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40 Infektionsherde: Virus ist jetzt "österreichisch"

Heute Redaktion
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Coronavirus
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Bild: iStock

Regierung und Experten lieferten am Donnerstag haufenweise Details zum Coronavirus. 40 Infektionsherde gibt es im Land, es lässt sich genau feststellen, wer sich wo angesteckt hat.

FPÖ-Klubchef Herbert Kickl hat diese Pressekonferenz sicher mit Freude verfolgt: Er - und wir alle - bekamen Detailantworten zur Ausbreitung und Rückverfolgung des Virus.

Virus ist "österreichisch"

Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hatte als Experte umfassendes Wissen parat.

Das Virus ist mittlerweile zu über 90 Prozent "österreichisch", berichtete er. Das heißt, dass sich nur mehr 306 der insgesamt 10.923 Infizierten im Ausland angesteckt hat. Der überwiegende Rest hat sich im Inland infiziert, das kann man anhand der Beschaffenheit des Virus feststellen. Es gibt also ein "österreichisches Coronavirus".

40 Infektionsherde

Die AGES hat das Virus auf 40 Infektionsherde in ganz Österreich zurückverfolgen können. Sie bezeichnet sie als sogenannte "Cluster". Cluster A ist der in Wien, Cluster S etwa der in Ischgl (inkl. der anderen Tiroler Orte).

Der Ischgl-Infektionsherd ist mit 600 inländische Ansteckungen und mehr als doppelt so vielen im Ausland, der mit Abstand größte Ausbruch. Die Apres Ski-Lokale waren hier das "Hauptproblem", weil dort der Mindestabstand absolut nicht eingehalten wurde.

Die anderen Cluster sind vergleichweise sehr viel kleiner. Der Wiener Cluster A hatte unter 50 Ansteckungen, die restlichen liegen bei unter 12, manche sogar bei nur 2 Ansteckungen, erläutert Allerberger.

Barkeeper nicht das schwarze Schaf

Der berüchtigte Barkeeper aus der Ischgler Apres Ski-Bar Kitzloch soll dabei aber nicht das schwarze Schaf sein. Er war nur der erste, der zum Arzt ging. Sehr wahrscheinlich waren schon alle seine Kollegen zu diesem Zeitpunkt ebenfalls infiziert. Es gehe generell nicht um Schuldzuweisungen, ergänzt Anschober. Niemand sei schuld, man wolle damit nur zeigen, dass die Sache sehr komplex ist.

So sei die "Patientin Null" in Ischgl eine Schweizerin, die sich daheim angesteckt hat. Sie hat das Virus nach Ischgl gebracht. Aber auch ein Erasmus-Pärchen aus Bologna, das zum Schifahren kam. Es wurde zwar in Ischgl krank, hat sich aber definitiv in Italien angesteckt.

Wie das Meldesystem funktioniert

Ein Mitglied der Corona-Task Force im Gesundheitsministerium, Bernhard Benka, schilderte in der Pressekonferenz außerdem, wie das internationale Meldesystem funktioniert. Das ist eine webbasierte Plattform der EU-Seuchenbehörde (ECDC), die es schon länger gibt. Das "Tracing Team" im Ministerium, das die Infektionen zurückverfolgt, verwendet es - genauso wie die internationalen Kollegen - ganz intensiv.

So wertet man etwa Passagierlisten von Flügen und Kreuzfahrtsschiffen aus und meldet die Namen der potenziell Infizierten an die jeweiligen Herkunftsländer. Mit Stand 31. März 2020 hat Österreich so die Daten von 16.800 Personen an 94 Länder gemeldet.

Umgekehrt bekam man Meldung über 1.200 gefährdete Österreicher aus anderen Ländern. Diese Info ging weiter an die Bundesländer, die entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Virus ist "heimtückisch"

Natürlich war auch Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) bei der Pressekonferenz dabei. Er nannte aktuelle Zahlen und bezeichnete das Virus als "heimtückisch". Abstand halten - wir wissen es - sei die wichtigste aller Maßnahmen.

"Ich fahre jeden Tag ohne Angst mit der U-Bahn", sagt auch der AGES-Experte. Solange alle einen Meter Abstand halten und man unter 15 Minuten miteinander redet, ist man sicher.

Über 90.000 Tests

92.190 Tests habe man mittlerweile in Österreich durchgeführt, berichtet der Minister. Die wahren Testzahlen sind aber wahrscheinlich höher, so Anschober, denn kleine Labors würden ihre Testzahlen noch nicht automatisch einmelden.

Der Live-Ticker der PK zum Nachlesen: