Politik
Deswegen plädiert auch Mückstein für Lockerungen
Noch vor einem Monat hatte der heutige Gesundheitsminister von harten Lockdowns gesprochen. Nun plädiert er jedoch für Öffnungen. Warum das so ist.
"Es hat sich zu dem Zeitpunkt vor vier Wochen für mich nichts geändert in der Einstellung", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Montagabend in der Sendung "Milborn" auf Puls 24. Damals hatte er von Verschärfungen gesprochen, heute allerdings von Öffnungsschritten. Wie passt das zusammen? "Die Intensivstationen zu schützen in den Kapazitäten muss oberstes Ziel sein", so Mückstein, darüber herrsche Konsens. Es gebe aber einen gewissen Spielraum.
Die Inzidenz müsse fallen, durch testen und impfen, so der Gesundheitsminister. Außerdem müsse man darüber nachdenken, welche Öffnungsschritte man setzen könne, weswegen man auch den 19. Mai ins Auge gefasst hätte. So bekämen die Branchen Planungssicherheit und bis dahin seien es "noch drei Wochen, da kann viel geimpft und viel getestet werden". Wenn alle das wollen, "dann können wir das gemeinsam schaffen", so Mückstein, allerdings nur mit strengen Regeln.
Der Zusammenhang von "zu vielen Personen, die sich in zu engen Räumen zu lange aufhalten" und dann auf Normalstationen oder auf Intensivstationen im Spital landen oder versterben würden, sei gegeben. Man werde aber mit maximaler Sicherheit die Öffnungsschritte begleiten, neben dem bekannten Maske tragen, Hände waschen und Abstand halten auch mit einer Registrierpflicht in vielen Bereichen und umfassenden Sicherheitskonzepten. "Die Maßnahmen sind für mich mit Stand heute ausreichend", sagte Mückstein dazu, dass nach den Öffnungsschritten in Vorarlberg die Inzidenz in die Höhe geschossen war. In betroffenen Gebieten fange man dies nun mit einem "Teil-Lockdown" ab.
„"Wer sich bis Sommer 'durchtesten' will, dem muss man sagen, bitte lass dich impfen, sonst ist es im Sommer nicht vorbei"“
Dringend appellierte der Minister dafür, dass sich jeder impfen lasse: Wer einen Termin bekommen, solle "sofort hingehen". Er sah derzeit drei Gruppen in Österreich: Eine, die auf die Impfung seit Wochen wartet, eine, die sich nicht impfen lassen will ("auch das ist zu respektieren") und eine, die noch schwanke ("und in die richtige Richtung schwanken muss"). "Man kann sagen, dass jeder Impfstoff in Österreich sicher ist", appellierte Mückstein dafür, Impfungen nicht wegen eines bestimmten Impfstoffs sausen zu lassen.
Bedenken solle man auch das Thema "Long Covid", die Gefahr betrage zehn Prozent: "Leute riechen nicht, schmecken nicht, kommen nicht auf die Beine", und das zwölf Wochen nach der Erkrankung, so Mückstein. Feststellbar seien auch Belastungen bei Kindern, die es früher so nicht gegeben hätte, nämlich mit Schlafstörungen und Depressionen. Er habe dies "am Radar", auch wenn die Geldmittel immer kleiner und die Probleme immer größer geworden seien. Grund dafür, dass er sich für die Öffnung ausspreche, seien auch die psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie.
Zum Grünen Pass ließ der Gesundheitsminister schließlich aufhorchen, denn er betonte, dass es "nicht das Gleiche" sei, wenn man geimpft oder getestet ist. Die beiden Möglichkeiten müsse es geben, da sich viele Menschen nicht impfen lassen können, aber: "Wer sich bis Sommer 'durchtesten' will, dem muss man sagen, bitte lass dich impfen, sonst ist es im Sommer nicht vorbei." Eine persönliche Anmerkung gab es zum Schluss. "Es muss Phasen der Anspannung und der Arbeit geben, und es muss Phasen der Entspannung geben", so Mückstein. Entspannung sieht beim Gesundheitsminister offenbar so aus: Er turne auf einer Matte daheim zu YouTube-Fitnessvideos und gehe auch laufen.