Politik

Geil, steil, kurz: Die Polit-Karriere des Sebastian Kur

Sebastian Kurz schmeißt das Handtuch - er verlässt die Politik. Die Laufbahn des Ex-Kanzlers war steil, aber kurz. Seine Polit-Biografie im Überblick.

Tobias Kurakin
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Sebastian Kurz legt seine politischen Ämter nieder. 
Sebastian Kurz legt seine politischen Ämter nieder. 
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Um exakt 9.15 Uhr endete die politische Laufbahn von Sebastian Kurz am Donnerstag. Der zweimalige Alt-Kanzler hat nach der Geburt seines Sohnes seinen vollständigen Rücktritt aus der Politik angekündigt. Neben dem Nachwuchs des ÖVP-Politikers gelten auch die zahlreichen Anschuldigungen der Wirtschaftskorruptionsstaatsanwaltschaft als Grund für den Polit-Rückzug. 

Absehbar war all das freilich noch nicht, als Sebastian Kurz 2010 mit dem "Geilomobil" durch den Wiener-Landtagswahlkampf kurvte. Schnell entwickelte sich der aufstrebende Jung-Politiker zu einer Art politischem Hoffnungsträger für die damals am Boden liegende Volkspartei. 

Mit 155.803 Vorzugsstimmen zum jüngsten Außenminister der Welt

2011 machte der damalige Vizekanzler Michael Spindelegger den damaligen JVP-Obmann Kurz zum Staatssekretär für Integration. Ohne abgeschlossene Ausbildung und im Alter von gerade einmal 24 Jahren war Kurz bereits Regierungsmitglied. Medialen und innenpolitischen Gegenwind konnten Kurz damals nicht stürzen.  

Zwei Jahre später folgte der nächste Meilenstein für den Meidlinger. Zwar war die Volkspartei bei der Nationalratswahl 2013 erneut mit einem Minus von zwei Prozent nur Zweiter hinter der SPÖ geworden, Kurz hatte jedoch den ersten Rang bei den Vorzugsstimmen ergattert. 155.803 Wählerinnen und Wähler gaben Kurz damals eine Vorzugsstimme - Grund genug für die neue Regierung den 27-Jährigen zum jüngsten Außenminister der Welt zu machen.

Im Außenamt behielt Kurz auch die Integrations-Agenden, er wurde jedoch immer mehr zu einem Hardliner im Bereich der Migrationspolitik. Als sich viele Regierungsmitglieder 2015 am Wiener Westbahnhof zeigten, um die Massen an Flüchtlingen in Österreich willkommen zu heißen, kritisierte Kurz die massive Zuwanderung. 

Sein harscher Kurs spaltete schließlich die Regierung. Als im Mai 2017 ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner entnervt das Handtuch warf, übernahm Kurz die Volkspartei. Das Angebot die Koalition mit der SPÖ unter Christian Kern fortzusetzen, schlug er aus - Österreich ging im Oktober 2017 in Neuwahlen. 

Türkis statt Schwarz, Wahlkampf statt Kanzlersessel

Ein Image-Wechsel innerhalb der ÖVP samt türkiser Umfärbung hatte der Volkspartei schließlich Rang eins eingebracht. 31 Prozent votierten für die "neue Volkspartei" unter Kurz. Die folgende Koalition mit der FPÖ war ein weiteres Indiz für den "neuen Weg", den Kurz bereits im Wahlkampf angekündigt hatte. Ein verhängnisvoller Urlaub des damaligen Vizekanzlers HC Strache ließ die Regierung jedoch vorerst in die Brüche gehen. 

Nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos wurde auch Kurz vom Parlament abgewählt. Die darauffolgenden Neuwahlen im September 2019 wurden jedoch zum größten Erfolg in der Karriere des ÖVP-Politikers. Mit knapp 38 Prozent konnte die ÖVP über ihr bestes Ergebnis seit 2002 (Wolfgang Schüssel mit 42 Prozent) jubeln. 

Die darauffolgende Koalition mit dem zweiten Wahlsieger, den Grünen, konnte Kurz innerparteilich mit Fortbehalt der restriktiven Migrationspolitik rechtfertigen. Die ÖVP und Kurz waren am Zenit ihrer Macht angekommen. Im Herbst 2021 beginn das Antlitz des Kanzlers aber zu bröckeln. 

Vom Jahrhundert-Talent zum gefallenen Star

Nach politisch ohnehin schwierigen Monaten ausgelöst durch die Corona-Pandemie wurden im Oktober 2021 Vorwürfe laut, die zu einer Hausdurchsuchung innerhalb der ÖVP-Zentrale führten. Konkret ging es dabei um den Verdacht, dass Kurz und sein innerster Zirkel 2017 gefälschte Umfragen in Auftrag gegeben haben sollen, die Kurz im Vergleich zu Mitterlehner besser da stehen lassen würden. 

Auf Druck des Koalitionspartners, allen voran von Vizekanzler Werner Kogler, trat Kurz als Bundeskanzler zurück, oder wie er selbst sagte "zur Seite". Keine zwei Monate nach seinem Wechsel in den türkisen Parlamentsklub als Klubobmann ist die politische Karriere des zweifachen Ex-Kanzlers nun vorbei. Mit 35 Jahren verabschiedet sich das vielbenannten "größte politische Talent seit Haider" (Zitat: Hans-Peter Haselsteiner) aus der Politik. Gereicht hätte Kurz´ politische Vita für ein ganzes Arbeitsleben, geworden sind es am Ende knapp elf Jahre. 

Die Polit-Analyse der "Heute"-Chefin zum Polit-Ende von Kurz: 

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    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt.  Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt. Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
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