"Diese Gefahr ist vorbei"

Bluttaten gegen Obdachlose: Aufatmen in Tageszentren

Der 17-jährige gestand die Attacken auf Obadchlose. In der Community herrscht Erleichterung, erzählt Caritas Streetwork-Leiterin Susanne Peter.

Yvonne Mresch
Bluttaten gegen Obdachlose: Aufatmen in Tageszentren
"Heute" sprach mit Caritas Streetwork-Leiterin Susanne Peter über die Stimmung unter Obdachlosen nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters.
Helmut Graf

Es war 7 Uhr morgens, als Susanne Peter, leitende Sozialarbeiterin der Caritas, den Radio aufdrehte – wie jeden Tag. Doch diesmal horchte sie auf: Der mutmaßliche Obdachlosen-Killer war gefasst worden. "Es war eine große Erleichterung, ich habe gedacht 'Gott sei Dank'", erinnert sich die Streetwork-Leiterin.

"Wir informieren die Menschen auf der Straße"

Drei Messerattacken auf Obdachlose erschütterten im Sommer die Stadt, zwei Menschen starben. Die Unsicherheit unter auf der Straße lebenden Menschen war groß, die Caritas verteilte Trillerpfeifen und Taschenalarme – wir berichteten. Lange wurde nach dem Täter gefahndet, nun stellte er sich selbst der Polizei.

In der Community wurde die Nachricht wenig überraschend mit Wohlwollen aufgenommen: "Alle sind sehr erleichtert, dass diese Gefahr vorbei ist", so die Streetwork-Chefin. In der täglichen Arbeit würden die Sozialarbeiter versuchen all jenen Klienten, die noch nicht informiert sind, die Neuigkeiten mitzuteilen. "Wir geben Entwarnung, so wie wir damals auch über die Vorfälle informiert haben. Nicht alle können es aufgrund ihrer psychischen Situation wahrnehmen, aber die die es können, sind erleichtert."

Aufatmen auch unter Sozialarbeitern

Eines stellt die Expertin jedoch mehrmals klar: "Was die Leute im Moment am meisten beschäftigt, ist die Kälte, die schon so lange andauert und die zusätzliche Nässe. Wir hatten bereits Klienten mit Erfrierungserscheinungen, zwei sind im Krankenhaus. Wo bekomme ich etwas zu Essen, Kleidung und einen warmen Schlafplatz – das sind die vorherrschenden Themen."

Jugendliche verfolgten Obdachlosen

Ein Aufatmen herrsche indes bei den Mitarbeitern der Obdachlosenhilfe: "Die Nachricht wurde gleich in allen Whatsapp-Gruppen verschickt, wir waren alle erleichtert. Schließlich waren wir permanent in Sorge, dass etwas passiert." Alarme würden weiterhin verteilt werden, vor allem wenn jemand einsam auf der Straße schlafe. "Wir fragen dann nach, da wir merken, es wirkt. Ein Obdachloser wurde von Jugendlichen verfolgt. Er setzte die Pfeife ein und sie haben abgelassen", so Peter.

"Lasst Frust nicht an den Schwächsten aus!"

"Dank der Stadt Wien konnte auch in diesem Jahr die Zahl der Notschlafplätze im Winter auf 1000 aufgestockt werden. Dort finden Menschen einen warmen Schlafplatz und Sicherheit", so die Leiterin. Angst vor Gewalt bleibt für Menschen auf der Straße leider Realität. "Viele schlafen mit einem Auge offen. Die Kälte macht ihnen gerade zusätzlich zu schaffen." Sie appelliere an alle, Frust nicht an den Schwächsten auszulassen. "Sie sind Menschen wie du und ich und haben ein Recht auf Wertschätzung!" Wer helfen will, kann hier ein Gruft Winterpaket kaufen. 

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    In der Mordserie an Obdachlosen in Wien suchte die Polizei nach diesem Verdächtigen. Am 11. Dezember hat sich der 16-Jährige selbst gestellt.
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    LPD WIEN
    ym
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