Gesundheit
Das Ultraschall-Hodenbad als neue Verhütung für Männer
Mittels Ultraschall wird die Neubildung von Samenzellen temporär unterbunden. Die Methode wurde bereits erfolgreich an Tieren getestet.
Die Produktpalette punkto Verhütung für den Mann ist bis auf Kondome oder Vasektomie noch recht dünn aufgestellt. Ein neues Gerät könnte Potenzial haben: COSO. COSO ist ein hormonfreies Verhütungsmittel für den Mann, das Ultraschallwellen auf die Hoden anwendet. Mittels ultraschallerzeugter Tiefenwärme im Hodengewebe wird die Spermienbeweglichkeit modifiziert und deren Neubildung temporär unterbunden. Dadurch kann die weibliche Eizelle nicht befruchtet werden. Die erste Anwendung findet beim Arzt statt, um eine korrekte Durchführung sicherzustellen. Die weiteren Anwendungen erfolgen zu Hause. COSO wurde von der deutschen Designerin Rebecca Weiss erfunden.
Hier lesen: Corona-Impfung boostet Spermaqualität
Einfach, hormonfrei, reversibel
COSO ist ein kleines schüsselartiges Gerät mit einem glatten farbigen Äußeren, das hochwertigen Haushaltsgeräten ähnelt. Der Benutzer füllt Wasser in das Gerät bis zur angegebenen Markierung, die zusammen mit einem Arzt entsprechend der individuellen Hodengröße festgelegt wird. Dann wird das Wasser auf Betriebstemperatur erwärmt, dann ist COSO bereit für die Ultraschallbehandlung. Der Benutzer spreizt seine Beine und setzt sich hin, um die Hoden in das Gerät zu legen. Der Vorgang dauert einige Minuten. Die verbleibende Zeit kann in Echtzeit per App überwacht werden. Nach der Behandlung schaltet sich das Gerät automatisch ab.
Die empfängnisverhütende Wirkung beginnt zwei Wochen nach der ersten Anwendung. Die Wirkung ist reversibel, die Fruchtbarkeit wird voraussichtlich spätestens sechs Monate nach der letzten Anwendung zurückkehren.
Weiss begann mit der Entwicklung des männlichen Verhütungsmittels, nachdem bei ihr eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert worden war, der bedeutete, dass sie die Pille nicht mehr einnehmen konnte. Als sie und ihr Partner nach alternativen Methoden suchten und keine männerzentrierten Möglichkeiten jenseits des Kondoms oder einer dauerhaften Vasektomie fanden, beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Masterarbeit im Industriedesign an der TU München mit dem Thema.
Methode an Tieren erfolgreich getestet
Ihr Design für COSO basiert auf Forschungen, die ergaben, dass die Ultraschallverhütung bei Tieren erfolgreich war, aber bisher nicht am Menschen getestet wurde. Sie hofft, dass ihr Design weitere Tests fördert. "COSO bietet einen benutzerfreundlichen Verhütungsansatz, der ohne jeglichen körperlichen Eingriff, Schmerzen oder zuvor bekannte Nebenwirkungen einfach anzuwenden ist", sagt Weiss.
Versuche, eine Verhütungspille für den Mann herzustellen, wurden aufgegeben, nachdem sie Nebenwirkungen verursacht hatten, obwohl sie wohl nicht schlimmer waren als die, die durch die Verhütungspille für Frauen verursacht wurden. Andere scheiterten laut Weiss an mangelnder Benutzerfreundlichkeit.
Enge Zusammenarbeit mit Zielgruppe
Weiss hat ihre Zielgruppe eng in die Gestaltung des Produkts eingebunden. Es wurden 422 Teilnehmer befragt und mit 25 von ihnen Co-Design-Workshops durchgeführt. Workshop-Teilnehmer brachten ihre Gedanken zu den Anforderungen an das Gerät ein und wurden gebeten, eigene Ideen für ein Ultraschallgerät zu zeichnen. Weiss hat die Ideen gemeinsam mit Experten aus Urologie, Andrologie, Sexualtherapie und Psychotherapie evaluiert.
Weitere Studien am Menschen erforderlich
Bevor das Produkt auf den Markt kommen kann, müssen klinische Studien finanziell unterstützt werden. "Ohne valide Daten ist das Projekt nicht realisierbar", so Weiss. "Ich suche daher Kontakte zu Forschungseinrichtungen und Industriepartnern, die bereit sind, klinische Studien zu finanzieren."
Die Erfindung wurde mit dem James Dyson Awards ausgezeichnet. Die Awards würdigen herausragende Leistungen in Design und Ingenieurwesen von Studenten aus der ganzen Welt.