Im Jahr 1915 eröffnete Gabrielle Chanel ihr erstes Couture-Haus in Biarritz. 110 Jahre später gilt Chanel als das älteste, noch tätige Haute-Couture-Haus der Welt - und steht aktuell ohne Kreativchef da.
Virginie Viard hatte diese Position vor einem halben Jahr Hals über Kopf verlassen. Ihr Nachfolger Matthieu Blazy, der zuvor für Bottega Veneta tätig war, hat seinen Dienst noch nicht angetreten. Damit war noch einmal - wie schon bei den Haute-Couture-Schauen im Juni und der Fashion Week im Oktober - das sogenannte "Fashion Creation Studio" gefragt. Während es im vergangenen Sommer allerdings harsche Kritik hagelte und man überzeugt war, dass ein anonymes Kreativatelier hier nicht ausreichen würde, meisterte man die Jubiläumsshow mit Bravour.
Coco Chanel entwickelte einst ein Stilvokabular, das noch heute aus Schwarz-Weiß-Kontrasten besteht und von Saison zu Saison von Farbcodes unterbrochen wird. Eine breite Farbpalette, aus der das Atelier für die Haute-Couture-Kollektion Frühjahr/Sommer 2025 schöpfen konnte – und es auch tat.
Das Ergebnis: Eine Kollektion, die zu schweben scheint und zum Träumen einlädt. Volant und Plissee erinnern an eine in der Werkstatt entstandene Choreografie, während Pailletten, die zu Tausenden auf üppige Stoffe gestickt wurden, einem Sternenhimmel gleichen. Abendkleider mit luftigen Federn oder tanzenden Quasten verleihen der Kollektion zudem eine gewisse Leichtigkeit und Freiheit, um die sich seit 110 Jahren alles bei Chanel dreht.