Politik
"Müssen was tun" – Ministerin kämpft mit den Tränen
Der Frauenmord in Wien schockt auch die Politik: Gewessler unterbrach sichtlich mitgenommen einen Presseauftritt mit Kurz für eine emotionale Ansage.
Anlässlich des morgigen Tages der Arbeit traten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Arbeitsminister Martin Kocher und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) vor die Presse, um das Projekt "Sprungbrett" vorzustellen, mit dem 50.000 Langzeitarbeitslosen wieder zu einem Job verholfen werden soll.
"Entschuldigen Sie"
Als Gewessler mit einem lauten Räusperer ("Entschuldigen Sie") als dritte ans Mikro trat, musste die Arbeitsmarktpolitik nach nur wenigen Sätzen in den Hintergrund rücken.
"Wir erleben gerade eine Krise wie sich viele von uns vor zwei Jahren kaum vorstellen haben können. Und die Auswirkungen dieser Pandemie, die spüren und sehen viele von uns ganz deutlich", begann die Ministerin ihre Rede. Doch schon danach musste sie unterbrechen.
Sichtlich emotional mitgenommen rang sie um die richtigen Wörter: "Entschuldigen Sie, darf ich... bevor ich heute zur Tagesordnung übergeh'. Ich würd ... Ich würde gerne drei Sätze sagen."
"Da müssen wir was tun"
"Wir haben heute in der Nacht einen Frauenmord gehabt, in der Brigittenau, und ich möchte einfach diese Stelle auch nutzen, um mein wirklich tief empfundenes Beileid und mein Mitgefühl auszudrücken."
"Das ist die neunte Frau, die in diesem Jahr in Österreich ermordet wurde – und da müssen wir was tun. Entschuldigen Sie... ", presste die Ressort-Chefin mit bedeckter Stimme hervor. Ein paar Sekunden lang wurde es danach still im Raum.
Nachdem sich Gewessler wieder gefangen hatte, konnte sie die Pressekonferenz wie geplant fortsetzen:
Frauenmord in Wiener Gemeindebau
Die von der Ministerin angesprochene Bluttat ereignete sich am Donnerstag gegen 20 Uhr im Gemeindebau Winarskyhof. Ein 42-Jähriger soll seine 35 Jahre alte Ex-Freundin mit einem Kopfschuss getötet haben. Der bereits aus dem Prozess gegen Gewesslers Parteifreundin Sigi Maurer bekannte "Bierwirt" konnte danach von der WEGA – er war völlig zugedröhnt – festgenommen werden. "Heute" hatte ausführlich über den Fall berichtet >>