"Magisches Räuchern..."

Die Rauhnächte kommen – so geht "Ritual der 13 Wünsche"

Ein uralter Brauch lebt neu auf: Das magische Räucherritual zum Jahreswechsel, um das Haus zu reinigen und Platz für einen Neustart zu schaffen.

Jochen Dobnik
Die Rauhnächte kommen – so geht "Ritual der 13 Wünsche"
"Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume": Autor Christoph Frühwirth
Michael Hetzmannseder

Die Rauhnächte sind in der Tradition tief verwurzelt und verbinden alte Bräuche mit modernen Ansätzen. Sie gelten als eine Zeit "zwischen den Jahren", die symbolisch die Differenz zwischen Sonnen- und Mondjahr überbrückt.

Je nach Region beginnen sie am 21. Dezember (Thomasnacht) und dauern bis 2. Februar (Maria Lichtmess). Besonders bedeutend sind die Nächte am Heiligen Abend, Silvester und vor Dreikönig.

Tor zur Anderswelt wird geöffnet

"'Rau' steht für das Räuchern, das Reinigen der Atmosphäre. Tagsüber wurde zum Schutz vor Unheil geräuchert. Abends schaute man durch den Rauch in die Zukunft", erklärt der burgenländische Autor Christoph Frühwirth. In seinem Buch "Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume" (Servus Verlag) erklärt er aber auch, dass das Raue auch das Haarige meint: "Also die mit Fell bekleideten Gesellen der Wilden Jagd, die Perchten".

Perchtenläufe datieren in der Mitte der Raunächte.
Perchtenläufe datieren in der Mitte der Raunächte.
Bild: iStock

Während der Rauhnächte öffnen sich dem alten Glauben zufolge die Tore zur Anderswelt. Die Naturgesetze sollen aufgehoben sein, und in der "Wilden Jagd" ziehen Geister, angeführt von der Göttin Percht, durch die Nächte. Die Percht prüft, wer im vergangenen Jahr fleißig war, und symbolisch wird durch ihre Reinigung der Weg für neues Glück geebnet. Begleitet wird sie mancherorts von den drei Bethen, die Erde, Sonne und Mond repräsentieren.

Die Traditionen der Rauhnächte folgen drei Hauptideen:

Schutz vor Geistern: Um das Unheil der "Wilden Jagd" abzuwenden, werden Bräuche wie das Vermeiden von aufgehängter Wäsche praktiziert oder der Göttin Percht Opfergaben dargebracht (meistens ein Löffel von jedem Gericht, das aufgetischt wurde oder etwas Mehl auf dem Dach).

Blick in die Zukunft: Die Nächte gelten als "Lostage", an denen Wetter oder Träume Hinweise auf das kommende Jahr geben. Orakel wie Wachsgießen oder Wunschzettelrituale sind beliebt.

Das Ritual der 13 Wünsche

Ein zunehmend beliebtes Ritual neben dem Räuchern ist das Verbrennen von Wunschzetteln. Vor Beginn der Rauhnächte überlegt man sich 13 Wünsche für das kommende Jahr, notiert jeden auf einen separaten Zettel und faltet diese so, dass der Text nicht mehr sichtbar ist.
Vom 24. Dezember an wird jeden Abend ein Zettel ungelesen verbrannt, bis nur noch einer übrig bleibt. Dieser letzte Wunsch wird nicht verbrannt, sondern geöffnet und gelesen. Die Erfüllung dieses Wunsches liegt in der eigenen Verantwortung.

Jahresabschluss und Neubeginn: Die Rauhnächte bieten die Möglichkeit, das alte Jahr bewusst abzuschließen und das neue vorzubereiten, etwa durch das Begleichen von Schulden und das Reflektieren.

So funktioniert Räuchern

Das Räuchern hat in den Rauhnächten eine besondere Bedeutung. Kräuter, Harze und Gewürze werden verbrannt, um Schutz, Reinigung und Wohlbefinden zu fördern. Typische Zutaten sind Johanniskraut, Lavendel, Beifuß, Weihrauch, Myrrhe oder Zimt. Je nach Absicht können verschiedene Düfte genutzt werden – zum Beispiel für Dank, Segen oder zur Verbesserung der Stimmung.

Typische Zutaten sind Kräuter wie Johanniskraut, Alantwurzel, Lorbeer, Lavendel und Rosmarin.
Typische Zutaten sind Kräuter wie Johanniskraut, Alantwurzel, Lorbeer, Lavendel und Rosmarin.
Getty Images

"Ich bereite mich auf den Räuchergang vor – zunächst im Haus. Auf ein Stück Kohle lege ich das Harz von Kiefern, Fichten, Tannen, von Wacholder und Meisterwurz. Mit der Räucherschale gehe ich herum. Verbreite den duftenden Rauch in alle vier Winkel unserer großen Wohnküche. Dabei trage ich ein kleines Glöckchen bei mir. Nach alter Überlieferung stöbert es das 'verhockte Glöckchen' auf. Ich läute in jede Ecke des Raumes. Ich räuchere jedes Zimmer aus, vom Dachboden bis zum Keller", erzählt Susanne Türtscher, die gemeinsam mit ihrem Mann im Großen Walsertal einen Bergbauernhof bewirtschaftet, im Buch.

Räuchern fördert Entspannung, reinigt die Umgebung und stärkt das Wohlbefinden. Bereits unsere Vorfahren nutzten diese Tradition in dunklen, schweren Zeiten, um Hoffnung und Licht in den Alltag zu bringen.

Die Rauhnächte laden dazu ein, innezuhalten, sich mit der Natur zu verbinden und bewusst ins neue Jahr zu starten – ein Brauch, der sowohl spirituelle als auch praktische Aspekte vereint.

Am 7. Dezember stellt Christoph Frühwirth sein aktuelles Buch "Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume" in Reinsberg im Mostviertel (NÖ) vor. Musikalisch begleitet wird er dabei von der "Reinsberger Dorfmusi".

"Heute" liest – erlesene Buchtipps für den Herbst

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Auf den Punkt gebracht

  • Die Rauhnächte sind eine tief verwurzelte Tradition, die alte Bräuche mit modernen Ansätzen verbindet und als eine Zeit "zwischen den Jahren" gilt, in der Naturgesetze aufgehoben sein sollen.
  • Diese Nächte bieten die Möglichkeit, das alte Jahr bewusst abzuschließen und das neue vorzubereiten, wobei Rituale wie Räuchern, das Vermeiden von aufgehängter Wäsche und Orakelpraktiken eine zentrale Rolle spielen.
dob
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