Attentat in New York
CEO-Killer schrieb Botschaft in Patronenhülsen
Am Mittwoch wurde der UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson in New York erschossen. Ein Starbucks-Becher könnte den Killer nun überführen.
Mittwoch, 6.46 Uhr, Manhatten: In Anzug und Krawatte wollte Top-Manager Brian Thompson (50) eine Investorenkonferenz im Hilton Hotel besuchen. Doch am Eingang wurde er von einem bewaffneten und maskierten Mann abgepasst und aus drei Metern Entfernung mit mehreren Schüssen hingerichtet. Der CEO des US-Versicherungsriesen UnitedHealthcare ging in Brust und Bein getroffen zu Boden, konnte nicht mehr gerettet werden.
Es war offenbar ein gezieltes Attentat. Der Schütze "hat mehrere Minuten in Lauerstellung gewartet", so die Polizei. Der Verdächtige wird als weißer Mann beschrieben, der eine cremefarbene Jacke, eine schwarze Gesichtsmaske und schwarz-weiße Turnschuhe trug. Die Beamten sagten, er habe einen "sehr auffälligen grauen Rucksack" bei sich gehabt.
"Deny, Depose, Defend"
Die "New York Post" und ABC News berichten unter Berufung auf Polizeiquellen, dass der Killer eine Botschaft auf seinen Patronenhülsen hinterlassen haben soll. Drei scharfe 9-Millimeter-Patronen sowie drei abgefeuerte Hülsen wurden vor dem Hilton-Hotel sichergestellt. Auf jeder sei ein Wort geschrieben gewesen: "Deny" (verweigern, leugnen), "Depose" (absetzen, stürzen) und "Defend" (verteidigen).
Die "Times of India" hebt hervor, dass dies eine Anspielung auf das Aufdecker- und Ratgeberbuch "Delay, Deny, Defend" – zu deutsch etwa: "Verzögern, Verweigern, Verteidigen" – sein könnte. Darin geht es um Versicherungsgesellschaften, die die Ansprüche ihrer Kunden nur schleppend oder gar nicht begleichen.
Täter hat Fehler gemacht
Der Chef der NYPD-Ermittlungsabteilung, Joseph Kenny, gab an, der Verdächtige sei zunächst zu Fuß in eine Gasse geflüchtet, wo ein Telefon sichergestellt worden sei. "Anschließend floh er auf einem E-Bike, und zuletzt wurde er um 6:48 Uhr gesehen, wie er in den Central Park fuhr", teilte die Polizei mit. Die Räder seien mit GPS ausgestattet, und die Polizei gehe dem nach, erklärte Kenny. Das Gemeinschaftsprogramm "Crime Stoppers" hat eine Belohnung von 10.000 Dollar für Informationen zum Täter ausgesetzt.
Laut der "New York Post" dürfte der Verdächtige vor der Tat einen entscheidenden Fehler begangen haben, der seine Identifikation erleichtert. Er habe einen Starbucks-Kaffee geholt und den Becher danach in einen Mülleimer geworfen. Die Polizei konnte diesen als Beweisstück sicherstellen. Außerdem sei in der Nähe des Hilton-Hotels ein Mobiltelefon entdeckt worden, von dem die Ermittelnden glauben, dass es dem Verdächtigen gehört.
Wer war Brian Thompson?
Der 50-jährige Brian Thompson hat 20 Jahre lang bei der UnitedHealth Group Inc. gearbeitet und war zuletzt der CEO von UnitedHealtcare, einer Tochterfirma der Gruppe. Mit einem Jahresgehalt von 10,2 Millionen Dollar, einschließlich Gehalt, Bonuszahlungen und Aktienoptionen, war Thompson einer der bestbezahlten Führungskräfte der Gruppe, wie AP schreibt.
Es ist nicht allzu viel über Thompson bekannt, denn es gelang ihm lange, sich aus dem öffentlichen Scheinwerferlicht herauszuhalten. Letztes Jahr erhielt er kurz nationale Aufmerksamkeit in den USA, als er ankündigte, dass seine Versicherung auf eine "wertorientierte Versorgung" umstellen werde. Damit sollten Anreize für das Pflegepersonal geschaffen werden, Krankheiten zu verhindern, anstatt sie nur zu behandeln.
2021 wurde er mit anderen Vertretern der Versicherungsbranche wegen eines Plans zur Verweigerung der Kostenübernahme bei als "nicht-kritisch" eingestuften Besuchen in Notaufnahmen kritisiert.
UnitedHealth – umstrittener Mega-Konzern
Die UnitedHealth Group besteht aus vielen verschiedenen Versicherungsanbietern, die sie über die Jahre hinweg zusammengekauft hat. Heute ist sie laut AP mit einem Umsatz von 371'622 Millionen US-Dollar das achtgrößte Unternehmen weltweit und das größte Unternehmen im Gesundheitswesen.
Die Tochterfirma der Gruppe, UnitedHealthcare, die Thompson führte, bietet Gesundheitsvorsorgepläne für Arbeitgeber, für Personen ab 65 Jahren und für wirtschaftlich Benachteiligte an. Mit UnitedHealthcare Global versorgt das Unternehmen auch 2,2 Millionen Menschen mit Pflegeleistungen in Lateinamerika.
Sowohl die Gruppe als auch UnitedHealthcare waren in der Vergangenheit Kritik ausgesetzt. Zum einen wird der Gruppe vorgeworfen, stark zu lobbyieren, gerade auch als 2009 der Affordable Healthcare Act – auch als Obamacare bekannt – im Kongress behandelt wurde.
Zudem musste sich das Unternehmen über die Jahre hinweg mit verschiedenen Anklagen auseinandersetzen. Am weitesten verbreitet unter den Versicherten ist jedoch der Vorwurf, dass die Firma Ansprüche von Versicherten oft nicht auszahlen soll.
Gerade erst im Frühjahr 2024 hatte eine Studie vom Vergleichsportal ValuePenguin aufgezeigt, dass UnitedHealthcare knapp doppelt so viel Ansprüche von Versicherten nicht auszahlt, wie der Durchschnitt in der Gesundheitsbranche.
Auf den Punkt gebracht
- Der CEO von UnitedHealthcare, Brian Thompson, wurde am Mittwoch in New York vor einer Investorenkonferenz erschossen.
- Der Täter, ein maskierter Mann, wartete auf Thompson und floh nach der Tat auf einem E-Bike; die Polizei verfolgt nun Spuren, die unter anderem von einem sichergestellten Telefon und einem GPS-Tracker stammen.
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