"Der Idiot" singt in Salzburg rund dreieinhalb Stunden

Die Oper "Der Idiot" basiert auf einem der bekanntesten Romane von Fjodor Dostojewskis († 1881). Rund fünf Jahre nach dem Tod des Schriftstellers ist die Oper entstanden, die Uraufführung einer Kurzfassung fand dann Ende 1991 statt.

Das vollständige Werk wurde erst 132 Jahre nach dem Ableben des Autors von Thomas Sanderling (81) am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Ab Freitag kann man die knapp dreieinhalb-stündige Oper auch in Österreich sehen. Im Zuge der "Salzburger Festspiele" wird das Stück unter der Regie von Krzysztof Warlikowski (62) gezeigt.

Was ist ein "Idiot"?

Das Bühnenwerk handelt von einem naiven, fast kindlichen jungen Mann, der versucht sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. In St. Petersburg verliebt er sich in Nastassja und will sie vor sich selbst retten, die lässt sich nämlich schlecht behandeln.

"Dostojewski hat aber einen weitaus komplexeren Charakter kreiert, bei ihm ist ‚Idiot' eher die einschränkende Bezeichnung für eine prophetische Figur – für jemanden, der die Wahrheit spricht, der eine höhere Sensibilität und eine besondere Gabe im Vergleich zu anderen hat. Jemand, der einen externen statt einen internen Blick auf die Dinge hat", erklärt Warlikowski beim "Terrassentalk" in Salzburg.

Selten aufgeführt

Da die Oper noch nicht oft aufgeführt wurde, hat die musikalische Leitung Mirga Gražinytė-Tyla (37) eine gewisse Freiheit, die sie sehr schätzt: "Ich sehe darin eine tolle Aufgabe und eine große Herausforderung. Nicht vorhandene Traditionen können sogar eine gewisse Erleichterung darstellen. Wenn man sich so intensiv wie wir in der letzten Zeit damit beschäftigt, stellt man fest, dass es vieles gibt, wohin uns das Stück ganz von selbst führt", erzählt sie.

Da kann man nur hoffen, dass das Werk, so viele Jahre nach der Entstehung endlich die Anerkennung bekommt, die es verdient. Die Oper wird an fünf Abenden bis zum 23. August aufgeführt.