Risiko steigt

"Das gefährlichste Virus" kommt näher – neuer Fall

In unmittelbarer Nähe zur österreichischen Staatsgrenze werden immer mehr Fälle der Maul- und Klauenseuche gemeldet. Wie kritisch die Situation ist.
Heute Life
02.04.2025, 05:30

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist zurück und kommt Österreich so nah wie seit 40 Jahren nicht mehr: Bereits am 26. März wurde ein Fall in Ungarn rund zehn Kilometer von der Grenze entfernt bekannt. Am 31. März kam ein weiterer Ausbruch in der Slowakei hinzu - erneut etwa zehn Kilometer von Österreich entfernt, allerdings weit von den bisher in den beiden Ländern gemeldeten Fällen entfernt. Was erneut für eine höchste Alarmbereitschaft sorgt.

Beide Fälle befinden sich so nahe an der Grenze, dass die Überwachungszonen bis auf das österreichische Staatsgebiet reichen. Diese wurden in Österreich zudem noch deutlich ausgeweitet – und betreffen weite Teile des Burgenlandes sowie das östliche Niederösterreich. "Eine absolut richtige und notwendige Maßnahme", findet Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. "Es handelt sich um das gefährlichste tierische Virus, das wir kennen, weil es extrem ansteckend ist." Die Virusinfektion breite sich enorm schnell aus, was ein rasches Handeln erfordere. "Mit dem letzten Ausbruch ist die Situation für Österreich noch einmal kritischer geworden", so der Experte

Die Überwachungszonen wurden auf weite Teile des Burgenlandes und das östliche Niederösterreich ausgeweitet.
AGES

Virus nützt alle Wege zur Übertragung

Das hochansteckende Virus wird durch infizierte Tiere, deren Produkte und deren Ausscheidungen übertragen. "Es reichen schon wenige Viruspartikel für eine Infektion aus", erklärt Nowotny. Diese können über Reifen, Schuhe oder Kleidung weiterverbreitet werden. Doch auch über die Luft. "Das Virus kann bis zu 40 Kilometer weit vom Wind getragen werden. Dagegen ist nahezu jede Sicherheitsmaßnahme wirkungslos."

Deshalb ist die Maul- und Klauenseuche so gefürchtet

Wenn ein Fall in Österreich auftreten würde, dann müssten alle Tiere dieses Bestandes gekeult werden. Was allerdings noch schlimmer für die österreichische Landwirtschaft wäre: "Dann ist Österreich nicht mehr frei von Maul- und Klauenseuche, was zu einem Riesenproblem mit unseren Exporten von Tieren und tierischen Produkten führen würde." Österreich selbst hat als Sicherheitsmaßnahme ein Einfuhrverbot von Tieren sowie tierischen Produkten aus der Slowakei und Ungarn verhängt.

„Dagegen ist nahezu jede Sicherheitsmaßnahme wirkungslos.“

Nach Stichprobenuntersuchungen in der Überwachungszone in Österreich weiß man aktuell: Es gibt hierzulande keinen MKS-Fall.

So äußert sich eine Erkrankung

Erkranken können alle Paarhufern, dazu zählen unter anderem Rinder, Büffel, Schweine, Ziegen, Schafe, Alpakas, aber auch Paarhufer unter den Wildtieren wie etwa Rehe und Hirsche. Aus diesem Grund wurde zusätzlich die Einfuhr von erlegtem Wild empfänglicher Arten und Jagdtrophäen aus Ungarn und der Slowakei untersagt.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, beträgt zwischen zwei und 14 Tagen. Eine Infektion mit der MKS kann man anhand der typischen Symptome erkennen. "Eine Erkrankung beginnt mit Fieber, Fieberschüben und den namensgebenden Bläschen, sogenannte Aphten, die im Maul-Bereich, am Euter und an den Klauen auftreten", erklärt Nowotny. Dazu kommen allgemeine Schwäche und das Nachlassen der Milchleistung.

Können auch Menschen an der Maul- und Klauenseuche erkranken?

"Der Mensch ist eigentlich kein empfänglicher Wirt für die Maul- und Klauenseuche", sagt der Virologe. Weltweit seien nur eine Handvoll von Fällen beim Menschen dokumentiert, "die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind."

Verwechslungsgefahr mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK)

Die MKS kann laut dem deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) aufgrund der ähnlichen Symptome mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) verwechselt werden. Diese kommt vor allem bei Kleinkindern häufiger vor. Allerdings stehen die Krankheiten in keinem Bezug zueinander, zumal der HFMK-Erreger ausschließlich beim Menschen vorkommt.

Impfstoff und Therapie sinnlos

Von einer sogenannten Ringimpfung um betroffene Regionen herum, wie man sie früher angewendet hat, sei man abgekommen. "Weil unter den geimpften Tieren unter Umständen bereits infizierte Tiere sein könnten, die das Virus weiter übertragen. Zudem kann dann durch eine Blutuntersuchung nicht mehr zwischen infizierten und geimpften Tieren unterschieden werden." Eine spezifische antivirale Therapie gibt es zudem nicht. "Man könnte lediglich die Symptome bekämpfen, aber nicht die Virusinfektion selbst."

„Damit ist die Situation für Österreich noch einmal kritischer geworden.“

So groß ist derzeit die Gefahr für Österreich

"Nachdem es unweit der österreichischen Grenze und 50 Kilometer weiter nördlich der bisherigen Ausbrüche zu einem weiteren Fall gekommen ist, der noch dazu außerhalb der bisherigen Schutzzonen der Slowakei liegt, steigt das Risiko für Österreich", sagt Nowotny. Offenbar wohlweislich hat Österreich die Überwachungszone vergangene Woche bereits auch auf dieses Grenzgebiet ausgeweitet. "Das lässt jedoch befürchten, dass es in der Slowakei und in Ungarn mehr noch unentdeckte Fälle gibt. Damit ist die Situation für Österreich noch einmal kritischer geworden."

{title && {title} } red, {title && {title} } 02.04.2025, 05:30
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