Wien

Wiener Matchmakerin führt Reich und Schön in 7. Himmel

Zum Valentinstag feiern Paare ihre Liebe. Sie fanden sich auf Partys oder im Büro. Oder online. Aber auch das gibt's noch: analoge Partnervermittlung.

Heute Redaktion
Eva Kinauer-Bechter stellt ihren Klienten drei Stunden lang sehr private Fragen. Danach weiß sie, was sie wissen muss, um ein funktionierendes Match zu arrangieren.
Eva Kinauer-Bechter stellt ihren Klienten drei Stunden lang sehr private Fragen. Danach weiß sie, was sie wissen muss, um ein funktionierendes Match zu arrangieren.
Eva Kinauer-Bechter

"Über 50 Prozent meiner Klienten finden bei mir ihr Liebesglück“ sagt Eva Kinauer-Bechter, die seit 20 Jahren erfolgreich Partnerschaften vermittelt und seit dreißig Jahren eine glückliche Ehe führt. Das ist eine ganz gute Quote. Wie geht das? "Bevor ich jemanden aufnehme,  führe ich ein einstündiges Erstgespräch und dann ein dreistündiges Interview. Ich kenne die Person dann oft besser als nahe Freunde sie kennen." Dating-App Algorithmen stellen nicht drei Stunden lang tiefgehende Fragen. Und: Die Angaben in der App macht jeder selbst über sich, keiner mit einem kritischen Blick von außen. "Ungefilterte Daten, verzerrte Selbstbilder: Die Fehlerquote ist also bei der App viel höher."

70 Prozent der Kunden lehnt sie ab

Beim ersten Kennenlernen in Eva Kinauer-Bechters Partneragentur in der Jagdschlossgasse 79 (Wien-Hietzing) werden Wünsche, Werte und Visionen besprochen. Hier beim Erstgespräch lehnt sie 70 Prozent der Singles ab: "Sie haben eine falsche Selbsteinschätzung, überzogene Forderungen, unrealistische Erwartungen." Auch Optimierungsansätze spricht sie direkt an: "Sport treiben, Ernährung umstellen, den Look verändern". Das klingt hart. Aber es kommt laut der Liebes-Expertin nicht selten vor, dass jemand nach einiger Zeit zurückkehrt. Und sich bedankt. "Es passiert, dass mir die Leute dann sagen: Sie haben mein Leben verändert." Die App hingegen nimmt jeden. "Die eingegebenen Daten werden völlig ungefiltert als Tatsache angenommen. Die App ist eben keine ehrliche Ratgeberin."

Die Schmetterlinge müssen fliegen

Das Ziel der Match-Expertin sind keine Affären – sondern Lebenspartnerschaften. Das Verlieben schon am ersten Abend (bei dem sie die erste halbe Stunde mit dabei ist) sei nicht das Ziel. Sie vermittelt nur Frau-Mann Beziehungen. Ihre Kunden sind zwischen Mitte 20 und Mitte 70, die Anzahl von Frauen und Männern hält sich die Waage. "Erfolgreiche Menschen, die Ziele haben, die eine gute Erziehung und eine gute Ausbildung mitbringen".

Sie ziele nicht auf Masse, sondern auf Qualität. Und hier sieht sie einen weiteren Schwachpunkt der Apps: "So viele junge Menschen verschwenden ihre Zeit online mit der Lieferpizza auf dem Sofa beim frustrierten und sinnlosen Swipen und Daten". Das romantische Date sei auf diese Weise fast ausgestorben. "Es ist Routine geworden. Wahllosigkeit ist eingekehrt. Manche haben fünf Dates. Pro Woche!" Aber ein Date solle etwas Besonderes sein – und bleiben: "Die Schmetterlinge müssen fliegen!"

Suchen, wo man finden will

Die Jahresbetreuung bei Frau Kinauer-Bechter kostet 20.000 Euro. Wer sich so viel nicht leisten kann, kann sich alle ihre Tipps und Erfahrungen, die sie in den Jahrzehnten mit der Liebe gesammelt hat, in ihrem Buch "Der Mann fürs Lieben" erlesen, das kostet 23 Euro. Sie rät außerdem dazu, den Freundeskreis zu aktivieren. "Man muss nicht so tun, als genieße man das Singleleben." Man sollte einfach offen sagen, man sei auf der Suche – und jeder kenne jemanden, der jemanden kennt, der auch sucht. So habe man einen großen Pool an möglichen Matches. Das Gute: Diese Menschen seien geprüft und durch die Qualitätskontrolle der Freunde gegangen. "Keine Verrückten".

Ein weiterer Tipp: Man solle da suchen, wo man künftig auch sein will. Als Frühaufsteher jede Nacht in Bars nach dem Traumpartner zu suchen, führe dazu, dass man dort, wenn überhaupt, jemanden findet, der erst nachmittags in die Gänge kommt – "Das passt dann nicht". Wer Sport liebe, solle sich bei Sportevents tummeln. Wer Kunst liebt, in Galerien und Museen – einfach dort sein, wo man Gleichgesinnte trifft, so ihr Rat.

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