Politik
"Bin ein blutiger Amateur" – Kickl überrascht in TVtalk
FPÖ-Chef Herbert Kickl stellte sich im PULS24-Sommergespräch kniffligen Fragen – und überraschte mit einer privaten, kulinarischen Anekdote.
Wie bei den Puls24-Sommergesprächen üblich führte die erste Station Herbert Kickl ins Reich von Grillmeister Michael Winter. "Sie wissen, die einfachsten Sachen sind dann immer die komplexesten", kommentierte der FPÖ-Chef seinen kulinarischen Wunsch nach Grillwürstel und outete sich dabei als absoluter Fan von in Schweindarm gefülltem Brät:
"Ich esse ja ganz gerne Grillwürstel. Ich mach das im Büro, lass sie mir vom Würstelstand kommen, mit einer Schnitte Brot, mit scharfem Senf und mit scharfen Pfefferoni." Jetzt wolle er wissen, wie sein Leibgericht von einem echten Grillmeister zubereitet schmecke: "Ich selber mach' sie auch immer wieder, aber ich bin ja ein blutiger Amateur".
Der echte Grillmeister im Hause Kickl sei ja eigentlich sein Sohn. "Das gelingt immer. Und ich bin froh, wenn ich mich mal zurücklehnen und mich verwöhnen lassen kann." Ein paar "Kickl-Wedges" (längs geviertelte Erdäpfel) und im Eck "rechts hinten" aufgelegte Würsteln – da musste sogar der FP-Chef kurz lachen – später, ging es ans Eingemachte:
"Russen sind gewohnt, in Armut zu leben"
Bei der anschließenden Polit-Wanderung über die angrenzende Wiese legte der Ober-Blaue seine Sichtweise auf den Ukraine-Krieg dar. Dabei betonte er neuerlich, dass man mit Russland verhandeln müsse. "Wir brauchen eine gedeihliche Zukunft im Verbund mit Russland", meint er zu Österreichs Stellung in der EU-Sanktionspolitik. Man könne einen Frieden nicht mit Sanktionen und Waffenlieferungen erreichen.
"Die Russen sind es gewohnt, in der breiten Masse in Armut zu leben. Die kennen das. (…) Wir kennen das seit dem Zweiten Weltkrieg und der Aufbauphase nicht mehr", sagte Kickl. Die Sanktionsstrategie der EU würde der eigenen Bevölkerung "enormen Schaden" zufügen. Gleichzeitig teilt er gegen EU und Regierung aus: Was die Ukraine angehe, sei man "ähnlich verbohrt, wie bei Corona".
Auch bei der Umstellung auf Gas-Alternativen drückt der Freiheitliche auf die Bremse. Österreich würde sich nur im Eiltempo von anderen Ländern abhängig machen. Ist der neue Masterplan der Umstieg auf Erneuerbare? Zumindest die CO2-Abgabe ab Oktober hält Kickl für "sinnlos". "Ich kann ja nicht auf der einen Seite hergehen und jeden Tag irgendwelche Ideen entwickeln, wie ich die Menschen entlaste und dann gib ich ihnen ein paar Euro in den linken Hosensack und aus dem rechten ziehe ich es ihnen wieder raus. Das ist doch absurd". Generell brauche es für ihn kein "Gouvernantentum und Schulmeisterliches", um die Energiekrise zu meistern. Er will stattdessen auf Eigenverantwortung setzen.
Rosenkranz soll Regierung entlassen
Die aktuellen Umfragewerte der Freiheitlichen würden zeigen, dass man "am richtigen Weg" sei, so Kickl weiter. Die trotzdem mäßigen Erfolgschancen kommentiert er so: "Es geht nicht darum, dass man die Umfragen gewinnt, sondern die Wahlen". Sollten die Blauen dennoch stimmenstärkste Partei werden, "dann glaube ich, wäre es der größte Affront gegenüber den Wählern, zu sagen, wir verschließen uns jetzt einer Aufnahme von Gesprächen über eine Koalition".
Vor einer möglichen Nationalratswahl ist aber noch die Bundespräsidentenwahl zu schlagen. Seinem eigenen Kandidaten, Volksanwalt Walter Rosenkranz, traut Kickl nicht nur einen Sieg zu, sondern auch, dass er die Regierung sofort entlässt. Wie PULS24 hervorhebt, wird einem neuen Staatsoberhaupt formell nach Amtsantritt dieser Schritt ja angeboten – und traditionell abgelehnt. "Wer sagt denn, dass man das nicht diesmal anders machen kann", spitzzüngelt Kickl, denn: "Es ist sehr, sehr viel passiert in diesen letzten zwei Jahren" und die Situation sei "sehr dramatisch".
Nicht in der Opferrolle
Von einer Opferrolle will er aber nichts wissen. Anfeindungen und Drohungen gegen seine Person würde er "nicht an die große Glocke" hängen. "Wer eine bestimmte Funktion einnimmt, der weiß, dass das dazugehört". Ansonsten sei er "im falschen Job", meint er verächtlich schnaubend im Sommergespräch. Dennoch betont er, dass das "nicht in Ordnung" sei.
Sowohl die beiden Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Wolfgang Mückstein als auch die Landeshauptmänner Günther Platter und Hermann Schützenhöfer hatten ja Morddrohungen als einen ihrer Gründe für den Rücktritt genannt. Doch gerade bei den beiden VP-Landeskaisern vermutet Kickl einen Vorwand. Diese hätten die politische Talfahrt ihrer Partei gesehen und seien abgesprungen. Das zeuge nicht von "einem gestandenen Mannsbild", denn man entziehe sich der politischen Verantwortung.