Burgenland

Schockierende Fotos! Neusiedler See trocknet aus

Zu wenig Regen: Mit 115, 31 cm (Stand 11. Mai) befindet sich der Wasserstand des Neusiedler Sees unter dem vieljährigen Mittelwert.  

Jochen Dobnik
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Seit 1965 stand der Wasserpegal am Neusiedler See nicht mehr so niedrig wie jetzt
Seit 1965 stand der Wasserpegal am Neusiedler See nicht mehr so niedrig wie jetzt
MARIO MICHLITS / APA / picturedesk.com

"Seit 1965 stand das Wasser nicht mehr so niedrig wie jetzt", sagt Karl Maracek vom hydrografischen Dienst. Bei Nord-West-Wind würde beispielsweise in Breitenbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) gut ein Meter Wasser fehlen, viele Segler mit großen Schiffen hätten Probleme, aus den Häfen auszulaufen. Die aktuelle Entwicklung deute auf den Klimawandel hin.

Täglich verschwinden drei Milliarden Liter Wasser

"Bei heißem Wetter sinkt der Neusiedler See nur durch Verdunstung um einen Zentimeter pro Tag, das sind drei Milliarden Liter Wasser", rechnet Wetter-Experte Thomas Wostal auf seiner Homepage "Wetterzeit" vor. Durch Regen und Schneefall gewinnt der See zwar pro Jahr rund 570 Millimeter Wasserhöhe, durch Verdunstung verschwinden jedoch rund 660 Millimeter Wasser. Das ergibt pro Jahr ein Minus von 90 Millimetern.

Wenig Wasser. Viele Boote haben Schwierigkeiten, den Hafen zu verlassen.
Wenig Wasser. Viele Boote haben Schwierigkeiten, den Hafen zu verlassen.
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Ein See, der eine durchschnittliche Tiefe von rund einem Meter hat und pro Jahr neun Zentimeter sinkt, bekommt schnell ein Problem. Zum Glück hat der Neusiedler See auch ein paar (wenige) Zuflüsse. Vor allem die Wulka und der Golser Kanal in Österreich und der Rákos-patak in Ungarn sorgen dafür, dass der Neusiedler See nicht völlig verschwindet. Vorerst zumindest.

Hoffen auf Regen

Die Forderung, eine Zuleitung zu bauen und den zweitgrößten Steppensee Europas etwa mit Wasser aus der Donau oder der ungarischen Raab zu füllen, besteht seit fast zwei Jahrzehnten. Bislang waren die ökologischen Bedenken unüberwindbar. Der Neusiedler See hat einen geringen Salzanteil, das Einleiten von Flusswasser wäre extrem problematisch. Eine andere Möglichkeit wären Grabensysteme, die Wasser speichern und in der Region halten.

Aktuell bleibt also nicht mehr, als auf ausgiebige Niederschläge zu hoffen. Am Mittwoch sind vereinzelt ein paar Regentropfen möglich - wohl zu wenig. Vergleiche mit den Vorjahren zeigen, dass sich der Wasserstand von April bis August durchschnittlich um 17 Zentimeter verringert. Damit stünde man unter 115 müA (Meter über Adria), das wäre die geringste Wassertiefe seit 55 Jahren.

Gänzlich ausgetrocknet war der Neusiedler See übrigens zuletzt in den Jahren 1864 bis 1870. Der Grund war nicht nur das Wetter, sondern eine lange Dürre in Kombination mit menschlichen Eingriffen in die Zu- oder Abflüsse.