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Buwog 114: Von Frechheiten und Zufällen

Heute Redaktion
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Der heutige Zeuge im Buwog-Prozess, Bruno Ettenauer, hatte für gewisse Spekulationen harte Worte übrig. Er sprach hautpsächlich über die berühmte Zahl 960 Mio.

Der 10. Oktober 2019 war der 114. Prozesstag in Sachen Buwog. Richterin Marion Hohenecker hatte für diesen Donnerstag den Zeugen Bruno Ettenauer geladen. Er nahm Wörter wie "Frechheit" und "Zufall" in den Mund.

"Bodenlose Frechheit"

Ettenauer, der früher Aufsichtsrat bei der im Buwog-Verkauf unterlegenen Gesellschaft CA Immo war und zusätzlich die Immobilienabteilung der finanzierenden Bank Austria leitete, saß im Zeugenstand.

Konfrontiert mit den Aussagen Grassers, dass die berühmte Zahl 960 Mio. am Markt bekannt gewesen seien, beteuerte er, dass die Infos ganz sicher nicht von der CA Immo oder der Bank Austria ausgeplaudert worden sein könnten. Es habe da sicher kein Datenleck gegeben, man habe sich stets an das Bankgeheimnis gehalten. Es sei eine "bodenlose Frechheit" etwas anderes zu behaupten.

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
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Nur ein "Unwissender"

Um diese 960 Mio. dreht sich im Buwog-Prozess Vieles. Es ist die Zahl, die Meischberger von Haider erfahren haben will. Er deutete sie so, dass das Österreich-Konsortium (von dem er eine Provision erhoffte) in der zweiten Bieterrunde keinesfalls darunter bieten hätte dürfen. Die 960 Mio. Euro, das sollte die Grenze sein, bis zu der die Konkurrenz CA Immo bieten kann. Vielleicht.

Denn die Zahl stammt aus dem Angebot der CA Immo aus der ersten Bieterrunde. Wie diese Zahl zu deuten ist, ist eines der Streitthemen im Buwog-Prozess.

Dass diese Zahl gar nicht relevant war, das sagt nicht nur Karl-Heinz Grasser, sondern heute auch Bruno Ettenauer. Denn die 960 Mio., die im ersten Angebot der CA Immo genannt wurden, seien gar kein Maximalgebot für die zweite Runde gewesen. Nur ein "Unwissender" hätte dieser Zahl so viel Bedeutung beimessen können, meinte er.

Solche "Unwissenden" scheint es damals aber zuhauf gegeben zu haben. Denn selbst Mitarbeiter der Vergabebank, die die Angebote auf Herz und Nieren prüften, scheinen damals falsch gelegen zu sein.

Ettenauer sagte aus, dass auch die Berater der Vergabebank Lehman Brothers, die die Privatisierung gemeinsam mit dem Finanzministerium abwickelten, Die Zahl falsch verstanden haben. Er will Monate später von Lehman erfahren haben, dass sie damals die 960 Mio. als Maximalgebot interpretierten. "Ein Fehlschluss", wie Ettenauer meint.

960 Mio. und der Zufall

Die 960 Mio. aus der ersten Runde, das sei vielmehr ein Gesamtinvestitionsvolumen gewesen. Bei einer Angebotssumme von 922 Mio. Euro, die die CA Immo in der ersten Runde bot, habe man insgesamt 960 Mio. Euro gebraucht. Die Differenz, 38 Millionen, seien quasi die Finanzierungskosten auf Seiten des Bieters gewesen. Dass die CA Immo das Angebot dann auf exakt 960 Mio. Euro erhöhte, das sei einfach "Zufall", so Ettenauer.

Ettenauers Befragung konnte am Donnerstag nicht abgeschlossen werden, die Richterin beendete den Prozesstag aufgrund eines "unvorhergesehenen Ereignisses". Der zweite für heute geladene Zeuge, der ehemalige Immofinanz-Chef Eduard Zehetner, muss an einem Tag kommen.