FPÖ-Mann sieht "Skandal"
Brisantes SPÖ-Papier: ORF stellt SORA-Nachfolger ein
Eine peinliche Mail-Panne wurde dem Meinungsforschungsinstitut SORA zum Verhängnis. Nun bekommt das Nachfolgeinstitut wieder einen ORF-Auftrag.
Ende September 2023 sorgte ein unabsichtlich geleaktes SPÖ-Strategiepapier für Aufsehen. Bei dem veröffentlichten Papier, das ohne Auftragserteilung der Partei durch das Sozialforschungsinstitut SORA erstellt wurde, war unter anderem auch ein mögliches Schattenkabinett für Parteichef Andreas Babler enthalten.
ORF beendete Zusammenarbeit
Das Papier sorgte politisch für viel Aufsehen, zumal SORA im ORF bei Wahlen für Hochrechnungen und Wählerbefragungen zuständig war. Der ORF beendete nach Aufkommen des Leaks die Zusammenarbeit – diese sei "nicht mehr möglich", hieß es damals. "Jeglicher Anschein von Einseitigkeit muss unterbunden werden", argumentierte der Öffentlich-Rechtliche.
Foresight bekommt Posten
Auch bei SORA gab es Konsequenzen: Günther Ogris trat von seinen Funktionen zurück, sein Ex-Partner Christoph Hofinger krempelte das Institut um und nannte es "Foresight". Ogris fungierte dabei als externer Berater.
Indes machte sich der ORF auf die Suche nach einem neuen Institut. In einem Schreiben der Kanzler Casati – sie hatte die Stellenausschreibung veröffentlicht – vom 28. Juni hieß es, "Foresight" habe eine "Auftragserteilung" zum Rahmenvertrag "ORF Wahlforschung" erhalten. Darüber berichtete zuerst der "Kurier". Die Auftragssumme belaufe sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Man betonte, dass Ogris weder direkt noch indirekt etwas mit dem Auftrag zu tun habe.
"Ein ziemlicher Skandal"
FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler kritisierte in einem Gespräch mit dem "Kurier" die ORF-Entscheidung. Die Vergabe sei "ein ziemlicher Skandal", sagte er. SORA habe letztes Jahr eine "Dirty Campaigning-Strategie" für die SPÖ erstellt, so Westenthaler – "dass ein dreiviertel Jahr später mit neuem Türschild wieder beauftragt wird, kann es nicht sein."
Er verwies dabei auf andere Bewerber, die im Rennen um den lukrativen Posten waren – etwa ein renommiertes Institut aus Deutschland. Dem FPÖ-Vertreter sei die ursprüngliche Ausschreibung "seltsam" vorgekommen: "In der Ausschreibung wurden Mindeststandards definiert, das kaum ein österreichisches Institut erfüllen haben können."
Der ORF kommentierte die Angelegenheit auf "Kurier"-Anfrage nicht.