Ukraine

Bomben auf Geburtenklinik in Mariupol fordert drei Tote

In Mariupol sind seit Beginn der russischen Belagerung 1.207 Zivilisten gestorben. Besonders tragisch: Der Angriff auf eine Geburtenklinik.

Leo Stempfl
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    Vor wenigen Minuten noch im Kreißsaal, mussten hochschwangere Frauen nach den Bombeneinschlägen schnell in Sicherheit gebracht werden.
    Vor wenigen Minuten noch im Kreißsaal, mussten hochschwangere Frauen nach den Bombeneinschlägen schnell in Sicherheit gebracht werden.
    Evgeniy Maloletka / AP / picturedesk.com

    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht nun den endgültigen Beweis für einen Genozid an seinem Volk und Kriegsverbrechen durch die von Wladimir Putin entsandten Truppen. Bereits seit mehreren Tagen ist die südostukrainische Hafenstadt Mariupol komplett umzingelt.

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    Wasser, Energie und Lebensmittel werden knapp, humanitäre Korridore zur Evakuierung von Zivilsten werden von den Russen beschossen. "1.207 friedliche Bewohner von Mariupol" seien in den vergangenen neun Tagen gestorben, schreibt die Stadtverwaltung auf Telegram. Am Mittwoch schließlich der tragische Höhepunkt: Bomben fielen auf ein Krankenhaus.

    17 Opfer, mindestens drei Tote

    Am schwersten getroffen wurde ausgerechnet die Geburtenklinik. Mehrere Frauen lagen zum Zeitpunkt der Explosionen im Kreißsaal, andere versteckten sich in den Kellern. Erschütternde Bilder zeigen Helfer, die hochschwangere Frauen auf Tragen an den Bombentrichtern vorbei in Sicherheit bringen.

    Am Donnerstag dann tragische Gewissheit: Bisher wurden drei Todesopfer bestätigt, darunter ist auch ein Kind. Eine der Bomben verfehlte das Hauptgebäude nur um wenige Meter und hinterließ einen zwei Stockwerke tiefen Krater. Weil es aber auch kleinere, direkte Treffer gab, wurden insgesamt 17 Personen verletzt.

    Laut der stellvertretenden Ministerpräsidentin Olha Stefanishyna gäbe es keinen Zweifel, dass die Geburtenklinik gezielt bombardiert wurde. Glücklicherweise befand sich ein Großteil der Schwangeren auf Anordnung der Klinikleitung bereits im Keller.

    Genozid

    "Was für eine Gräueltat! Wie lange will die Welt noch zusehen? Schließt den Luftraum sofort! Stoppt das Töten!", erneuerte Selenski seinen Appell in Richtung Westen. Der Angriff auf das Spital sei der "ultimative Beweis, dass das, was hier passiert, ein Genozid an den Ukrainern ist".

    "Es gibt wenig verwerflicheres, als die Verletzlichen und Schutzlosen zu attackieren", sagte auch der britische Premierminister Boris Johnson. Das Weiße Haus zeigte sich ebenso tief betroffen.

    Russland findet unterdessen eine kuriose Erklärung, die den Bildern und Videos aber widerspricht. Das ukrainische Militär habe die Geburtenklinik gekapert und von dort aus hätten Soldaten geschossen. "So entstehen Fake News", twitterte der stellvertretende Abgesandte Russlands bei den Vereinten Nationen.