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Tote Hose in Wiens Bordellen, Prostituierte vor Ruin

Viele Sex-Dienstleisterinnen kämpfen in der Corona-Krise derzeit ums nackte Überleben. In einem Laufhaus in Wien-Mitte sprechen betroffene Frauen über die drohende Armut.

André Wilding
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"Ich leide natürlich unter der Corona-Krise", erzählt Evi im Gespräch mit "Puls 24". Seit zehn Jahren arbeitet die Ungarin schon als Sex-Arbeiterin in Österreich. Seit knapp zwei Monaten hat Evi nun kein Einkommen mehr, denn am 16. März mussten Österreichs Bordelle schließen. "Ich arbeite momentan gar nicht", erklärt die Frau.

Zwar werden in Österreich schrittweise die Corona-Maßnahmen wieder gelockert, das Betreten von Einrichtungen zur Ausübung von Prostitution, wie Bordelle oder Laufhäuser, bleibt aber weiterhin verboten. Die Situation der Sex-Arbeiterinnen im Land ist also prekär, vielen droht nun sogar die Armut.

"Nach ein paar Monaten ist Erspartes weg"

Auch Angelina kämpft um ihre Existenz, sie bietet ihre Dienste aber nun im Online-Bereich an. "Einen Teil konnte man sich natürlich ansparen, aber das reicht auch nur begrenzt. Nach ein paar Monaten ist dann wirklich alles weg", sagt die Frau gegenüber "Puls 24"-Chefreporterin Magdalena Punz.

Unterstützung erhält die Sex-Arbeiterin derzeit von Stammkunden. "Ich tausche Fotos und Videos mit ihnen aus und sie überweisen mir dann das Geld", erzählt Angelina. Um weiter Geld verdienen zu können, arbeiten viele Prostituierte nun auch heimlich.

"Wenn man finanziell davon abhängig ist, dann wird man vielleicht über seinen Schatten springen und das (Anm. Sex) dann schon vorher anbieten müssen", so Angelina weiter. Trotz saftiger Strafen von bis zu 3.600 Euro verlagert sich das Geschäft mit der Liebe nun in private Wohnungen.

"Das kann nicht nur passieren, es passiert. Die Nachfrage ist da, Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Es sind die Frauen, die sich momentan an die Gesetze halten, benachteiligt", sagt Maximilian Markgraf, der für einen Betreiber zweier Laufhäuser in Wien arbeitet, zu "Puls 24".

Konzept von Regierung erwartet

Und weiter: "Die illegale Prostitution ist ein großes Thema geworden, weil sie einfach auch Arbeit von Menschen zerstört, die sich dafür stark gemacht haben, dass die Sex-Dienstleistung in die Legalität gezogen wird". Markgraf erwartet sich daher von der Regierung ein Konzept, wie es mit Laufhäusern in Zukunft weitergehen soll. Einen solchen Fahrplan gibt es aber noch nicht.

Die Ersparnisse vieler Sex-Arbeiterinnen werden aber bald aufgebraucht sein, auch wenn das Online-Geschäft Auswege schafft. "Auf einschlägigen Plattformen werden Inserate geschalten und da muss man kein Hellseher sein, um zu wissen, was sich dahinter verbirgt", so Maximilian Markgraf gegenüber "Puls 24".

Hilfestellungen für Sex-Arbeiterinnen bietet das Beratungszentrum "Sophie" der Wiener Volkshilfe an. "Es ist eine wirklich schwierige Situation für diese Frauen, die komplett mit Nichts dastehen", so Tanja Wehsely, Geschäftsführerin Volkshilfe Wien.

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