Jammer-Auftritt vor Gericht

Bub in Box gesperrt – Mutter bricht in Tränen aus

Am Landesgericht Krems (NÖ) wird ab Montag einem Frauenduo (33, 41) der Prozess gemacht, die einen Buben (12) gefoltert und fast getötet haben sollen.

Christian Tomsits
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    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    Sabine Hertel

    Gebückte Haltung, brüchige Stimme, lange Schweigepausen: Die angeklagte Mutter (33), die ihren Sohn mit einer Komplizin gequält, gefoltert und beinahe getötet haben soll, gab sich am Montag vor Gericht unscheinbar und ahnungslos. "Ich habe immer gedacht, mein Kind hasst mich", jammerte die 33-Jährige in ihrer Aussage. Sein Verhalten sei von Anfang an nicht normal gewesen.

    Ermutigt von ihrer mitangeklagten Freundin (41) soll die 33-Jährige im November 2022 ihren damals 12-Jährigen mit Wasser übergossen und bei offenem Fenster stundenlang und sogar über Nacht in einer kleinen Hundebox wie ein Tier gehalten haben – wir berichteten. Der frierende, verletzte und stark untergewichtige Bub fiel ins Koma – hatte nur noch 26 Grad Körpertemperatur.

    Als die Staatsanwältin grausame Details der Anklage erläuterte, brach die Mutter in Tränen aus. Das Kind soll regelrecht um Essen gebettelt haben, wurde auf 40 Kilo ausgehungert. Am kleinen Körper des Buben klafften eitrige Wunden. "Sein Immunsystem hat aufgegeben. Er konnte am Ende nicht mehr gehen, blickte nur noch ins Leere und fiel schlussendlich ins Koma", so die Staatsanwältin.

    Zuvor wurde er täglich geschlagen, gefesselt und gefoltert. Chats belegen, wie die Zweitangeklagte immer wieder Tipps gegeben hatte. "Sie müssen sich vorstellen: Das sitzt ein nasses, schreiendes Kind in einer Hundebox und die eigene Mutter steht daneben und schaut zu. Mehr noch, es hat ihr Spaß gemacht, das Kind zu quälen", unterstellte die Anklägerin.

    Anwältin Astrid Wagner zum unglaublichen Fall

    "Sie geriet in den Sog eines bösen, sadistischen Menschen", führte Verteidigerin Astrid Wagner aus und meinte damit die Zweitangeklagte (41). Die soll alles geplant und angeleitet haben. Deren Verteidiger Sascha Flatz widersprach: "Meine Mandantin ist selbst eine liebevolle Mutter. Hätte sie davon gewusst, wie schlimm das Kind der Erstangeklagten zu Hause gequält wurde, wäre sie eingeschritten."

    Das Anwaltsduo Astrid Wagner und Sascha Flatz, dahinter die Box, in der das Kind ausharren musste.
    Das Anwaltsduo Astrid Wagner und Sascha Flatz, dahinter die Box, in der das Kind ausharren musste.
    "Heute"-Montage

    "Mutter hat alle manipuliert"

    Was die Erstangeklagte mache, die meinte, es seien immer die anderen schuld, sei eine Täter-Opfer-Umkehr. "Das Kind hat sich ja ihre Faust nicht selbst ins Gesicht geschlagen. Das war schon die Mutter." Sie sei sadistisch und höchstmanipulativ. Auch seine Mandantin sei von ihr manipuliert worden.

    Mutter mimte das Unschuldslamm

    Bei ihrer Aussage verstrickte sich die Mutter dann in Widersprüche: Auf viele Fragen der Richterin wusste sie einfach keine Antwort und schwieg. Wie etwa, warum der Bub seit Juni 2022 ausschließlich auf einem "Hundenest" für kleine Hunde und nicht mehr in einem Bett schlafen musste oder warum in seinem Zimmer Überwachungskameras installiert wurden.

    Diese seien von einem mysteriösen "Harald" installiert worden, die "Idee hatte meine Freundin", meinte die Mutter die Zweitangeklagte. Vor ihr habe sie Angst gehabt und alles gemacht, was sie ihr gesagt habe. Der Prozess ist auf 3 Tage anberaumt, zahlreiche Zeugen sagen aus. Bei einer anklagekonformen Verurteilung wegen versuchten Mordes drohen der Mutter 20 Jahre Haft, der Komplizin 15 Jahre. Die Unschuldsvermutung gilt.

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