Gefährlicher Trend in Japan

Deshalb gehen schon 4-Jährige zur Haarentfernung

Haarentfernung ist längst zum Standard für viele Frauen geworden. Japan treibt den Trend mit kleinen Kindern auf die Spitze.

Deshalb gehen schon 4-Jährige zur Haarentfernung
Haarentfernung schon bei kleinen Kindern? In Japan wird die Entwicklung langsam, aber sicher zum Trend.
Getty Images/iStockphoto

"Hyper Skin Hair Removal ist [...] eine innovative Haarentfernungsmethode, die nicht nur für Ihre Haut, sondern auch für das Erscheinungsbild Ihrer Poren entwickelt wurde. Da keine hohen Temperaturen erreicht werden, ist die Haarentfernung schonend für Kinder." So bewirbt ein Schönheitssalon im Tokioter Bezirk Shinjuku seine Methode zur Haarentfernung – für kleine Mädchen.

Nach einem kurzen Blick auf den Instagram-Account wird klar, dass viele nicht älter als vier Jahre sind, vielleicht noch jünger. Gegenüber der Zeitung "Japan Times" erklärt Filialleiterin Miho Kakoi, dass im Dezember 30 Kinder bei ihr in Behandlung waren.

Die Gründe für Haarentfernung bei Kindern

Wie es dazu kommt? Die Zeitung hat bei einer Mutter nachgefragt. Die 33-jährige Angestellte berichtet über die Haarentfernung bei ihrer sechsjährigen Tochter: "Nach Rücksprache mit meinem Mann habe ich beschlossen, dass es gut wäre, wenn die Haare entfernt werden könnten, bevor sie in die Grundschule kommt, wo Schwimmunterricht dazugehört." Das Mädchen war zuvor damit gehänselt worden, dass die Haare über der Lippe aussehen wie ein Schnauzbart.

Damit steht Suzu, wie sie von der "Japan Times" genannt wird, nicht alleine da. Fünf bis sechs Prozent der Kundinnen und Kunden des Haarsalons sind Kinder bis zur dritten Klasse. Zwar sind laut der Filialleiterin manche von ihnen "von ihren Müttern inspiriert". Häufiger kommen sie aber, weil sie von anderen Kindern auf ihre Behaarung angesprochen werden. Die Behandlung lassen sich ihre Eltern einiges kosten. Je nach zu enthaarender Zone zahlt man beim oben beworbenen Hyper Skin Removal zwischen umgerechnet 490 und 2700 Euro.

Gesellschaftlicher Druck

Keiko Aiba ist Professorin an der Meiji Gakuin Universität. Sie führte Befragungen zur Körperhaarentfernung bei Oberschülerinnen durch. Gegenüber der "Japan Times" erklärte sie, dass diese Praxis für einen großen Teil der japanischen Gesellschaft eher zu einer Standardpflege als zu einer freiwilligen Entscheidung geworden sei.

Sie berichtet: "Die gesellschaftlichen Kosten, sich dieser Norm zu widersetzen, sind unglaublich hoch. In Japan ist die Entfernung von Körperhaaren in vielerlei Hinsicht zu einer Form der grundlegenden Körperpflege geworden." Es gäbe die Tendenz, schlechte Körperpflege mit einem Mangel an Charakter oder Disziplin gleichzusetzen.

Verletzungen und Verbrennungen

Dr. med. Sabine Kurzidem ist Fachärztin für Dermatologie in der Skinmed Klinik für Dermatologie und plastische Chirurgie in Zürich.
Dr. med. Sabine Kurzidem ist Fachärztin für Dermatologie in der Skinmed Klinik für Dermatologie und plastische Chirurgie in Zürich.
skinmed.ch

Der Laser für Kinderhaut wird von japanischen Schönheitskliniken als sicher beworben. Dermatologin Dr. med. Sabine Kurzidem aus Zürich bereitet der Trend dennoch Sorgen: "Laserbehandlungen bei so jungen Kindern sind ein absolutes No-Go. Schon bei erwachsenen Frauen sehe ich in meiner Praxis immer wieder Fälle, die von Laserbehandlungen Verbrennungen davontragen", so die Ärztin gegenüber "20 Minuten". Solche Verletzungen können laut der Hautärztin in Pigmentstörungen übergehen. "Kinderhaut ist deutlich empfindlicher und hat ein entsprechend höheres Risiko für Verbrennungen. Das geht wirklich gar nicht."

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Auf den Punkt gebracht

  • In Japan wird der Trend zur Haarentfernung auf kleine Kinder ausgeweitet, wobei bereits Vierjährige in Schönheitssalons behandelt werden.
  • Der gesellschaftliche Druck und das Mobbing wegen Körperbehaarung treiben Eltern dazu, teure Behandlungen für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen, obwohl Dermatologen vor den Risiken warnen.
red, 20 Minuten
Akt.