Reisen
Darum bekommen Venedig-Touristen jetzt Wasserpistolen
Wer nach Venedig reist, bekommt seit neuestem eine Wasserpistole in die Hand. Die Aktion hat aber einen ernsten Hintergrund.
Venedig verzeichnet jedes Jahr hunderttausende Besucher – zu viel für die Lagunenstadt. Darum sollen Besucher ab 2023 das historische Zentrum nur noch gegen Kauf eines Tickets besichtigen können, um die Touristenflut im Zaum zu halten. Mehr dazu hier: In Venedig müssen Touristen bald Eintritt zahlen
Neben massenhaft Touristen gehören auch die Gondeln zum Erscheinungsbild der Stadt – und Möwen. Die Tiere werden für die Einheimischen aber bereits zu einer Art Plage. Denn die großen Vögel, die sich rund um den beliebten Touristenort Markusplatz und auf den vielen verzierten Balkonen der Stadt versammeln, bereiten den Hoteliers seit Jahren Kopfzerbrechen.
Möwenplage
Enrico Mazzocoo, Manager des Hotels Monaco and Grand Canal, erzählt der "Times": "Eine Möwe flog mit einem ganzen Steak davon, als der Kellner gerade den Deckel von dem Teller hob, auf dem er es servierte." Die Raubvögel sind auch dafür bekannt, dass sie Touristen Eis, Croissants und Sandwiches aus den Händen reißen und Gläser und Teller zerschlagen.
Falkner und Wasserpistolen
Nachdem jahrelang vergeblich versucht wurde, die Vögel abzuschrecken, braucht es laut der Hotelier-Vereinigung von Venedig eine neue Strategie, um die aggressiven Tiere abzuwehren. "Die große Zahl der Möwen ist nicht nur aggressiv und lästig für die Menschen, sondern stellt auch ein Problem für die Gesundheit und die Hygiene sowie für die Gebäude und die Umwelt dar", so Francesco Boemo, Hygiene- und Umweltexperte. Da Möwen eine geschützte Art sind, dürfen sie aber nicht auf unmenschliche Weise behandelt werden. Einige Hotels hatten es mit Falknern versucht, aber es erwies sich als teuer, sie jeden Tag zu rufen. Zwei Hotels, das Gritti Palace und das Hotel Monaco & Grand Canal, haben sich daher entschlossen, ihre Gäste mit Wasserpistolen auszustatten – in oranger Farbe, weil Möwen die Farbe nicht mögen. "Sobald sie die Pistolen sehen, fliegen sie weg", erklärt Paolo Lorenzini vom Gritti Palace gegenüber der italienischen Presse. "Man muss sie nicht einmal benutzen, man muss sie nur auf dem Tisch liegen lassen."
Taubenplage
Möwen sind auch nicht die ersten Vögel, die Touristen auf dem Markusplatz terrorisieren. Im Jahr 2008 wurde der Verkauf von Taubenfutter in der Gegend verboten, weil es in der Gegend von diesen Vögeln wimmelte. Zuvor gab es hier lizenzierte Verkäufer von Vogelfutter, die jedes Jahr Millionen von Touristen anlockten. Während die Zahl der Tauben zurückgegangen ist, hat die Zahl der Möwen zugenommen, da sie in den Städten leicht Zugang zu Nahrung und Unterschlupf finden.