Politik

Corona-Fälle bei Post: "Wird Quarantäne eingehalten?"

Innenminister Karl Nehammer (VP) bietet der Stadt Wien am Sonntag Unterstützung beim Handling des Corona-Ausbruchs im Postverteilzentrum in Inzersdorf an. Es stellt sich die Frage, ob die Quarantäne überhaupt von allen Infizierten eingehalten wird.

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Karl Nehammer, Innenminister, bietet Stadt Wien Unterstützung an.<br>
Karl Nehammer, Innenminister, bietet Stadt Wien Unterstützung an.
(Bild: picturedesk.com)

Eine Leiharbeiter-Firma soll – wie berichtet – für den Corona-Cluster in einem Postverteilzentrum in Wien und Niederösterreich verantwortlich sein. Mit Bussen seien Migranten, die teilweise in jenem Flüchtlingsquartier in Erdberg gelebt haben, in dem es Coronafälle gab, zum Dienst chauffiert worden. Am Sonntag forderte Innenminister Karl Nehammer die politischen Verantwortungsträger in Wien zur Zusammenarbeit auf: "Dieser dramatische Fall zeigt, dass es mehr braucht, als bisher getan wurde. Ich habe dem Wiener Bürgermeister mehrmals Hilfe beim Containment angeboten, um das Virus einzugrenzen. Spätestens jetzt wäre es Zeit, diese anzunehmen. Wir müssen jetzt zusammenhelfen."

Über 100 Fälle in Postzentrum

Wie von "Heute" berichtet wurden vergangene Woche Dutzende positive Covid-19-Fälle im Post-Verteilzentrum in Hagenbrunn (NÖ) öffentlich bekannt. Während am Mittwoch noch von rund 30 Fällen die Rede war, berichtete der "ORF NÖ" am Samstag bereits von der doppelten Fallzahl. Seit dem Bekanntwerden der Infektionen hatte die Post die gesamte Belegschaft durchtesten lassen. Auch im Postverteilzentrum in Wien-Inzersdorf grassiert das Virus. Hier sollen von 650 Mitarbeitern 70 positiv getestet worden sein.

Innenminister fürchtet Flächenbrand

Vor allem geht des Nehammer um die Information der Infizierten und Verdachtsfälle, sowie die Überwachung der Quarantäne-Maßnahmen, wie er betont: "Es reicht nicht aus, Migranten einfach nur einen Zettel in die Hand zu drücken, um sie als Verdachtsfall zu informieren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Quarantäne dann überhaupt eingehalten wird. Auch hier kann ich der Stadt Wien erneut anbieten, seitens der Polizei zu unterstützen. Alle betroffenen Leiharbeiter und Asylberechtigten müssen umgehend in Quarantäne und es muss sichergestellt sein, dass diese auch eingehalten wird. Wenn wir die Infektionsketten jetzt nicht durchbrechen, droht ein Flächenbrand."

Derzeit kann die Polizei nicht Nachschau halten, da Daten über die Infizierten einzig bei der Stadt Wien aufliegen.

Nehammer: "In Wien vier Mal so viele aktiv Infizierte wie in anderen Bundesländern."
Innenminister Karl Nehammer: "Wien muss Situation in Griff bekommen"<br>
Innenminister Karl Nehammer: "Wien muss Situation in Griff bekommen"
picturedesk.com

Jetzt gehe es darum, rasch ins Tun zu kommen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, so der Innenminister: "In Wien sind derzeit über 600 aktiv Infizierte, das sind 4 Mal so viele wie in anderen Bundesländern. Ich hoffe, dass die Stadt Wien das bald in Griff bekommt." Mario Dujakovic, der Pressesprecher von SPÖ-Stadtrat Peter Hacker, stellte am Samstag indes auf Twitter klar, dass die Initiative der Stadt Wien Schlimmeres verhindert habe. Anstatt zu warten, bis Betroffene Symptome zeigen und die Corona-Hotline 1450 anrufen, habe die Stadt Wien größere Zusammenhänge aufdecken können.

Verstärkt Tests in Leiharbeitsfirmen

Das Büro des zuständigen Wiener Stadtrats Hanke betonte am Sonntag, dass man nun verstärkt Corona-Tests bei Leiharbeitsfirmen durchführen wolle. Vizebürgermeister Dominik Nepp (FP), der mit dem Sager "Asylantenvirus" aufgefallen und in die Kritik geraten war, sieht sich indes bestätigt: "Es ist jetzt klar geworden, dass die neue Coronavirus-Welle im Asyl-Quartier ihren Ursprung hat und von dort in zwei Post-Verteilerzentren und einen Kindergarten geschwappt ist." Die infizierte Liesinger Kindergarten-Pädagogin ist mit einem Mann verheiratet, der für die Leiharbeitsfirma tätig ist.