ukraine – Europa, den USA, China, Brasilien, Indien, der arabischen Welt und Afrika – zu teilen. 

"Die Welt wurde gewarnt"

Selenski betont mehrfacht, dass alle davon erfahren müssten, was Russland plane. "Niemals sollte es irgendwo einen Terrorangriff auf ein Atomkraftwerk geben", so Selenski. Er vergleicht die Situation mit jener vor der Sprengung des Kachowka-Staudamms. "Die Welt wurde gewarnt, jetzt kann und muss sie handeln", schließt er. 

"Lüge"

Die russische Führung wies die Anschuldigungen indes zurück. "Das ist eine weitere Lüge. Wir hatten lediglich Kontakt mit der IAEA (Internationale Atomenergiebehörde)", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. Der IAEA-Chef Rafael Grossi hatte das größte Atomkraftwerk Europas in der vergangenen Woche besucht – er beschrieb die Lage als "ernst, aber stabil".

Am Dienstag gab der ukrainische Geheimdienstchef Kirilo Budanow an, dass die russischen Besatzer die Kühleinheit des AKWs vermint haben sollen. Die IAEA machte keine Angaben zu diesem Vorwurf. Ob sich die internationalen Beobachter auf dem Gelände aber tatsächlich frei bewegen können und von den bewaffneten russischen Besatzern auch Zugang zu allen Bereichen erhalten, ist fraglich.

Die Angst vor einer nuklearen Katastrophe im Zusammenhang mit dem AKW Saporischschja flammt seit Beginn des Krieges in der Ukraine immer wieder auf. Grossi hat das AKW seit der Besetzung durch russische Kräfte im März des vergangenen Jahres mehrmals besucht. Die Sicherheit des Kraftwerks wurde immer wieder durch Angriffe und Kämpfe in der Umgebung bedroht, für die sich Moskau und Kiew gegenseitig die Schuld geben.

1/8
Gehe zur Galerie
    Die russische Nationalgarde patrouilliert vor dem von Russland kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja in der Nähe der Stadt Enerhodar in der Ukraine.
    Die russische Nationalgarde patrouilliert vor dem von Russland kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja in der Nähe der Stadt Enerhodar in der Ukraine.
    EPN / Action Press/Sipa / picturedesk.com