Klimaschutz
Bürger-Jury wählte 19 Wiener Klimateam-Sieger
Mit dem "Wiener Klimateam" wurde ein Bürgerbeteiligungsprojekt gestartet. In drei Bezirken werden jetzt 19 klimafreundliche Projekte umgesetzt.
Reparatur-Cafés für mehr Kreislaufwirtschaft, Wurmhotels sowie Blühwiesen für die Artenvielfalt, Frischluft-Tankstellen, grüne Fassaden und Plätze für das Wohlbefinden der Städter in heißer werdenden Zeiten. Insgesamt wurden 1.100 Ideen für Klimawandelanpassung im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprojekts eingereicht, freuen sich Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und Neos-Klimasprecher Stefan Gara bei der Präsentation der 19 Siegerprojekte des Wiener Klimateams am Freitag im Wiener Rathaus.
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Im Frühjahr hatte die Stadt mit dem "Wiener Klimateam" ein neues Bürgerbeteiligungsprojekt ins Leben gerufen. Dabei wurden die Bewohner der drei Pilotbezirke Margareten, Ottakring und Simmering aufgerufen, Ideen für klimafreundliche Projekte einzureichen.
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Expertinnen und Experten prüften daraufhin die Einreichungen und wählten 283 aus den 1.100 Ideen aus. In der nächsten Runde wurden 102 konkrete Projektskizzen entwickelt und den drei Jurys in Simmering, Ottakring und Margareten vorgelegt. Diese entschieden sich schließlich für 19 Projekte, die nun umgesetzt werden.
Die Ideen konnten sowohl online als auch via Postkarte abgeschickt werden. Zusätzlich haben mehr als 30 Multiplikatoren die Wiener direkt in ihren Grätzeln aufgesucht, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam an Ideen zu feilen.
1.100 Ideen, 19 Siegerprojekte
Mit insgesamt 1.100 eingereichten Ideen kann das Beteiligungsverfahren durchaus als Erfolg verbucht werden. Von den 19 Siegerprojekten haben in Margareten fünf das Rennen gemacht, in Ottakring werden drei Ideen umgesetzt und in Simmering hat sich die Jury für elf klimafreundliche Maßnahmen entschieden.
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Für Margareten sind es eine Fassadenbegrünung, ein regelmäßiger Klimatag, eine Begrünungszone in der Margaretenstraße, ein Superblock und ein Reparatur-Café. Ottakring wird um drei große klimafreundliche Maßnahmen reicher: Rund um den Bahnhof Ottakring wird ein Ort des guten Klimas entstehen, Neulerchenfeld bekommt einen Superblock und die Friedrich-Kaiser-Gasse wird verkehrsberuhigt und begrünt.
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In Simmering wurden ein Naturpark, Wiesenflächen, ein Naturlehrpfad, eine Frischluft-Tankstelle, Flächen-Entsiegelung, mehr Begrünung, bessere Fahrradverbindungen, Öko-Klos, eine neue öffentliche Parkanlage, eine insektenfreundliche grüne Wiese und ein Wurmhotel ausgewählt. Die Vorsteher aller drei Bezirke hoben besonders das Engagement der Bezirksbewohner hervor. Zeit und Innovationskraft seien in ein gutes Stadtklima investiert worden.
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Insgesamt stellt die Stadt Wien 6,5 Millionen Euro für die Klimaprojekte der Bürgerinnen und Bürger der drei Pilotbezirke zur Verfügung. Schon 2023 werden die ausgewählten Projekte von den zuständigen Dienststellen der Stadt Wien umgesetzt. 2023 steht dann nochmals ein Budget von 6,5 Millionen Euro für neue Siegerprojekte in drei weiteren Bezirken zur Verfügung. Welche das sein werden, wird demnächst bekannt gegeben.
"Die Leute wollen wirklich aktiv werden"
"Der Klimawandel bereitet den Menschen Sorgen, sie wollen aber nicht angsterstarrt zurück bleiben, sondern aktiv werden", sagte Stadtrat Czernohorszky. "In den Köpfen der Wienerinnen und Wiener schlummern zahllose gute Ideen, die oft leider ungehört bleiben. Gerade beim Thema Klimaschutz - einem Thema, das uns alle betrifft - müssen wir die Köpfe zusammenstecken, um an Lösungen zu feilen. Und je mehr Köpfe das sind, desto besser!"
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Das kann Multiplikatorin Karin Pointner von der "Agenda Margareten" nur bestätigen. Sie war bei mehreren Infoständen und Grätzel-Besuchen mit dabei, hat Hunderte Gespräche geführt. "Die Leute wollen wirklich aktiv werden. Gerade in einem so dicht besiedelten Bezirk wie Margareten haben die Menschen die Auswirkungen der Klimakrise, den heurigen Hitzesommer, besonders intensiv gespürt."
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Manchmal war Pointner auch mit Übersetzern (ins Türkische und Arabische) unterwegs. Hier habe man erst mal die Idee des Bürgerbeteiligungsprozesses erklären müssen, denn "was für uns selbstverständlich ist, ist es für andere Bevölkerungsgruppen leider nicht", so Pointner. "Die Menschen freuten sich, dass sie um ihre Meinung gebeten wurden". Das sei auch die Idee dahinter, die Menschen miteinzubeziehen und Klimaschutz im unmittelbaren Umfeld zu schaffen.
"Wir möchten mit dem Klimateam neue Wege der demokratiepolitischen Mitbestimmung beschreiten", sagte Czernohorszky. "Wir fragen nicht, woher jemand kommt, sondern wo er oder sie lebt und wie er oder sie Wien mitgestalten möchte."
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"Eine g‘scheite Klimapolitik ist erst mit einer Bürgerbeteiligung wirklich g‘scheit", ergänzte Klimasprecher Stefan Gara (Neos). Das beweise einerseits die breite Beteiligung aus den Bezirken, die Vielzahl der klimafitten Ideen und die daraus resultierenden Projekte, die nun umgesetzt werden.