Politik

Konten, Konstrukte und Bankgeschäfte im Hotel

Heute Redaktion
Teilen

Walter Meischberger musste der Richterin am Donnerstag erklären "wie viele Konten" ein Mensch brauchen kann. Ob seine Erklärungen glaubhaft sind, entscheidet das Gericht.

Nach anfänglicher Verwirrung um den Speicherpfad einer durchaus wichtigen Vereinbarung, ("Ich bin Apple-User, da kenn ich mich nicht aus.") ging Walter Meischberger am Donnerstag dazu über, der Richterin seine Konten-Struktur und das Offshore-Konstrukt rund um die Firmen Omega und Astropolis zu erklären.

"In meinem Fall waren es sicher überdurchschnittlich viele Konten, die da bedient wurden. Aber es hat überall einen Hintergrund gegeben", sagte Meischberger.

Geld über Delaware

Die Offshore-Konstruktion, durch die die Buwog-Provision steuerschonend und diskret (letzteres war Meischbergers Motivation für die Benützung, sagte er) auf drei Konten in Liechtenstein landete, habe ihm sein treuer Bankberater W. empfohlen. Die Hypo Liechtenstein hatte die Firma Omega dafür schon parat.

Versteht es auch nicht

Zu den genauen technischen Abläufen wusste Meischberger deshalb auch nicht viel, weil er da dem Herrn W. vollkommen vertraute. "I versteh's net, es tut ma leid", sagte die Richterin einmal. Da konnte Meischberger nur zustimmen: "I a net."

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
"Heute.at" berichtet an allen Prozesstagen LIVE aus dem Wiener Landesgericht. Lesen Sie hier, was bisher geschah.

HIER KLICKEN!

Dann ging es ans Eingemachte. Nämlich die Konten bei der Hypo Liechtenstein, von denen die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sie Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser gehören. Auf ihnen landete jeweils ein Drittel der Buwog-Provision und 200.000 Euro von der Baufirma Porr. Die Anklage vermutet, das Konto "Walter" sei KHG zuzuordnen, das Konto mit dem Pseudonym "Natalie" gehöre Meischberger und das Geld am Konto "Karin" sei für Plech gewesen.

Meischberger wiederum blieb auch heute bei seiner Darstellung: Alle drei Konten gehören einzig und alleine ihm. Eines für die Ausgaben des täglichen Lebens, Kredite, Ausbildung der Töchter, eines für Aktienspekulationen und eines für die Altersvorsorge.

"Walter" am ältesten

Absurd ist für Meischberger, dass die Anklage behauptet, das Konto "Walter" sei das von Grasser. Schließlich habe er - Meischberger - es bereits 2001 gegründet und dort hohe Geldbeträge aus seinen Firmeneinnahmen gespart. Er habe sich einen "Geldkreislauf im Ausland" schaffen wollen, unbemerkt von der Öffentlichkeit und seiner Familie. Die anderen Konten "Karin" und "Natalie" wurden später - kurz bevor die Buwog-Provision überwiesen wurde - gegründet.

Konto- und Geld-Inhaber nicht gleich

Interessant für die Richterin ist, dass der "wirtschaftlich Berechtigte" des Konto "Karin" nicht Meischberger selbst ist (wie bei "Walter" und "Natalie"), sondern Ernst Plech. Das sei trotzdem sein Geld gewesen, meinte Meischberger. Plech hätte damit in seinem Namen Immobilieninvestments getätigt.

Dieser "wirtschaftlich Berechtigte" sei in diesem Fall eben jemand anderer (Plech), als der wahre Besitzer des Geldes (Meischberger). Das habe er, glaubte Meischberger, auch seinem Bankberater und Freund W. so mitgeteilt.

Geld-Vermischung

Stutzig wurde die Richterin, als sie entdeckte, dass auf dem Konto "Karin", zu Beginn Geld gelandet war, dass eindeutig der Familie Plech zuzuordnen ist. Da habe sich sein Geld unbeabsichtigt mit Plechs Geld vermischt, sagte Meischberger dazu.

Plech plus Familie

Noch verwirrender wurde es, als klar wurde, dass auf den Konto "Karin" nicht nur Plech, sondern auch dessen Frau Karina und der gemeinsame Sohn zeichnungsberechtigt waren. Laut Meischberger habe dies der "innerfamiliären Absicherung" in der Familie Plech gedient.

"Meine Karin"

Lustige Momente gab es am Donnerstag auch. Etwa, als Meischberger auf den Gründungsunterlagen des Konto "Karin" seine Handschrift eindeutig identifizieren konnte. "Wissen's was, das ist meine Handschrift!", freute er sich. Meischberger war sich zu 100 Prozent sicher. "Sie haben mir ein großes Rätsel gelöst, dass mich seit Jahren geplagt hat."

Damit war für Meischberger auch klar, dass der Name "Karin" nicht mit Plechs Ehefrau Karina in Verbindung gebracht werden dürfe, sondern mit einer Parteikollegin namens Karin Landauer, deren Nachname er damals mit "Land", also "Immobilien" assoziiert haben will. "Danke Frau Rat, das ist meine Karin!", sagte er fast überschwänglich.

Geld verdrängt

Das Geld am Konto "Karin" sollte Plech verwenden, um für Meischberger sozusagen als Altersvorsorge in Immobilien zu investieren. Plech habe ganz frei darüber verfügen können. Er - Meischberger - habe diesen Teil seines Vermögens komplett vergessen.

Barbehebungen "Normal"

Auch die Art und Weise, wie Meischberger über das Geld in Liechtenstein verfügte, mag für einige seltsam klingen. Laut Meischberger sei folgendes Prozedere aber "völlig normal": Wenn er Geld aus Liechtenstein brauchte, habe er seinen Bankberater W. angerufen. Der habe sich dann mit ihm stets im Hotel am Stephansplatz getroffen und ihm das Geld bar übergeben. In Scheinen. Genauso funktionierte es auch mit Einzahlungen auf die Konten. Niemals habe es eine direkte Überweisung nach Österreich gegeben. Aus Diskretionsgründen.

Ganz klare Indizien

Nach all diesen komplizierten Rekonstruktionen war sich Meischberger am Ende des Tages sicher, dass durch "sehr, sehr viele ganz klare Indizien" bewiesen ist, dass das Konto "Walter" nur ihm gehören kann.

Die Richterin beließ es dabei und beendete den 32. Prozesstag. Weiter geht es erst in knapp einem Monat, am 23. Mai.

Lesen Sie hier nach, was sonst noch gesagt wurde:

(red)