Politik

Chaos bei zweiter Ramprecht-Befragung

Zum zweiten Mal musste Grassers Erzfeind Michael Ramprecht als Zeuge aussagen. Die Befragung endete mit Wortgefechten.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: picturedesk.com

Dass am Vormittag noch der Lehman-Berater Jürgen K. seine Aussage beendete, geht angesichts des Nachmittags an diesem 93. Buwog-Prozesstages beinahe unter.

K. bezeichnete die Entscheidung für eine zweite Bieterrunde jedenfalls als sinnvoll, es habe "Wertpotenzial" gegeben. Lehman hätte eine zweite Runde empfohlen.

Die Tatsache, dass die so wichtige Sitzung, wo das entschieden wurde, nicht protokolliert wurde, schreibt er dem Umstand zu, dass diese ursprünglich nur als "Infoveranstaltung" für den Minister gedacht war. Aber eine zweite Runde zu machen, das sei zu dem Zeitpunkt eben schon auf der Hand gelegen.

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
"Heute.at" berichtet an allen Prozesstagen LIVE aus dem Wiener Landesgericht. Lesen Sie hier, was bisher geschah.

HIER KLICKEN!

Weiterhin abgekartet

Dann kam Belastungszeuge Michael Ramprecht zum zweiten Mal in den Zeugenstand. Wir erinnern uns: Er belastet die Angeklagten schwer, weil er aussagt, dass Ernst Karl Plech ihm bei einem Tennisspiel verraten habe, dass die Buwog-Vergabe ein "abgekartetes Spiel" gewesen sei. Dabei blieb Ramprecht auch am Donnerstag.

In der Befragung durch Grasser-Anwalt Norbert Wess taten sich allerdings Widersprüche zwischen Ramprechts Aussagen vor den Ermittlern, vor dem U-Ausschuss und hier vor Gericht auf.

Dies begründete Ramprecht damit, dass er sich damals von Plech bedroht gefühlt habe und seine Familie schützen wollte. Schließlich habe Plech gedroht, ihn und seine Familie zu "vernichten".

Ungereimtheiten im Detail

Die Widersprüche bestanden in Ramprechts Aussagen aber höchstens in Details. So etwa bei der Frage um die genaue Adresse des Tennisplatzes, wo er das entlarvende Gespräch mit Plech geführt haben will.

Grasser-Anwalt Norbert Wess war sich sicher, Ramprecht ertappt zu haben, als er sagte, dass es an der von ihm angegebenen Adresse überhaupt keine Tennisplätze gäbe.

"Dann hab ich gelogen", gab Ramprecht zu. "Tennisplätze schauen alle ziemlich ähnlich aus."

Interessant: Recherchen der "APA" zufolge gibt es an der Adresse zwar keine Tennisplätze, sehr wohl aber ein Sporthotel, von dem aus man zu angeschlossenen Tennisplätzen durchgehen kann.

Schreiduell am Ende

Die Befragung gestaltete sich generell sehr emotional. "Diese Herren versuchen nur meine Glaubwürdigkeit zu diskreditieren", war sich Ramprecht sicher. Nach einigen Wortwechseln mit Wess, wo mehrmals Richterin Marion Hohenecker eingreifen musste, sagte der Zeuge: "Ich sitze genau dort, wo ich gerne sitzen wollte mit dem Herrn Grasser, und alles davor ist Mittel zum Zweck gewesen."

Für ihn sei das Gericht "das Maß aller Dinge", alles andere vorher - wie der Untersuchungsausschuss, der zu keinem Ergebnis geführt habe - war "nichts". Schließlich meinte der Zeuge noch: "Wenn Herr Grasser fair mit mir umgegangen wäre, würde er jetzt woanders sitzen." Denn er habe damals, als ihm Plech beim Tennisspiel gesagt habe, Grasser stehe hinter dem abgekarteten Spiel bei der Buwog-Privatisierung, sein Vertrauen in ihn verloren. Das sei für ihn sehr emotional gewesen.

Am Ende artete die Sache dann in ein regelrechtes Schreiduell aus. Zusätzlich zu Wess und Ramprecht stimmte auch noch Grassers zweiter Anwalt, Manfred Ainedter, mit ein, was die Richterin mit einem bestimmten: "Ich bin die Sitzungspolizei, aus jetzt" beenden musste. (csc)