Politik

HC Straches Aufstieg, Fall – und Wiedergeburt?

Heute Redaktion
Teilen

Mehr als 14 Jahre lang war Heinz-Christian Strache Bundesparteiobmann der FPÖ. Nach einer Reihe an Skandalen wurde er von seinen Weggefährten rausgeworfen.

Am Freitag wurde Heinz-Christian Strache endgültig aus der FPÖ ausgeschlossen. Ein Rückblick auf eine lange Karriere in der freiheitlichen Partei – und das desaströse Ende.

Jüngster Bezirksrat in Wien

Heinz-Christian Strache wuchs in Wien auf und absolvierte eine Lehrausbildung zum Zahntechniker. Seine politische Karriere startete Anfang der 1990er-Jahre, als er den Zahnarzt und damaligen FPÖ-Bezirksobmann in Wien-Landstraße, Herbert Güntner, kennen lernte und Mitglied der Partei wurde. 1991 wurde Strache im Alter von 21 Jahren jüngster Bezirksrat in Wien, drei Jahre später löste er Güntner als FPÖ-Bezirksobmann des 3. Bezirks ab.

Im Jahr 1996 wurde er Abgeordneter im Wiener Landtag und Mitglied des Landesparteivorstandes der FPÖ Wien. Im Landtag setzte er sich unter anderem gegen die von der SPÖ und den Grünen beschlossene "Stadtbürgerschaft" und das Ausländerwahlrecht in Wien ein.

Im März 2004 wurde Heinz-Christian Strache zum Obmann der Wiener FPÖ gewählt. Zu dieser Zeit wurde über mögliche EU-Betrittsverhandlungen der Türkei diskutiert. Während der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider die Gespräche befürwortete, war Strache dagegen. Er vertrat die Position, dass die Türkei kein Teil Europas sei.

Mit Haider verband Strache eine enge Freundschaft. Bereits 1991 lernten sich die beiden beim Wiener Wahlkampf am Viktor-Adler-Markt kennen. Haider sagte den Journalisten kurz vor seinem Tod, er glaube, er sei für Strache ein "bisschen Vaterersatz" gewesen, "ein Vorbild, zu dem man aufschauen kann, von dem man sagt, so möchte ich auch einmal werden."

Ab 2005 Obmann der FPÖ

2005 stieg Strache zum Obmann der FPÖ auf. Er profitierte davon, dass sowohl Jörg Haider als auch seine Schwester Ursula Haubner die Partei verließen und das BZÖ gründeten.

Er übernahm die Freiheitlichen in einer schwierigen Phase. Die Umfragewerte lagen bei sieben Prozent. Im Wahlkampf sorgte die FPÖ mit fremdenfeindlichen und diskriminierenden Slogans für Aufsehen. Mit dem Spruch "Wien darf nicht Istanbul werden!" konnte er aber offenbar punkten.

Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl kam die FPÖ überraschend auf 14,8 Prozent der Stimmen. Zwar ein Verlust von 5,3 Prozent, jedoch fiel dieser deutlich geringer aus als erwartet.

Bei der Nationalratswahl 2006 erreichte Strache mit der FPÖ 11,03 Prozent der Wählerstimmen, was ein leichtes Plus von 1,02 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2002 bedeutete. Mit 21 Mandaten wurde die FPÖ gleichauf mit den Grünen die drittgrößte Partei des österreichischen Parlaments.

Kontakte zur rechtsextremen Szene

Stets betonte Strache in seiner politischen Karriere den Patriotismus und warnte vor "Überfremdung" und "Islamisierung".

Bereits in seiner Jugend hatte der ausgebildete Zahntechniker Kontakte zur rechtsextremen Szene. Mit 15 war er Mitglied der schlagenden und deutschnationalen Schülerverbindung "Wiener pennale Burschenschaft Vandalia".

In den 1980er-Jahren nahm er an von Burschenschaftern organisierten, nationalen Zeltlagern in Kärnten teil und beteiligte sich mit einigen österreichischen Neonazis an Übungen in militärischer Kleidung mit Gummiknüppeln, Pumpguns und Gewehren.

2007 wurden Fotos davon veröffentlicht. Er selbst habe die Kontakte und Aktivitäten stets heruntergespielt und bezeichnete sie als "harmloses Paintball-Spiel zum Aggressionsabbau mit damals unbescholtenen" Teilnehmern".

2008 kam es zu einem Bruch zwischen den Regierungsparteien ÖVP und SPÖ und es standen vorgezogene Nationalratswahlen bevor. Strache trat als Spitzenkandidat der FPÖ an und erreichte 17,54 Prozent der Stimmen.

Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 2015 erreichte Strache mit der FPÖ Wien 30,79 Prozent der abgegebenen Stimmen und damit ihr bisher bestes Ergebnis in der Bundeshauptstadt.

Vizekanzler und Ibiza

Im Jahr 2017 folgte ein weiterer Erfolg der Freiheitlichen. Bei der vorgezogenen Nationalratswahl gewannen die Blauen 26 Prozent der Stimmen. Damit lag man nur knapp hinter der SPÖ (26,9 Prozent) auf Platz drei und konnte sich auf eine Koalition mit der ÖVP einigen.

Strache wurde im Dezember 2017 als Vizekanzler angelobt und ab dem 8. Jänner 2018 als Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport in der Bundesregierung unter Sebastian Kurz tätig.

Der tiefe Fall folgte im Mai 2019, als das Video aus Ibiza auftauchte. Darin sprach er über eine mögliche Übernahme der Kronen Zeitung, sowie über Großinvestitionen einer vermeintlichen Russin in Österreich, Spenden an die Freiheitliche Partei und Gegengeschäfte. Am 18. Mai trat er als Parteiobmann zurück.

Hier verkündet Strache seinen Rückzug:

Wenige Monate später, mitten im Wahlkampf, wurde bei den Ermittlungen gegen Strache ein mutmaßliches Spesenkonto veröffentlicht. Laut dem Wiener FPÖ-Landesparteiobmann Dominik Nepp sollte dieses einen monatlichen Verfügungsrahmen von 10.000 Euro aufgewiesen haben.

Die FPÖ erlebte bei den vorgezogenen Nationalratswahlen mit Minus 10 Prozent ein Debakel. Viele Wähler aber auch Parteimitglieder gaben Strache die alleinige Schuld. Am 1. Oktober verkündete er bei einer Pressekonferenz seinen Rückzug aus der Politik.

Rücktritt vom Rücktritt?

Lange konnte Strache seine Füße allerdings nicht still halten. In den folgenden Wochen provozierte er die FPÖ immer weiter – und bot sogar die Rückkehr an die Spitze der Wiener Landesgruppe an. Ungeachtet seiner Suspendierung durch Bundesparteiobmann Norbert Hofer. Die Lage spitzte sich immer weiter zu, bis sich sogar das Schiedsgericht der Wiener Landespartei eingesetzt wurde. Dieses kann zwar keinen Ausschluss beschließen, gab aber eine Empfehlung an den Landesparteivorstand ab. Dieser hat sich für den Ausschluss entschieden.

Parallel dazu spalteten sich drei FPÖ-Abgeordnete im Wiener Landtag von der Partei ab und gründeten ihre eigene Fraktion: die Allianz für Österreich (DAÖ). Sie wollen Strache als Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl 2020 gewinnen. Ein Polit-Comeback ist also lange nicht ausgeschlossen. Verhindern könnte es allerdings die Staatsanwaltschaft, die gegen Strache in der Spesen-Affäre ermittelt.