Heftige Kritik nach Wahl

"Desaster": ÖVP-Urgestein rechnet mit eigener Partei ab

Den zweiten Platz seiner Partei will VP-Grande Franz Hörl nicht schönreden. Der scheidende Nationalrat spart nicht mit Kritik an seiner Partei.

Nicolas Kubrak
"Desaster": ÖVP-Urgestein rechnet mit eigener Partei ab
Die ÖVP zeigt sich nach Platz 2 durchaus zufrieden. Der scheidende Nationalrat Franz Hörl (l.) ist anderer Meinung.
Hertel/picturedesk.com/"Heute"-Montage

Minus elf Prozent, 20 Mandate weniger, Platz 2 hinter der FPÖ: Das Wahlergebnis der Volkspartei spricht Bände. Dennoch gibt man sich bei den Türkisen durchaus zufrieden, so sei man vor drei Jahren in Umfragen noch bei 21 Prozent gewesen. Am Sonntag habe "das letzte Quäntchen" gefehlt.

"Nicht mehr bei unseren Leuten"

Anders sieht es der langjährige Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete Franz Hörl. Dieser nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "Die Landes-ÖVP ist längst nicht mehr bei unseren Leuten und deren Sorgen. Sie musste bei der Landtagswahl, der EU-Wahl und auch der Nationalratswahl empfindliche Niederlagen einstecken", wird Hörl von der "Tiroler Tageszeitung" zitiert. Die Gemeinde- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck sei ein "Desaster" gewesen. "Dieses wurde bis heute nicht einmal aufgearbeitet", ärgerte er sich.

Kanzler Nehammer begießt Niederlage bei ÖVP-Wahlparty mit Bier

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    Kühles Bier (Stiegl Hell) für den Kanzler nach der eiskalten Abfuhr der ÖVP an der Wahlurne.
    Kühles Bier (Stiegl Hell) für den Kanzler nach der eiskalten Abfuhr der ÖVP an der Wahlurne.
    Sabine Hertel

    "Erreichen die Menschen nicht mehr"

    Hörl, der nur auf Platz 21 der VP-Bundesliste stand – "Heute" berichtete im Juli über seinen Frust über die Entscheidung – habe im Wahlkampf wenig Einsatz gespürt. "Wir sind dabei, den Anspruch, ein ÖVP-Kernland zu sein, zu verlieren", man punkte weder in der Stadt noch am Land, kritisierte das ÖVP-Urgestein. "Wir scheinen die Menschen nicht mehr zu erreichen und andererseits im Management strukturelle Probleme zu haben", so sein Resümee.

    Sein Rat an den Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle: "Vielleicht ist jetzt endlich der richtige Zeitpunkt da, sich auch über die getroffenen Entscheidungen Gedanken zu machen."

    ÖVP stellt sich hinter Nehammer

    Am Dienstag stellte sich der ÖVP-Vorstand geschlossen hinter Karl Nehammer. Dieser hatte beim Bundesparteivorstand der Volkspartei die Vertrauensfrage gestellt. Nun gilt es für die ÖVP, das Wahlergebnis zu analysieren und über das weitere Vorgehen zu beraten. Klar ist: Eine Regierung ohne Türkis wird es nicht geben, die Konstellation ist allerdings unklar.

    Die Bilder des Tages

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      Andreas Tischler / Vienna Press

      Auf den Punkt gebracht

      • Franz Hörl, ein langjähriger Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordneter, kritisiert scharf das Wahlergebnis seiner Partei, die mit einem Minus von elf Prozent und 20 Mandaten weniger den zweiten Platz hinter der FPÖ belegte
      • Hörl bemängelt, dass die Landes-ÖVP die Sorgen der Menschen nicht mehr erreiche und strukturelle Probleme im Management habe, während der ÖVP-Vorstand sich geschlossen hinter Karl Nehammer stellt und das Wahlergebnis analysieren will
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